In jeder PhaseDas sollten Eltern wissen, um weniger Fehler in der Erziehung zu machen
- Eltern wollen vor allem eins: In der Erziehung so viel wie möglich richtig machen.
- Doch in jeder neuen Entwicklungsphase des Kindes tauchen neue Fragen auf.
- Erziehungsexpertin Hedvig Montgomery erklärt, wie Eltern besser verstehen warum ihr Kind sich wie verhält – und dadurch Fehler vermeiden können.
Köln – Fast alle neuen Eltern fragen sich: Mache ich alles richtig mit meinem Kind? Und sie merken schnell, dass man diese Frage wohl nie ganz beantworten kann und als Eltern immer wieder ratlos ist. Kein Wunder, schließlich rauscht das Kind von einer Phase in die nächste und Mama und Papa können kaum Schritt halten. Selbst beim zweiten oder dritten Nachwuchs manövriert man nicht immer stark und zielsicher durch den Erziehungsalltag, schließlich ist jedes Kind anders – der eine macht hier Theater, die andere hat dort Probleme.
Kinder haben in jeder Lebensphase ganz spezielle Bedürfnisse
Die bekannte norwegische Familientherapeutin und Erziehungsexpertin Hedvig Montgomery gibt im ersten Teil ihrer Ratgeber-Reihe „Die Hedvig-Formel für eine glückliche Familie“ (Rowohlt, 2019) lebensnahe und schnell umsetzbare Tipps, wie Eltern Erziehungs-Situationen souveräner bewältigen können.
Um nicht zu verzweifeln und gelassener reagieren zu können, so sagt sie, helfe es sehr, zu wissen, welche Entwicklungsschritte und Bedürfnisse bei Kindern in den verschiedenen Altersstufen normal sind. Sobald Eltern verstehen, warum sich Kinder so verhalten, könnten sie besser darauf eingehen und dabei große Fehler vermeiden. Wir haben ihre wichtigsten Aussagen zu diesem Thema aus dem Buch zusammengefasst:
0-1 Jahre – Kinder müssen noch nicht selbständig werden
In diesem frühen Lebensalter müssen Kinder noch keine Selbständigkeit lernen. Stattdessen sollten sie gezeigt bekommen, dass die Welt ein sicherer Ort ist und die Eltern dafür garantieren können. In diesem Rahmen sollte man sein Kind nicht alleine daliegen und schreien lassen, sondern ihm beibringen, wie es sich selbst beruhigen und Kontakt zu den Eltern aufnehmen und aufrechterhalten kann. Die größte Bedeutung haben hier Nähe und Körperkontakt, aber auch die Mahlzeiten oder feste Zubettgehregeln.
1-3 Jahre – Trotz ist nicht persönlich gemeint
Wenn sich das Kind mal wieder zornig auf den Boden wirft oder Grenzen überschreitet, heißt das nicht, dass es besonders schwierig oder ungezogen ist. In dieser Kleinkindphase ist das einfach so: Das Kind entwickelt einen eigenen Willen. Trotzdem braucht es noch die Hilfe und den Rat der Eltern, um diese Situationen zu überstehen. Auch wenn solche Momente die Beherrschung arg auf die Probe stellen, sollten Eltern hier nicht zu sehr ihre Macht spielen lassen. Umso weniger Zwang sie ausüben, desto schneller überwinden Kinder die Trotzphase. Stattdessen sollten Mutter und Vater ihrem Kind Geborgenheit vermitteln und zeigen, dass sie das gemeinsam mit ihm durchstehen.
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3-5 Jahre – Dauernd Hunger und Einschlafbeistand sind okay
Auch wenn sie schon größer sind, brauchen Kinder in diesem Alter oft noch Hilfe beim Einschlafen. Und sie entwickeln meist einen großen Hunger. Eltern sollten darauf achten, dass sie genug Schlaf bekommen und bei den Mahlzeiten nicht immer wegrennen. Deshalb sind besonders Strukturen im Alltag in diesem Alter wichtig, Eltern sollten hier den Rhythmus vorgeben. Entscheidend ist auch, mit dem Kind im Gespräch zu bleiben, jetzt, wo es sich sprachlich verständigen kann, so viel Spannendes passiert und es so viel forscht und entdeckt.
6-8 Jahre – Rastlos und zerstreut zu sein gehört dazu
Mit sechs Jahren machen Kinder eine große Wandlung durch, sie haben tiefe Emotionen und sind ständig in Bewegung. Das macht sie zugleich rastlos und zerstreut. Durchaus eine kleine Aussicht auf die Teenagerzeit. Eltern sollten ihr Kind in dieser Lebensphase besonders unterstützen und Verständnis haben. Sind sie zu streng, kann das schnell demoralisierend wirken. Denn gerade in dieser Zeit entwickeln Kinder eine Einstellung zum Leben. Wenn sie Fehler machen dürfen und dann auf Verständnis stoßen, werden sie eher zu Optimisten. Wichtig dabei ist, ganz viel miteinander zu lachen.
9-12 Jahre - Selbständig sein wollen ist gut und wichtig
In diesem Alter wollen Kinder immer mehr alleine schaffen und selbständiger sein. Eltern sollten ihnen die Möglichkeit geben, ihren Radius Schritt für Schritt zu erweitern – zum Beispiel einfach mal alleine den Bus zu nehmen oder einkaufen zu gehen. Dennoch brauchen Kinder auch die feste Gemeinschaft daheim. Sie haben das Bedürfnis, nach Hause zu kommen und schöpfen Kraft aus gemeinsamen Unternehmungen. Besonders wichtig ist es, dass Eltern den Kindern vermitteln, dass sie dazugehören und akzeptiert werden, so wie sie sind.
13-17 Jahre – Niemals die Verbindung zum Kind kappen – egal was passiert
In der Pubertät wird das Gehirn komplett umprogrammiert, was einem Jugendlichen viel abverlangt. Kinder sind in dieser Zeit vergesslicher, chaotischer und haben mehr Sorge als sonst, nicht gut genug zu sein. Diese starken Emotionen zeigen sich in Form von Ängsten, Erschöpfung, Bauschmerzen oder Wut und Aggression. Umso dringender brauchen sie Erwachsene, die für sie da sind und damit umgehen können. Am wichtigsten ist, das Kind niemals aufzugeben und immer irgendwie mit ihm in Verbindung zu bleiben. Schon mit kleinen Dingen wie einer kurzen Unterhaltung kann man dem Teenager zeigen, dass er einem wichtig ist. Das legt auch das Fundament für einen guten Kontakt im „Twen-Alter“.