Schnuller mit SchnapsDiese sieben Erziehungs-Methoden für Babys gab es wirklich
Kaum zu glauben, was man einmal als gut und empfehlenswert für Babys hielt. Die abstrusesten Methoden der vergangenen Jahre und Jahrzehnte im Überblick:
Schnuller in Schnaps tauchen
Gerade ältere Menschen kennen diesen Ratschlag noch: „Tauch' den Schnuller in Schnaps, dann hört Dein Kind auf zu schreien.“ In diversen Mama-Foren beklagen sich Frauen darüber, dass sie von ihren Müttern oder Großmüttern diesen Tipp bekommen haben, weil das angeblich früher „völlig normal“ war. Mit dem Schnaps-Schnuller schliefen Babys auf wundersame Weise auf einmal durch...
Schreien lassen
„Lass Dein Kind einfach schreien." Ein weiterer Tipp, den wohl alle frischgebackenen Eltern schon gehört haben. So schreibt eine Mutter in der Mama-Community: „Schwiegeroma war schockiert, dass Liliana mit 3 Wochen noch nicht durchschlief.“ Die Empfehlung der Schwiegeroma: „Sie habe ihre Kinder einfach drei Nächte schreien lassen und dann hätten sie durchgeschlafen. Wenn ich das nicht über´s Herz bringe, soll mein Mann sie in einen Raum einschließen und den Schlüssel verstecken!!!!“, entrüstet sie sich.
Dabei sind sich die meisten Experten heute einig, dass Babys in der Regel nicht ohne Grund schreien: Sie haben entweder Hunger, die Windel ist voll oder sie haben Schmerzen. Nur können sie es nun einmal nicht anders artikulieren. Eltern sollten also auf das Schreien ihrer Babys reagieren.
Das Baby nicht mit „zu viel Liebe“ verwöhnen
Das „Schreienlassen“ geht auch auf Johanna Haarers Buch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ zurück. Aus diesem einstigen Standardwerk aus der Nazi-Zeit stammt noch ein weiterer Tipp: Man sollte dem Baby bloß nicht zu viel Zuneigung und Liebe spenden.
Dabei ist das für ein Baby in den ersten Monaten besonders wichtig. Unglaublich, aber wahr: Haarers Erziehungsschriften erschienen noch lange nach der NS-Zeit, wenn auch die antisemitische und rassistische Ideologie ausgespart wurde.
Baby muss den Teller leer essen
Viele von uns haben als Kleinkinder noch gelernt, dass sie auch den letzten Löffel Brei aus dem Gläschen aufessen müssen. Heute ist das anders: Wenn Babys den Kopf wegdrehen und andeuten, dass sie satt sind, vertrauen Eltern ihren Kindern. So werden sie darin gefördert, auf Sättigungssignale zu hören.
Das Baby muss mit ein paar Monaten am besten schon trocken sein
An dieses Ammenmärchen glaubte man lange. Dabei können Babys solche Bedürfnisse noch gar nicht wahrnehmen, geschweige denn kontrollieren. Kinder brauchen in der Regel ab einem Alter von zweieinhalb bis vier Jahren keine Windeln mehr.
Strikte Trennung von Mutter und Kind nach einer Frühgeburt
Noch vor ein paar Jahren wurden Frühchen in den Brutkasten gelegt und von ihren Eltern strikt getrennt. Inzwischen werden Frühgeborene aber häufig für ein paar Stunden am Tag der Mutter oder dem Vater nur mit einer Windel bekleidet auf den nackten Bauch gelegt, um die Eltern-Kind-Bindung zu fördern, wie etwa am Uni-Klinikum Heidelberg.
Die sogenannte „Känguru-Methode“ sorgt auch dafür, dass die Frühchen sich besser entwickeln und weniger Stress-Symptome aufweisen.
Das Baby ohne Betäubung operieren lassen
Noch bis in die 80er Jahre ging man davon aus, dass Säuglingen kurz vor und nach der Geburt Schmerzen nicht bewusst sind. „Die Folge: das vermeintliche Risiko einer Schmerzbetäubung wird häufig höher eingeschätzt als dessen Notwendigkeit“, schrieb DIE ZEIT 1987.
Fehlbildungen wurden bei Säuglingen nach der Geburt so häufig ohne Betäubung operiert. Die Forscher Ruth Grunau und Kenneth Craig von der Universität Vancouver filmten Mitte der 80er das schmerzerfüllte Gesicht von Säuglingen während der Blutabnahme. Bei allen Babys beobachteten sie nach dem Einstich ein Zusammenziehen der Augenbrauen, ein Zusammenkneifen der Lider, einen weit geöffneten Mund und eine eingerollte Zunge. Diese Mimik werteten sie 1987 in der Fachzeitschrift „Pain“ als Messinstrument für den Schmerz der Säuglinge. Ihre Forschungsergebnisse sorgten glücklicherweise für eine Kehrtwende. (rer)