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Elf obskure BeispieleWie sich frischgebackene Eltern verrückt machen lassen

Lesezeit 5 Minuten
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Ganz schön anstrengend, wenn zum wenigen Schlaf auch noch panikmachende Anmerkungen von außen kommen.

Ungebetene Ratschläge bekommen wir unser ganzes Leben lang – so viele wie in der Schwangerschaft oder nach der Geburt bekommen wir wohl aber nie wieder. Alle scheinen plötzlich mitreden zu wollen.

Wozu das führt? Bei vielen vor allem zu Verunsicherung. Das kann für Situationen sorgen, die an Skurrilität kaum zu überbieten sind. Wir haben einige der witzigsten gesammelt (und die Namen der Beteiligten zu ihrem Schutz verändert) – und sie von Hebamme Christine Bergeest einordnen lassen.

Babyschalen-Gefahr: Drei Tage bis nach Hamburg

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Ein Neugeborenes in der Babyschale im Auto.

Weil eine Freundin sie warnte, las sich Nicole die Gebrauchsanweisung für die Babyschale noch einmal genauer durch. Darin stand die Empfehlung, ein Baby nicht länger als 15 Minuten darin sitzen zu lassen. Deswegen plante sie für eine Autofahrt von Köln nach Hamburg (normalerweise dauert die etwa vier Stunden) drei Tage und zwei Übernachtungen ein. So wollte sie sichergehen, alle 15 Minuten eine längere Pause zu machen, um den Rücken ihres Babys nicht zu schädigen.

Experten-Einschätzung von Christine Bergeest: „Das Kind würde schreien, wenn es die Babyschale nicht mehr haben kann. Dann lohnt sich eine Pause. Ansonsten: So eine Fahrt findet ja nicht täglich statt. Und auf dem Arm im Wiegegriff liegt es in einer ganz ähnlichen Position.“

Mangelnde Luftzufuhr: Ein Ventilator über dem Tragetuch

Nachdem ihm zwei Mütter auf dem Spielplatz gesagt hatten, dass sein Kind im Tragetuch ersticken könne, weil die Luft nicht richtig zirkulieren kann, kaufte Jan einen kleinen Ventilator, den er fortan über dem Kopf seines Sohnes laufen ließ. Den Kleinen nicht mehr im Tragetuch zu haben, kam nämlich nicht in Frage. Er schlief tagsüber nur darin.

Christine Bergeest: „Das Kind bekommt immer gut Luft im Tragetuch. Die Eltern positionieren ihre Babys in der Regel so, dass sie dem Baby ins Gesicht schauen können – dabei ist die Nase frei.“

Durstige Mama: Blähungen durch Sprudelwasser beim Stillen?

Jana verzichtete wochenlang auf Sprudelwasser, weil ihr eine andere Mutter gesagt hatte, davon bekäme das Baby nach dem Stillen Bauchweh. Sprudelmilch fürs Kind?

Christine Bergeest: „Kohlensäure geht definitiv nicht in die Muttermilch über!“

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Wehen-Alarm: Keine Zimt-Kekse in der Schwangerschaft

Weil sie gelesen hatte, dass der Verzehr von Zimt Wehen auslösen kann, verzichtete Daniela die gesamte Weihnachtszeit über auf ihre Lieblings-Kekse. Das ging so weit, dass sie sogar Weihnachtsmärkte mied, weil sie dachte, schon der Geruch könne zu Wehen führen. Sie war zu dieser Zeit im dritten Monat schwanger.

Christine Bergeest: „Mit Zimt Wehen auslösen? Das wäre zu einfach! Man hätte keine Probleme mehr bei Terminüberschreitungen oder Abtreibungen.“

Dauernde Überwachung: Atmet das Kind noch?

Carina traute sich monatelang nicht zu schlafen, wenn ihr Kind schlief, weil ihr der Arzt gesagt hatte, ihr Baby würde am Plötzlichen Kindstod sterben, wenn es auf ihrem Bauch schlafe. Also beobachtete sie genau, ob ihr Baby noch atmete, solang es schlief. Da das Kind in den ersten Monaten aber nur auf Mama schlafen konnte, war das eine heftige Zeit für sie.

Christine Bergeest: „Das hält keine Mutter und kein Vater durch, so lange auf Schlaf zu verzichten. Außerdem gibt die Atembewegung der Mutter dem Kind gute Impulse zum Atmen.“

Katzen-Angst, Gardinen-Panik – weitere unglaubliche Panikmacher

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Eine Katze im Schlafzimmer, wo auch das Baby schläft? Das sehen nicht alle selbst ernannten Experten gern.

Katzen-Sorge: Können Haustiere wirklich zur Gefahr werden?

Astrid ließ ihre Katzen während der Schwangerschaft und in der ersten Zeit mit Baby bei den Nachbarn wohnen. Ihre Angst: Sie könnten sich auf das Gesicht des Kindes legen und es ersticken. Das hatte ihr ein Freund gesagt. Außerdem hätten Katzenhaare fiese Widerhaken, die von den Babys eingeatmet werden und in der Lunge hängen bleiben können.

Christine Bergeest: „Katzen sind lautlose Haustiere. Ein Glöckchen am Babybett kann helfen, das gibt dann einen Warnton, wenn die Katze ins Bettchen springt. Eine normale Haushygiene ist aber wichtig, um die Tierhaare in der Luft, an der Wäsche und im Bett zu vermeiden.“

Hilflos im Flieger: In der Luft kann niemand mehr helfen?

Kristin stieg in der gesamten Schwangerschaft in kein Flugzeug, weil ihr die Hebamme gesagt hatte, dass sie in der Luft verbluten würde, wenn sich die Plazenta ablöse, weil der Flieger nicht extra wegen ihr landen würde. Überhaupt sei die Strahlung während des Sicherheitschecks und später in der Luft extrem belastend.

Christine Bergeest: „Eine Plazenta-Ablösung kann überall passieren, sie geschieht aber eben nur sehr selten. Und vor der Strahlenbelastung beim Sicherheitscheck braucht sich keine Schwangere zu fürchten, sie geht einfach an der Seite vorbei.“

Abgedunkelte Wohnung: Zu viele Eindrücke überfordern das Baby?

Weil ihre Freunde ihr erzählt hatten, dass zu viele Eindrücke nach der Geburt schädlich fürs Kind sind, hat Vivian dafür gesorgt, dass ihr Baby in den ersten 24 Stunden nach dem Nach-Hause-Kommen nur im Kinderzimmer war. Sie dachte, der Rest der Wohnung würde es überfordern. Silvia ging noch weiter. Sie wohnte drei Wochen lang mit dem Baby hinter heruntergelassenen Rollos, weil ihr die Hebamme gesagt hatte, zu viel Helligkeit würde beim Baby Augenprobleme verursachen.

Christine Bergeest: „Das arme Kind, nur im Dunkeln. Das ist absoluter Quatsch.“

Richtige Raum-Temperatur: Schlaf nur bei 18 Grad

Weil man ihr in der Klinik eingebläut hatte, dass die ideale Raumtemperatur für den Nachtschlaf 18 Grad sei, hat sich Miriam monatelang verrückt gemacht. Mit einem Babyphone mit Temperaturanzeige überprüfte sie akribisch, ob es im Kinderzimmer nicht zu warm oder zu kalt war. Sobald die Temperatur zu hoch oder zu niedrig war, lief sie los, um das Fenster auf- oder zuzumachen.

Christine Bergeest: „Wenn es draußen 30 Grad hat, sollte der Raum in dem das Baby schläft gut gelüftet werden. Ansonsten hilft die eigene Temperaturempfindung.“

Gardinen-Panik: Mütter dürfen sich nicht strecken?

Ariana verzichtete morgens darauf, sich zu strecken. Außerdem machte sie die Gardinen nicht mehr auf und zu, weil sie sich dafür auch lang machen müsste und sie mehrere Bekannte gewarnt hatten, wenn sich die Mutter strecke, wickle sich die Nabelschnur um den Hals des Kindes.

Christine Bergeest: Oh nein, man kann die Lage der Nabelschnur nicht durch eigene Bewegungen beeinflussen.“

Strahlen-Angst: Keine Handy-Fotos vom Baby

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Eine Mutter mit Baby auf dem Arm und Handy in der Hand.

Jana hat wochenlang darauf verzichtet, Handyfotos von ihrem Baby zu machen, weil man ihr gesagt hatte, die Strahlung führe zu schwersten Schäden. Die ganze Zeit hatte sie Sorge, weil sie in den ersten Wochen doch ein paar Fotos gemacht hatte. Die gute Nachricht: Ihr Baby ist mittlerweile acht und ist kerngesund.

Christine Bergeest: Schön, dass es dem Kind gut geht. Der beste Beweis dass Handyfotos nicht schädlich sind.“ (lha)