Expertin verrätFamilienchaos – so räumen Sie endlich richtig auf!
Es soll sie ja geben diese Menschen, die nirgendwo eine Gerümpel-Ecke oder eine Krimskrams-Kiste haben: mit Bastelwerken der Kinder, die man aus Platzmangel nicht mehr aufhängen konnte, mit diesem besonderen Staubsauger-Aufsatz, den man nie braucht, mit Schlüsseln, von denen man nicht weiß, wozu sie gehören, die man aber potenziell irgendwann dringend brauchen könnte haben. Nein, diese vollkommen durchorganisierten Menschen haben für alles und jedes einen eigenen Platz, eine eigene Schublade oder einen eigenen Ordner, auf dem nicht mit Kuli „2. Klasse Jana“ durchgestrichen wurde, um mit Edding "Steuerbelege noch sortieren" darüberzumalen.
Perfekte To-Do-Listen: erst einkaufen, später den Himalaya erklimmen
Diese hyper-strukturierten Menschen schreiben perfekte To-Do-Listen mit den Aufgaben für den Tag, die kommende Woche und den nächsten Monat, während man selbst wild anfängt, nach den Punkten „Putzen“ und „Steuererklärung“ alles zu notieren, was man schon immer mal machen wollte (Himalaya erklimmen, Capoeira lernen), und eigentlich unbedingt bald umsetzen müsste, im Grunde, noch bevor man fürs heutige Mittagessen einkauft und dem wartenden Geschäftspartner antwortet. Ach Du Schreck, das muss auch noch auf die Liste.
Doch eine dieser Struktur-Asse lässt sich jetzt Gottseidank dazu herab, uns Vollzeit-Chaoten zu erklären, wie man endlich Ordnung in das Familien-Tohuwabohu und in das eigene Durcheinander bekommt, das man auch Leben nennen könnte, wenn man es denn nur finden würde unter dem ganzen Müll.
Richtig ausmisten, organisieren, Dinge regeln
Die Journalistin Harriett Griffey, die auf Psychologie- und Gesundheitsthemen spezialisiert ist, hat gerade ein Buch mit dem Titel „Endlich aufgeräumt" veröffentlicht und verspricht im Untertitel: „Richtig ausmisten, organisieren und Dinge regeln“. Dabei widmet sich die Autorin sämtlichen Lebensbereichen: „Vom Entrümpeln Ihres Wohnzimmers bis zur Organisation Ihres digitialen Lebens“. Besonders vielversprechend: Das Kapitel „Familienorganisation“, denn wer nicht nur für sich selbst denken muss, sondern manchmal auch noch für den eigenen Nachwuch, den Partner, dessen Kinder aus erster Ehe, die Katze und den Goldfisch , der ist eigentlich ausgelastet und braucht keinen Beruf mehr.
Alle sind verantwortlich: Aufgaben delegieren
Die Krux am Familienleben ist wohl, wie Griffey schreibt, dass „die allgemeine Alltagsorganisation unweigerlich an einer Person hängen“ bleibe. „Wenn sie am Ende nicht alles selbst tun möchten, verbreiten Sie in Ihrer Familie die Philosophie, dass Sie alle als Team zusammenarbeiten.“ Das vergrößert die Chance, dass sich alle verantwortlich fühlen für das Gassi-Gehen mit dem Hund, das Rasen-Mähen oder den Abwasch. „Auf diese Weise ist es nicht Ihre Aufgabe, abzuspülen, es ist lediglich etwas, das getan werden muss – ein wichtiger Punkt, wenn Sie gefragt werden, ob Sie Hilfe benötigen.“
Blitz-Aufräumen: Die schnelle Fünf-Minuten-Verschönerung
Für das Wohnzimmer, das ja der Hauptaufenthaltsraum aller Familienmitglieder ist, schlägt Griffey eine Blitz-Aufräum-Aktion vor: „Für eine rasche Fünf-Minuten-Verschönerung leeren sie Mülleimer, glätten Sie Kissen und Decke, räumen Sie Bücher ins Regal, werfen Sie verblühte Blumen weg, legen Sie DVDs auf einen Stapel und entsorgen Sie alte Zeitungen.“ Wer sich das für den Abend angewöhne, starte am Morgen geordneter in den Tag, so Griffey.
Das Aufräumen als Spiel verkaufen
Um zu verhindern, dass sich im Herzen des Familienlebens immer mehr Kram ansammele, empfiehlt die Expertin: „Stellen Sie einen Korb auf, in den Sie alles werfen können, was im Wohnzimmer gelandet ist, ohne dorthin zu gehören.“ Das Kinderspielzeug, die Schuhe und alles andere könnten dann nach und nach umverteilt werden. Griffey rät dringend dazu, sich immer wieder auch von Dekogegenständen und Andenken zu trennen.
Ein weiterer Tipp der Expertin: Kinder einbinden und ihnen klarmachen, dass das Aufräumen als unablässige Routine immer auf das Spielen folgt. Notfalls könne man das Aufräumen selbst auch als Spiel verkaufen, bei dem die Kinder zum Beispiel nach verschiedenen Farben oder Gruppen sortieren müssen.
Prioritäten setzen: Lieber saubere Unterwäsche als eine sortierte Sockenschublade
Ein weiterer wichtiger Punkt in Sachen „Familienorganisation“: „Prioritäten setzen“, wobei Griffey sehr anschauliche Beispiele liefert: In der Kategorie „essenziell“ notiert sie unter anderem „pünktlich in der Schule sein“ und „saubere Unterwäsche“, darauf folgen die weniger wichtigen Aufgaben unter dem Stichwort „nützlich“: „Das Bad nach jedem Benutzen putzen, Toilettenpapier in großer Menge kaufen“. Unter „optionales Extra“ zählt Griffey „Sockenschublade sortieren, Möbel polieren, Blumen arrangieren“. Dann trumpft sie noch mit der sehr sympathischen Kategorie „Das Leben ist zu kurz“ auf: Darunter fallen bei ihr zum Beispiel „Brot backen“ und „Bettlaken bügeln“. Wer Griffeys Buch liest, wird sich nach und nach darüber klar, dass der größte Feind eines aufgeräumten und organisierten (Familien-)Lebens wahrscheinlich Perfektion ist. Die sollte man wohl als erstes entsorgen, dann wirkt alles andere gleich viel aufgeräumter. (rer)
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