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Hausbesitzer-WissenSo lesen Sie den Energieausweis richtig

Lesezeit 3 Minuten

Seit vergangenem April müssen ihn Eigentümer bei Haus- und Wohnungsbesichtigungen unaufgefordert vorlegen: Den Energieausweis. Und die wichtigsten Daten müssen bereits in der Immobilienanzeige stehen. Das soll Kauf- und Mietinteressenten zeigen, in welchem energetischen Zustand das Haus ist. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die auch wissen, wie man den Energieausweis richtig deutet.

Zunächst unterscheidet man zwischen zwei Varianten:

Bedarfsausweis: Er zeigt die energetische Qualität eines Gebäudes. Ablesen lässt die sich am sogenannten Endenergiekennwert. Der zeigt den Energiebedarf des Gebäudes bei einem Standard-Nutzungsverhalten. Grundlage des Endenergiekennwerts sind die energetischen Eigenschaften der Gebäudehülle und der Heizungsanlage. Er ist daher unabhängig vom Verbrauchsverhalten der Bewohner und ermöglicht es, die energetische Qualität unterschiedlicher Gebäude miteinander zu vergleichen. Für die energetische Bewertung eines Hauses ist der Bedarfsausweis daher auch aussagekräftiger als der Verbrauchsausweis.

Verbrauchsausweis: Er zeigt den Energieverbrauch der vergangenen drei Jahre – ist also abhängig vom Heizverhalten der Bewohner. Auskunft über den energetischen Zustand des Gebäudes gibt er kaum, sagt Rudolf Klapper, Kölner Energieberater bei der Verbraucherzentrale NRW. „Wenn die bisherigen Mieter beispielsweise sehr wenig geheizt haben, ist der Wert in einem Verbrauchsausweis möglicherweise niedrig, obwohl die Heizung alt ist und Dämmung fehlt.#fob“

Die Verbraucherzentrale NRW bietet einen Flyer mit Rechenscheibe an, mit der sich der persönliche Energiekennwert ermitteln lässt. Den kostenlosen Flyer gibt es in den Beratungsstellen,

in Köln:

Verbraucherzentrale NRW,

Frankenwerft 35,

50667 Köln

Außerdem bieten die Verbraucherschützer Hilfe bei der Deutung von Energieausweisen an.

Kontakt: Rudolf Klapper

0221/84618815 oder per Mail: koeln.energie@vz-nrw.de

Weitere Informationen gibt es

unter

www.vz-nrw.de/energieausweis

Farbskala: Der Endenergiekennwert des Gebäudes ist auf einer Farbskala, dem sogenannten Bandtacho, eingetragen. Auf neuen Ausweisen steht zusätzlich die Energieeffizienzklasse – von A+ für besonders effiziente Gebäude bis H für Immobilien mit sehr hohem Energieverbrauch oder -bedarf.

Änderungen: Vergleichen Sie Gebäude immer anhand der exakten Endenergiekennwerte, nicht allein auf Grundlage der Farbskala. Die Zuordnung der Kennwerte zu den Farbbereichen hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Ein Gebäude, das auf einem älteren Energieausweis noch im grünen Bereich lag, kann auf einem neuen bereits im gelben liegen. Energieausweise sind zehn Jahre lang gültig.

Richtwerte: Der Durchschnitt der Wohngebäude in Deutschland hat einen Bedarf von rund 160 kWh/(m²a) (Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr) und gehört damit zur Effizienzklasse E. Ein typischer Neubau hat einen Energiebedarf von etwa 50 kWh/(m²a), was Klasse A oder B entspricht. Ein unsaniertes Einfamilienhaus benötigt in der Regel über 200 kWh/(m²a) und liegt damit in Klasse G oder H.

Bewertung: Ob ein Kennwert etwa von 99 gut oder schlecht ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt zunächst darauf an, um welche Art von Haus es sich handelt. Viele Altbauten etwa rangieren im dreistelligen Bereich und können einen so niedrigen Wert wie 99 ohne aufwendige Sanierung gar nicht erreichen. In diesem Fall kann dieser durchaus gut sein.

Warmwasser: Achten Sie darauf, ob der Kennwert auch den Energieverbrauch für die Warmwasserbereitung enthält. Falls nicht, muss dieser noch addiert werden: Dazu den angegebenen Wert um eine Pauschale von 20 kWh/(m²a) erhöhen.

Abweichungen: Die Werte auf dem Energieausweis gelten nicht für einzelne Wohnungen – sondern immer nur für das gesamte Gebäude. Wohnungen im Erdgeschoss, unter dem Dach oder mit mehreren Außenwänden haben oft einen deutlich höheren Energieverbrauch.

Vergleich: Es lassen sich immer nur jeweils die Bedarfs- oder nur Verbrauchswerte untereinander vergleichen. Untersuchungen zufolge liegt der Endenergiekennwert eines Verbrauchsausweises meist unter dem eines Bedarfsausweises – für ein und dasselbe Haus.

Energiekosten: Wie hoch die endgültigen Energiekosten sein werden, lässt sich nicht aus den Kennwerten ableiten. Dafür sind die Kosten von zu vielen weiteren Faktoren abhängig: Etwa von der künftigen Preisentwicklung, welcher Brennstoff verwendet wird, wie die Wohnung beheizt wird und wie viel Warmwasser die Bewohner verbrauchen.