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ErfahrungsberichtKein Sex vor der Ehe? „Daran ist unsere Beziehung gescheitert“

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Reden, Spaß haben - aber nicht miteinander intim werden. Geht das, wenn man verliebt ist?

Sie wollten sich füreinander aufheben. Christin und ihr Freund waren sich einig, dass sie mit dem ersten Sex bis nach der Eheschließung warten würden. Heute sagt die 32-jährige: „Es war unser größter Fehler“.

Christin wuchs in einem christlichen Elternhaus mit einer älteren Schwester auf. Sex war ein Tabuthema, über das man nicht sprach. Wenn sie mit ihren Eltern Fernsehen schaute und es zu Kuss- oder Sex-Szenen kam, kommentierten Mutter oder Vater das negativ. Von klein auf hielt Christin Sexualität für etwas Schlechtes. Der Gedanke, mit dem Sex bis nach der Ehe zu warten, beruhigte sie. Sie vertraute ihren Eltern, sie würde sich nicht verführen lassen.

Kein Sex vor der Ehe

In ihrem Freundeskreis fiel das nicht weiter auf. Zum größten Teil kam auch der aus religiösen Haushalten, so dass viele gemeinsam mit Christin den Wunsch hegten, wirklich erst mit dem Ehepartner intim zu werden. „Trotzdem kam es ab und an natürlich zu brenzligen Situationen“, erzählt Christin. Wenn sie verliebt war, wenn sie jemandem näher kam. Aber sie blieb stark.

Dann lernte sie Martin* kennen. Er hörte ihr zu, stärkte sie. Auch er war noch Jungfrau und wollte mit dem Sex bis nach der Eheschließung warten. Sie küssten sich, hielten Händchen – mehr war nicht drin. Aber Martins Wunsch nach Intimität wurde stärker, also redeten sie bald über Hochzeit. Da war Christin 24. Niemals hätte sie so früh ans Heiraten gedacht. Nur ohne Ehe kein Sex. Aber neugierig war sie ja schon.

Drei Jahre nach ihrem Kennenlernen gaben sich Christin und Martin das Ja-Wort. In der Hochzeitsnacht passierte – nichts. Und auch am darauffolgenden Tag nicht. Der Druck, der auf dem gerade vermählten Paar lastete, war einfach zu hoch. So lange hatten sie auf diesen Moment gewartet, hatten sich vorgestellt, wie es wohl sein würde, miteinander zu schlafen.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet...

Es sollte die Krönung ihrer Liebe werden – aber das funktionierte nicht. Den Gedanken, dass Sex schlecht sei, konnte Christin nicht von einem auf den anderen Tag abschalten. Die Überzeugung, dass es mit Martin ja „auch ohne“ geht, auch nicht. Sie war gehemmt. „Es hat einfach nicht Klick gemacht.“

Endlich Sex! So war das erste Mal

Vier Wochen nach der Hochzeit hatten Christin und Martin ihr erstes Mal. Es war kein schönes Erlebnis. „Eher ein schmerzhaftes“, erinnert sich Christin. Es fiel ihr schwer, sich zu entspannen und sie fragte sich, ob es wirklich das war, worauf sie so lange gewartet hatten? Sie hatten beide keine Erfahrung. „Vielleicht waren wir einfach überfordert mit der Situation“, denkt Christin heute.

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Ihre Enthaltsamkeit vor der Ehe bezeichnet Christin als den größten Fehler. Aus der anfänglichen Liebe zu Martin war schnell Freundschaft geworden – auch weil die Intimitäten fehlten. „Daran ist unsere Beziehung gescheitert“, sagt Christin. Sie konnte mit Martin über alles reden, konnte mit ihm lachen – aber sie konnte einfach kein Verlangen nach ihm spüren.

Die Beziehung zerbricht an der Enthaltsamkeit

„Vermutlich hätte es diese Ehe nie gegeben“, sagt Christin, „wenn wir uns einfach vorher ausprobiert und auch körperlich kennengelernt hätten.“ Dann hätten sie wohl beide gemerkt, dass sie eher als beste Freunde funktionierten… Also zog sich Christin immer mehr zurück. Sie wusste nicht, ob es an ihr selbst lag – oder an ihm. Dafür fehlte ihr der Vergleich.

Dicke Luft. Es geht nicht mehr. Wer zieht aus?

Als ein Arzt Christin schließlich nach einer Eierstock-OP sagte, dass sie bald schwanger werden sollte, wenn sie einmal Kinder haben möchte, war für sie klar: Sie muss sich trennen. Da war sie bereits zwei Jahre mit Martin verheiratet und sexuell nicht auf einen Nenner mit ihm gekommen.

Trennung: Sexuell kam das Paar nicht auf einen Nenner

Einige ihrer Freunde wandten sich ab. Eine Ehe zu lösen, passte nicht in ihr Weltbild. Andere aber blieben – und sind bis heute an ihrer Seite. Besonders jene, die ebenfalls gemerkt haben, dass ihnen die Enthaltsamkeit vor der Ehe nicht gut getan hatte. „Sie konnten mich verstehen.“

In der Zeit nach der Trennung fühlte sich Christin frei, ließ sich sogar auf einen One-Night-Stand ein. Da merkte sie zum ersten Mal: Oh, Sex kann ja auch toll sein! Trotzdem spürte sie, dass sie etwas anderes suchte. Nicht die schnelle Nummer, sondern etwas Ernstes, mit Lust und Liebe. Bald lernte sie den Mann kennen, der schließlich ihr zweiter Ehemann wurde.

Neu verliebt: So fühlt sich also Lust an

Carsten* hatte Erfahrung mit Frauen, er kam nicht aus ihrem christlichen Umfeld, er war ganz anders. Und sie wollte mir ihm alles anders machen. Und so kam es auch schon vor der Ehe der beiden zu Intimitäten. „Das war eine sehr romantische und intensive Zeit“, sagt Christin. Und auch heute noch bezeichnet sie ihn als „das Beste, was mir passieren konnte“.

Einfach mal wieder quatschen – das geht auch im Bett.

Zwar hat Christin noch immer Schwierigkeiten, sich ganz und gar fallen zu lassen. Aber Carsten hat viel Geduld mit ihr, ist entspannt und lässt ihr Zeit. Und das tut ihr gut, denn sie sagt: „Sex macht einfach einen großen Teil der Beziehung aus, er verbindet Partner nochmal ganz anders“. Und manchmal trägt er eben auch Früchte.

Glücklich verheiratet: Das zweite Kind ist unterwegs

Vor zweieinhalb Jahren kam ihr erstes Kind zur Welt. Eine Tochter. Und nun wölbt sich wieder ein Bäuchlein unter Christins Bluse. Das wachsende Baby zeigt ihr nur einmal mehr, dass sie die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Denn anders als mit ihrem ersten Mann war ihr bei Carsten sehr bald klar, dass er der Vater ihrer Kinder werden soll.

*Namen von der Redaktion geändert