Treten Kinder ins Leben, verändert das alles. Nicht nur für die Eltern, auch für deren Freunde. Unsere Psychologin erklärt, wie der Spagat zwischen Eltern und Kinderlosen gelingt.
In Sachen LiebeWie gehe ich als Mutter mit Freunden um, die keine Kinder mögen?
Wie gehe ich als Mutter mit Freunden um, die keine Kinder mögen? (Paula, 35)
Puh, das ist gar nicht so einfach. Fangen wir mal ganz vorne an: Wenn Kinder auf die Welt kommen, dann beginnt ein neues Leben, nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern. Es geht plötzlich nicht mehr nur um uns. Wir sind jetzt auch zuständig für einen weiteren Menschen, der auf uns angewiesen und von uns abhängig ist. Das bedeutet: Dieser Mensch geht in den nächsten Jahren erstmal vor. Wenn er Hunger hat, schlafen muss oder ein anderes Bedürfnis hat, ist es unsere Aufgabe, uns darum zu kümmern.
Jetzt gab und gibt es aber hoffentlich Freunde, die auch wichtig sind in unserem Leben und vielleicht bislang in der Pole-Position bei uns standen. Wenn sie anriefen oder Kummer hatten, waren wir für sie da und stets bereit, gemeinsam die nächste Bar zu stürmen. Das ist jetzt anders. Jetzt heißen die vorrangigen Themen: Windeln, Fläschchen, Schlafen. Die Freunde rutschen zwangsläufig in die zweite Reihe, zumindest, was unsere Möglichkeiten angeht, uns ihnen zu widmen.
Kinderlose Freunde fühlen sich zurückgesetzt
Das ist für Freunde, die keine Kinder haben und auch keine mögen, oft erstmal gar nicht nachzuvollziehen. Sie fühlen sich schlicht zurückgesetzt und müssen jetzt auch auf Kinder Rücksicht nehmen, die noch nicht mal ihre eigenen sind. Jetzt hören sie manchmal: „Ich kann nur nachmittags“, „willst du mit auf den Spielplatz kommen?“, „ich bin müde.“
Dazu kommt vielleicht noch etwas anderes: Die Freunde haben für sich entschieden, kinderlos zu bleiben. Vielleicht haben sie selbst eine nicht so schöne Kindheit gehabt. Vielleicht wollen sie sich nicht einschränken lassen durch Menschen, für die sie Verantwortung hätten.
Was auch immer der Grund ist: Für Sie wird es manchmal zu einem Balanceakt. Wie kann ich die Freunde behalten und gleichzeitig die Freude an meinen Kindern?
Ein offenes Gespräch wäre nicht schlecht
Natürlich wäre ein offenes Gespräch darüber nicht schlecht. Aber das ist nicht einfach. Als Mutter oder Vater ist man bei dem Thema selbst sehr verletzbar. Es kränkt einen zutiefst, wenn Freunde einen so wichtigen Teil des eigenen Lebens ablehnen. Und vielleicht ist es das, was Sie dann auch sagen können. Vielleicht können Sie von Ihren Gefühlen sprechen. Davon, dass Ihnen gleichzeitig die Freundschaft wichtig ist. Und dass Sie den Wunsch haben, als Freunde mit Kindern akzeptiert zu werden.
Letztendlich ist es so: Alle Menschen haben die Frage: Was war vor mir? Was kommt nach mir? Auch die Menschen, die keine Kinder möchten und die keine Kinder mögen. Es ist also ein Lebensthema. Es geht nicht nur um den pragmatischen Teil: Wann und wie können wir uns ohne Kinder treffen? Das könnte man vielleicht noch ganz sachlich klären. Es geht aber darum, wie sehr es möglich ist, miteinander über existentielle Fragen wohlwollend zu sprechen. Ein Versuch wäre es, sich vorsichtig anzunähern: „Was magst du nicht an Kindern allgemein?“ - „Wie kommt es dazu?“ - „Warum ist das so, generell?“
„Bist du bereit, mein Kind kennenzulernen?“
Klar ist, dass sich die Beziehung zwischen Freundinnen verändert, wenn die eine Kinder hat und die andere nicht. Eine Frage an Ihre Freundin könnte sein: „Bist du bereit, mein Kind kennenzulernen?“ Nicht als eines von Millionen Kindern, sondern als dieses eine, individuelle. Von sich her könnten Sie sagen: „Ich bin weiter an der Freundschaft mit dir interessiert. Wenn ich es einrichten kann, gern auch mal ein Treffen ohne Kinder und dann hoch die Tassen.“ Es tut Ihnen gut und letztendlich den Kindern auch, wenn Sie in ein Netz von Freundschaften verwoben sind und es pflegen.
Gelingt der Zugang zu Ihrer Freundin nicht, wird sich – zumindest so lange die Kinder klein sind – eine Distanz ergeben, weil sie diesen wichtigen Teil Ihres Lebens nicht teilen kann.