Allein unter ElternWenn Freunde plötzlich „bekindert“ sind
Abendessen um sechs statt Prosecco-Nächte: Das Leben ändert sich, wenn man Kinder hat. Nicht nur für die Eltern, auch für das Umfeld ticken ab Babys Ankunft die Uhren etwas anders. Das ist nicht immer schön, sondern oft verstörend, weiß Autorin Nina Fröhlich aus eigener Erfahrung. In ihrem Buch „Voll bekindert“ berichtet sie, wie schwer es ist, als kinderlose Freundin ständig auf die „Neu-Bekinderten“ Rücksicht zu nehmen. Sie schreibt dabei unter Pseudonym, um es sich nicht mit ihren „bekinderten“ Freunden zu verscherzen.
Kümmelzäpfchen statt Prosecco
„Nie hätte ich gedacht, dass das Leben mit ihnen so anstrengend und langweilig zugleich werden würde“, bringt sie es auf den Punkt. Weil die jungen Eltern nicht mehr nächtelang in der Kneipe über Beziehungsprobleme diskutieren und eigentlich überhaupt nicht mehr erreichbar sind. Weil sie plötzlich Birkenstock-Schuhe tragen, peinliche Dinge toll finden, „Utzi-Dutzi“ sagen und Hunde doof finden – ganz zu schweigen von den schrecklichen Eltern-Freundschaften der „Bekinderten“.
Tipps zum Umgang mit „Bekinderten“
Gerade die kleinen Anekdoten sind äußerst amüsant. Ob man nun Kinder hat oder nicht, vieles kommt einem sehr bekannt vor. Und ja, es ist gut nachvollziehbar, wie seltsam der schräge Elternkosmos auf Kinderlose wirken kann. Eine echte Lösung für das Problem gibt es freilich nicht. Auch Freunde entwickeln nunmal verschiedene Lebensentwürfe. Glücklicherweise schimpft die Autorin mit Augenzwinkern und gibt, statt mit allen Eltern abzurechnen, lieber humorige „Erziehungstipps“ zum cleveren Umgang mit „Bekinderten“. Und fasst es am Ende ganz gut zusammen: „Humor ist, wenn man Kind und Eltern trotzdem erträgt.“
Warum sich kinderlose Freunde manchmal über „Bekinderte“ wundern – zehn lustige Zitate aus dem Buch haben wir hier zusammengefasst.
1.) Damals, da wusste ich noch nicht, was Kinder aus Menschen machen können. Niemand verriet mir, dass mit coolen, unabhängigen, hilfsbereiten, selbstironischen, herrlich angenehmen Freunden plötzlich kein Pferd mehr zu stehlen ist, weil einem kleinen Wesen gerade Zahn Nummer 4 und 5 wachsen.
2.) Nein, ich bin nicht gerne Patentante. Kind klebt mir am Hacken, ich muss seine Fehltritte ausbaden und werde finanziell ausgenommen. Super Job!
„Kind hat Angst vor dem Regen“: Warum die Ausreden von „Bekinderten“ nerven - weiter geht es auf der nächsten Seite.
3.) So wie alle anderen Eltern auch ist [Rike] seit ihrer Mutterschaft felsenfest überzeugt, dass jeder Mensch in Wahrheit Kinder haben will und braucht, um glücklich zu sein. Menschen, die keine Kinder wollen, können nur Egoistenärsche, Feiglinge oder schlicht dumm sein.
4.) Beinahe alles, worin ich mir mit meinen Freunden früher einig war, ist Schnee und jugendlicher Leichtsinn von gestern. Menschen mit Fahrradhelmen sind plötzlich cool, bei Rot über die Ampel gehen ist asozial, ein Whopper ist ein widerlicher Fraß und Hundebesitzer, die ihre Lieblinge ohne Leine laufen lassen, gehören bei Wasser und Brot weggesperrt.
5.) Seitdem Freunde Kinder in die Welt setzen, gibt es in der Erfindung immer absurderer Ausreden kein Halten mehr. Kind fühlt sich nicht, Kind kuckt so komisch, Kind hat Angst vor dem Regen draußen, Mutter hat Kopfschmerzen vom Kindergebrüll, Papa bekommt Kind im Kindersitz nicht angeschnallt und kann leider nicht losfahren.
Wieso Lebkuchen und feuerrote Baby-Hintern nicht zusammenpassen - mehr Anekdoten aus dem Buch gibt es auf der nächsten Seite.
6.) Rike präsentierte mir einst in der Adventszeit den feuerroten Hintern ihrer Tochter, mit den Blasen und dem Schorf, während ich Lebkuchen aß – weshalb ich heute Lebkuchen nicht mehr mit dem gleichen Appetit essen kann wie vor diesem Ereignis.
7.) Natürlich bin ich eifersüchtig und verzweifelt, weil ich eingesehen habe, dass ich meinen Freunden und Freundinnen nicht mehr genüge. Ich kann sie schlecht ohne Kind in all diese doofen Kurse begleiten und ich kann auch nicht aus Erfahrung berichten, wie lange ein Fieberzäpfchen nicht wieder ausgekackt werden sollte, damit es wirkt.
Kinder und Hunde sind doch irgendwie ähnlich - weitere Storys aus dem Buch gibt es auf der nächsten Seite.
8.) Leise, leise, das ist in bekinderten Haushalten nach 20 Uhr das A und O. Komm bloß nicht auf die Idee, die Klospülung zu betätigen oder dir gar die Hände zu waschen.
9.) Ich finde es durchaus nach wie vor nicht unberechtigt, Tierhaltung mit Kinderhaltung und -erziehung zu vergleichen. Ein Hund muss auch bei Wind und Wetter raus, und eine Katze braucht genau wie Klein-Hugo regelmäßig was zu futtern.
10.) Den Bekinderten fliegen all die neuen Worte nur so aus dem Mund. Aus Exzess und Kurztrip werden Stillhütchen, Milchschorf, Pucken, Ferbern, Kümmelzäpfchen. Diese Worte werden mit einer Selbstverständlichkeit gebraucht, dass man sich als Kinderlose/r ständig fragt, ob man sie nicht vielleicht doch schon mal wenigstens gehört haben muss.