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Entzauberte WeihnachtenAb wann sage ich meinem Kind die Wahrheit übers Christkind?

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Wie viel Wahrheit vertragen unsere Kleinsten? Rbb-Moderatorin Madeleine Wehle fragte in der Sendung „Märchenrätsel“ am 1. Advent die Kinder im TV-Studio, ob sie denn auch in Mamas und Papas Schränken nach Weihnachtsgeschenken suchen.

Weihnachtsmann? Christkind? Fehlanzeige, von den beiden war keine Rede. Prompt ergoss sich über den Sender ein Shitstorm wütender Eltern, deren Kinder nun nicht mehr an Christkind oder Weihnachtsmann glauben würden – sondern doch nur an den Einzelhandel.

Wie lange darf der Zauber bleiben?

Dabei geht doch jetzt gerade in der Vorweihnachtszeit der Zauber wieder los. Kinder schreiben Briefe ans Christkind oder an den Weihnachtsmann, verfassen Wunschzettel und fürchten, dass der Nikolaus gesehen haben könnte, dass sie gestern nicht gründlich die Zähne geputzt haben. So weit, so gewöhnlich. Doch wie lange können oder sollten Eltern diesen Zauber für ihre Kinder bewahren?

Für die kleinen Zuschauer der rbb-Sendung ist der Zauber gebrochen. Für die anderen stellt sich die Frage, an was, wie lange und in welcher Form geglaubt wird. Was spricht dafür, ihnen die Wahrheit zu sagen, was dagegen? Wir haben eine Pro- und Contra-Liste erstellt.

Pro-Argumente für den Glauben an Christkind und Weihnachtsmann

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Weihnachtsmann-Motive finden sich in der Adventszeit an vielen Orten.

  1. In den Geschichten von Christkind und Weihnachtsmann geht es um Fantasie und Traditionen, die eine Familie zusammenhalten und Werte vermitteln können.
  2. In Liedern und Gedichten hört das Kind nun ständig vom Weihnachtsmann oder vom Christkind. Das kann verwirren, wenn es nicht mehr daran glaubt.
  3. Nicht alles dreht sich um Geschenke. Wir malen und basteln den Weihnachtsmann, lesen Geschichten vom Christkind vor. Die Kinder mögen das. Warum sollte man ihnen das nehmen?
  4. Fantasie beflügelt Kinder. Es macht sie kreativ. Es spricht also wenig dafür, ihnen bis zum Schuleintritt die Illusion dieser fantastischen Wesen zu nehmen.
  5. Es ist unvergleichlich, an Heiligabend überrascht zu werden. Der Zauber, die Aufregung, die Ungewissheit sind einfach mit nichts zu vergleichen.
  6. Auch Erwachsene berichten oft noch, wie traumatisch es gewesen sei, als sie erfuhren, dass die Geschenke vielleicht doch von Opa und Oma unter den Baum gelegt worden sind. Die Wahrheit muss also behutsam vorbereitet werden.
  7. Wenn die Kinder die Wahrheit erfahren, könnten sie andere Kinder damit überzeugen wollen – und für sie den Zauber beenden.

Contra-Argumente gegen den Glauben an Christkind und Weihnachtsmann

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So viele Weihnachtsmänner kann es in echt ja gar nicht geben. Oder doch?

  1. Kinder haben ein Recht auf die Wahrheit, auch um nicht doof vor den Freunden dazustehen, falls diese längst nicht mehr ans Christkind oder den Weihnachtsmann glauben. Sonst wird es peinlich.
  2. Auf lange Sicht bekommen doch auch Eltern ein schlechtes Gewissen, wenn sie immerzu flunkern, obwohl das Kind wahre Zweifel hat.
  3. Sie erkennen Onkel Klaus doch eh irgendwann an der Stimme – oder an den Schuhen.
  4. Der Schock, so lange an etwas Falsches geglaubt zu haben, könnte größer sein, wenn Eltern zu lange mit der Wahrheit warten.
  5. Für Kinder kann es auch toll sein und stolz machen, in das Geheimnis der Erwachsenen eingeweiht zu werden.
  6. Kinder müssen sich nach der Entzauberung des Mythos nicht mehr um moralische Mächte sorgen, die darüber entscheiden, ob später etwas unterm Baum liegt oder nicht.
  7. Kinder, die die Wahrheit kennen, wissen das oft so zu schätzen, dass sie das Spiel für die kleinen Geschwister gern noch ein bisschen mitspielen.

lha

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