Im Winter stehen Wespennester leer. Das heißt, man kann sie problemlos entfernen. Doch es gibt auch einen einleuchtenden Grund, sie dranzulassen, wie eine Expertin im Interview erklärt.
WinterWespennest am Haus soll weg? Jetzt ist ein guter Zeitpunkt
Wespen spielen eine wichtige Rolle im Naturkreislauf, doch am eigenen Haus oder Schuppen mag man ihr Nest vielleicht nicht haben. Aus Angst vor Stichen oder auch Sorge vor Schäden an der Immobilie. Hängt noch eins an der Fassade, kann man es jetzt problemlos selbst entfernen.
Warum, das erklärt Insektenexpertin Laura Breitkreuz vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Sie nennt aber auch Gründe, die dafür sprechen können, es dort zu lassen, wo es ist.
Wann ist ein guter Zeitpunkt, um ein Wespennest zu entfernen?
Laura Breitkreuz: Jetzt im Winter gibt es kein einziges Wespennest, das bewohnt ist, zumindest bei uns in Deutschland. Bei Bienen ist das anders. Honigbienen überwintern als Staat, aber Wespen machen das nicht. Der gesamte Wespenstaat stirbt zum Herbst hin. Dementsprechend kann man ein Wespennest, was leer ist, auch im Winter entfernen.
Das würde auch nicht wieder bezogen werden. Die neuen Jungköniginnen paaren sich erst, suchen ein Überwinterungsquartier und fangen dann im Frühling an, ein komplett neues Nest zu bauen. Das heißt, sie ziehen nicht wieder zurück in das alte Nest. Dementsprechend hat das im Grunde keinen Wert mehr für die Wespen.
Manchmal ist es aber auch gar nicht so dumm, das leere Wespennest dazulassen, wenn es einen nicht stört. Denn dann wird an der Stelle nicht direkt ein zweites Nest gebaut. Normalerweise halten Wespen da einen gewissen Abstand.
Darf ich das Nest selbst entfernen oder muss ein Experte kommen?
Breitkreuz: Jetzt, wo es unbewohnt ist, darf man das selbst entfernen. Wenn es dann später im Jahr ist und ein neues Nest gebaut wurde, dann sind da wieder Wespen drin. Das darf man nicht selbst entfernen, das muss man von Expertinnen entfernen lassen per Gesetz. Das sind meistens Kammerjäger, oder man kann gucken, ob es vor Ort einen Wespendienst gibt. Man kann sich auch an die lokale Nabu-Gruppe wenden, die haben eventuell Kontakte.
Da gibt es also verschiedene Personen, die das offiziell machen dürfen. Aber eben auch nur, wenn es einen guten Grund gibt. Weil die Wespen, wie alle anderen Wildtiere auch, unter Naturschutz stehen.
Was sind denn gute Gründe, das Wespennest zu entfernen - oder es doch zu behalten?
Breitkreuz: Ein guter Grund ist zum Beispiel eine Allergie. Tiere oder Kinder in der Nähe auch. Ansonsten würde ich immer noch mal genau überlegen: Ist das etwas, was ich überhaupt nicht tolerieren kann? Wenn das am Eingang ist, verstehe ich das. Man möchte natürlich noch in seinen Schuppen oder sein Haus rein.
Aber wenn es jetzt zum Beispiel an einem hinteren Teil vom Schuppen ist und man da normalerweise nie lang geht, dann kann man sich überlegen, ob man die Natur vielleicht auch ein bisschen dulden kann, denn Wespen sind unglaublich praktisch für den Garten. Mit denen braucht man sehr viel weniger Schädlingsbekämpfungsmittel, am besten gar keine. Denn Wespen haben einen sehr hohen Proteinbedarf, das heißt, sie fangen ganz viele andere Insekten.
Übrigens braucht man keine Panik zu bekommen, wenn sie einem vorm Gesicht herumschwirren. Das ist nicht als Angriff zu sehen, sondern sie machen das, weil sie nur scharf sehen können, wenn sie sich hin und her bewegen. Sie wollen nur erkennen, was um sie herum vor sich geht. Also: ruhig bleiben, und nicht nach den Wespen schlagen oder pusten. (dpa)