„Ein Löffel für Papi“Fünf Sätze, die Sie nie zu Ihrem Kind beim Essen sagen sollten
Köln – Frisch gekochtes Essen steht auf dem Tisch, die ganze Familie sitzt schön zusammen. Wie herrlich! Dann wird der erste Brokkoli quer durch den Raum geschleudert, angewidert mit den Händen im Gericht gewühlt oder der Teller einfach nur mit lautem Protest weg geschoben. Das kann doch nicht wahr sein, denkt man im ersten Moment. Das Kind MUSS doch was essen! Und dann rutschen sie einem heraus, diese typischen Sätze, die man eigentlich nie, nie, niemals zu seinen Kindern sagen wollte: „Wenn du das nicht aufisst, dann…“
Tricks und Drohungen, damit das Kind isst
Wenn es um das Essverhalten ihrer Kinder geht, sind viele Eltern so ratlos, dass sie sich nur noch mit Tricks, Bestechungen und Drohungen zu helfen wissen. Es wird alles versucht, um dem Kind wenigstens ein bisschen Karotte unterzujubeln. Oder es dazu zu bringen, überhaupt genug zu essen.
Doch Eltern sollten aufpassen, was sie rund um das Thema Essen zu ihren Kindern sagen, warnt die BBC-Expertin und Psychotherapeutin Susie Orbach. Denn in scheinbar harmlosen Sätzen steckten oft schwierige Botschaften.
Diese Sätze sollten Eltern unbedingt vermeiden:
Nur wenn du das Gemüse isst, kriegst du auch Nachtisch
Durch solch einen Satz werde das gesunde Essen verteufelt und das Dessert als magischer Preis für etwas verstanden, das man nicht tun will, sagt Psychotherapeutin Orbach. Um Kindern Gemüse schmackhaft zu machen, könnten Eltern dem Kind stattdessen anbieten, es das nächste Mal gemeinsam zuzubereiten, vielleicht in anderer Form, die dem Kind schmecke. So zeige man ihm, dass man seinen Geschmack respektiere und es lerne, dass Essen ganz unterschiedlich zubereitet werden kann.
Komm, nur ein Löffelchen für Papi/Oma/Mama!
Wenn das Kind einfach gar nichts essen möchte, greifen Eltern nicht selten zu solchen „Überredungen“. Um den Menschen, die es lieben, zu gefallen, werde das Kind dann sicher das ein oder andere Löffelchen essen, selbst wenn es keinen Hunger hat, sagt Orbach. Dadurch bringe man ihm aber bei, das eigene Hungergefühl zu übergehen. Besser wäre, die Eltern sagten so etwas wie: „Ich weiß, dass du denkst, keinen Hunger zu haben. Aber du bist so viel herum gerannt und bestimmt ausgepowert. Warum versuchst du nicht einen Bissen und schaust, ob dir das gut tut?"
Wenn du dein Spielzeug weggeräumt hast, kriegst du ein Eis
Verknüpft man notwendige Aufgaben, die das Kind selbstverständlich tun müsste, mit einer Belohnung – hier mit dem Eis –, dann sende das eine ganz falsche Botschaft, sagt Orbach. Der Fokus sollte stattdessen darauf liegen, dass es befriedigend und gut ist, Dinge zu erledigen. Kinder lernten dadurch, dass sie etwas schaffen können. Eltern könnten das unterstützen, indem sie so etwas sagen wie: „Gut gemacht. Obwohl du es nicht tun wolltest, hast du das richtig gut erledigt.“
Mach dir keine Gedanken, dass dich das Kind geärgert hat – hier hast du was Süßes!
Wenn Eltern so etwas sagen, werde das Kind Schmerz und Enttäuschung damit verbinden, dass ihm danach die Situation versüßt wird, erklärt Susie Orbach. Statt es zu ermutigen, seine Gefühle herauszulassen, stopfe man ihm quasi den Mund mit Schokolade. Die negativen Gefühle aber brodelten trotzdem in ihm weiter. Das Kind speichere so auch ab, dass die einzige Reaktion auf schwierige Situationen ist, einfach noch mehr zu essen. Stattdessen sollten Eltern das Kind fragen, was passiert ist – und dann aufmerksam zuhören und für es da sein.
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Iss nicht so viel, sonst wirst du dick
Durch diesen Satz werde Essen automatisch mit etwas Schrecklichem und Ablehnendem gleichgesetzt, erklärt Susie Orbach. Dass Kinder manchmal richtig viel Hunger haben und manchmal kaum etwas essen, das sei normal. So merkten sie, dass Essen auch damit zu tun hat, den Hunger zu stillen. Und entwickelten ein Gefühl dafür, wann sie satt sind. Eltern könnten solche Situationen so kommentieren: „Wow, du hast aber heute einen riesen Hunger. Das geht mir auch oft so. Manchmal könnte ich so viel essen wie ein Löwe, manchmal brauche ich nicht so viel.“
(iwo)