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Entspannt euch!Neun Dinge, über die sich Eltern nicht mehr empören sollten

Lesezeit 6 Minuten
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Einfach gelassen bleiben und den Moment genießen.

Elternschaft ist ein schwieriges Unterfangen, ein Minenfeld. Spricht man gewisse Worte aus, entspinnt sich ein Shitstorm, als ginge es ums Überleben. „Du stillst dein Baby so lang?“ „Du stillst dein Baby so kurz?" Hinter diesen Fragen müssen keine versteckten Angriffe stecken. Manchmal ist es auch einfach Neugier. Ein „Ja“ oder „Nein“ auf eine solche Frage wäre manchmal gesünder, als eine Grundsatzdiskussion darüber anzufangen, wie lange oder kurz man stillt und dass das jawohl niemanden etwas angeht.

Entspannt bleiben, warum fällt das uns Eltern manchmal so schwer? Eine Vermutung: Wir haben heute so viele Freiheiten, dass wir uns im Wust der Möglichkeiten nur noch unsicher bewegen – und deswegen angreifbar sind. „Was? Du machst es ganz anders? Ist dann mein Weg der falsche?“

Nein! Es gibt einfach verschiedene Wege – für jede Familie einen eigenen. Die Mehrzahl der Eltern trifft ihre Entscheidungen nicht, um ihre Kinder – oder andere Eltern – zu ärgern, sondern weil es so am besten zu ihnen passt. Wir müssen da souveräner werden. Und Kommentare oder Nachfragen nicht immer als Vorwurf oder Angriff verstehen. Einige Beispiele:

Stillen in der Öffentlichkeit

In den letzten Wochen sorgte die Petition einer Mutter für Schlagzeilen, die in einem Berliner Café nicht stillen durfte. Darüber kann man sich aufregen. Muss man aber nicht. Es ist ein Café von Hunderten im Bezirk Prenzlauer Berg, dass von seinem Hausrecht Gebrauch macht. Das ist nicht sympathisch, das heißt aber noch lange nicht, dass niemand mehr in der Öffentlichkeit stillen darf und Deutschland stillfeindlich ist. Ich selbst habe drei Kinder gestillt – sogar in der Straßenbahn – und in Prenzlauer Berg groß bekommen. Nicht ein einziges Mal wurde ich dafür schräg angeschaut.

Neugierige Nachfragen von Fremden

„Ist das ein Junge oder Mädchen?“, „Sind das Zwillinge?“ oder „Und? Wann kommt das zweite Kind?“ sind Fragen, die Eltern manchmal von fremden Leute gestellt bekommen. Es gibt Mütter und Väter, die sich darüber aufregen. „Was geht denn einen Wildfremden meine Familienplanung an?“ Dabei ist es von der fragenden Person vielleicht einfach nur nett gemeint und soll der Beginn eines freundlichen Gesprächs sein. Mit Sicherheit will das Gegenüber keine Details über unsere Verhütungsabsichten erfahren. Einfach mal so nehmen, wie es ist: Ein Versuch der Kontaktaufnahme, um ins Plaudern zu kommen.

Schlafen im Familienbett

Das Thema Schlaf erhitzt Eltern-Gemüter. Das ist verständlich, denn in den ersten Jahren mit Kindern bekommen die meisten Eltern zu wenig davon. Gerade bei diesem Thema scheint die Verunsicherung der Eltern übergroß zu sein. Auch hier täte uns eine Portion Gelassenheit ganz gut. „Du lässt dein Kind nicht im Familienbett schlafen?“ muss nicht immer ein Vorwurf sein. Es kann auch einfach die Frage danach sein, ob vielleicht auch für die eigene Familie eine andere Lösung möglich sein könnte. Und selbst wenn die Frage leicht vorwurfvoll gewesen sein mag: Mit Argumenten überzeugt es sich besser als mit Hysterie und „Das geht dich gar nichts an“-Abwehr.

Arbeiten oder zu Hause bleiben, Ernährung, Frühförderung, Medienkonsum und kinderfreie Zonen

Arbeiten oder zu Hause bleiben

Nein, oh Wunder, Hausfrauen sitzen nicht den ganzen Tag auf der Couch und langweilen sich. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt, ins Büro zurückzukehren? Früh oder spät oder gar nicht? Ja, das wissen andere manchmal besser. Da hilft es vielleicht einfach, sich die Geschichten der anderen anzuhören und daraus für sich selbst zu schließen, was das Richtige sein könnte. Wer sich selbst treu bleibt und zufrieden mit der Situation ist, strahlt das auch aus und kann Fragen wie „Was, der Kleine ist jetzt schon in der Krippe?“ mit einem souveränen „Ja, und das ist auch gut so!“ beantworten, statt es als Angriff zu verstehen.

Ernährung

Bei der Ernährung der Kinder reden vor allem Großeltern gern mit. Das beginnt schon in den ersten sechs Monaten, wenn das Kind möglicherweise noch gestillt wird – „Wird es denn überhaupt satt?“ Ich gebe zu, diese Frage kann auch mir schlechte Laune machen, mir, die ich 24 Stunden mit dem Kind verbringe und weiß, dass das Kind nicht verhungert. Aber auch so ein Spruch ist vermutlich nur gut gemeint. Wenn das Kind genug zu essen hat, ist es glücklich und schläft besser. Genau das wünscht uns die Großmutter – bestimmt. Also: Bevor wir einen Satz zum Thema Bevormundung und Selbständigkeit aussprechen, kurz Luft holen und sagen: „Ja, das Kind bekommt genug. Wie schön, dass du dich um uns sorgst.“ Wer das nicht schafft, kann auch einfach nicken oder mit dem Satz „Ja, und auch wenn du nicht selbst gestillt hast, versichere ich dir, dass das so alles in Ordnung ist“ kontern.

Frühförderung

Wer sagt denn, dass die Eltern mit ihrem Kind zum Chinesisch-Kurs gehen, weil es später einmal Millionär werden soll? Vielleicht war ja auch grad einfach der PEKiP-Kurs voll und man wollte einfach mal wieder einen fixen Termin pro Woche haben? Oder der Chinesisch-Lehrer ist besonders hübsch und die Mama ist deswegen gern dort? Wenn Eltern hören, dass andere Kinder schon mit zwei Jahren zum Schwimmen gehen, bekommen andere Komplexe: Müsste ich meinen Kind das auch ermöglichen? Davon müssen wir uns frei machen. Meine Kinder haben erst mit sieben Jahren schwimmen gelernt. Dafür aber ohne wochenlange, teure Kurse, sondern innerhalb einer Woche allein mit uns im Pool. Es hat eben alles Vor- und Nachteile. Und dass sie es mit zwei nicht können, heißt ja nicht, dass sie es nie lernen. Ruhig bleiben!

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Elternschaft ist ein Minenfeld. Das muss es aber nicht sein.

Medienkonsum

Kinder heutzutage ohne Medien aufwachsen zu lassen, ist fast unmöglich geworden. Die große Herausforderung ist der Umgang damit, denn in unserer eigenen Kindheit gab es noch keine Smartphones und Tablets. Eltern halten das sehr unterschiedlich: Einige Kinder haben mit zahn Jahren bereits einen eigenen Youtube-Kanal, andere wagen in dem Alter gerade die ersten eigenen Medien-Versuche. Ein Satz wie „Dein Kind kommt doch gar nicht mit, wenn du ihm kein Handy erlaubst“ können da genauso schwierig sein wie „Dein Junge sitzt ja nur noch vor dem Laptop, macht er denn auch manchmal was mit Freunden?“. Aber da wir alle Neulinge auf dem Gebiet sind, wäre es doch viel einfacher, sich gegenseitig über den Konsum der Kinder auszutauschen, statt sanfte Nachfragen als Vorwurf zu verstehen.

Kleidung

Menschen haben unterschiedliche Geschmäcker. Manche mögen es bunt, andere eher schlicht. Eine Frage wie „Darf deine Tochter eigentlich nur Pink und Glitzer tragen?“ kann da schon mal verletzen. Das sollte sie aber nicht. Wir wollen ja schließlich alle nur das Beste für unsere Kinder. Und spätestens mit 16 wird sich die Tochter vielleicht auch für andere Farben interessieren. Und wenn nicht – auch nicht schlimm. Den einzigen Vorwurf können wir an dieser Stelle den Herstellern machen, die ganze Mädchenabteilungen nur in Pink designen und Jungenabteilungen in Blau. Wie sollen sie da auch auf einen anderen Geschmack kommen?

Kinderfreie Zonen

Ein Hotel, das „Adults Only“ zulässt, also keine Kinder als Gäste haben möchte. Ein Biergarten, in dem es eine Kinderfrei-Zone gibt. Solche Einrichtungen sorgen für Aufregung bei vielen Eltern. Verständlich. Andererseits lässt sich das auch positiv sehen – dann nämlich, wenn man bedenkt, dass all diejenigen Menschen, die keinen Kinderlärm mögen, sich dort versammeln können – und uns an allen anderen Orten einfach in Ruhe lassen. Wenn sie keine Kinder mögen, können sie schließlich woanders hingehen.