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12-Wochen-RegelWie lange sollte man seine Schwangerschaft geheim halten?

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Manche platzen vor Glück, wenn der Schwangerschaftstest positiv ist, andere fürchten sich davor, es Freunden und Familie mitzuteilen.

Bonn – „Ich bin schwanger“ - mit dieser Erkenntnis fängt es an. Teilen muss man sie nicht unbedingt gleich. Fast ein Drittel aller Schwangerschaften endet innerhalb der ersten drei Monate in einer Fehlgeburt, nicht selten sogar unentdeckt. Darum hat sich eine Art magische Grenze etabliert:

Viele Frauen oder Paare berichten erst nach zwölf Wochen von ihrer Schwangerschaft. Aber muss man das unbedingt so machen?

Oder darf man auch früher herausposaunen, dass man endlich das vielleicht lang ersehnte Kind erwartet?

Frauen mit Fehlgeburten sind vorsichtiger

Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht, sagt Angela Klein, die als leitende Psychologin im Bereich der Gynäkologischen Psychosomatik an der Uniklinik Bonn tätig ist. Jede Frau handle je nach Naturell und Vorgeschichte anders und müsse abwägen, was am besten zu ihr und der jeweiligen Situation passt. Frauen, die schon eine oder sogar mehrere Fehlgeburten erlitten haben, seien bei Folgeschwangerschaften vorsichtiger. „Andere platzen vor Glück und können kaum darauf warten, alle einzuweihen.“

Auch die Hebamme Manuela Rauer sagt: „Wenn es sich um eine gewünschte Schwangerschaft handelt und alle Beteiligten glücklich sind, spricht nichts dagegen, schon früh von der Schwangerschaft zu erzählen.“ Es sei schön, die Freude mit dem engsten Umfeld zu teilen. Außerdem können sich nicht nur die werdenden Eltern, sondern auch alle übrigen Familienmitglieder auf ihre neuen Rollen als Omas, Opas, Tanten oder Onkels vorbereiten.

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Hebamme Manuela Rauer

Haben Frauen bereits eine Fehlgeburt erlitten, versuche sie im Gespräch zu erfahren, wie stark der Rückhalt aus dem familiären Umfeld ist, sagt Rauer. „Je größer der Kinderwunsch ist, desto stärker und früher findet auch eine Bindung ans Kind statt“, sagt Klein. Im Falle eines Kindesverlustes sei folglich auch die Trauer größer. Daher sei es wichtig, vertraute Menschen um sich zu haben, von denen eine empathische Anteilnahme zu erwarten sei.

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In manchen Berufen: Sofortiges Arbeitsverbot bei Schwangerschaft

Halima Lohbeck, Bloggerin, Arbeitsrechtlerin und Mutter von zwei Söhnen, ist ihre Schwangerschaften zuversichtlich angegangen: „Als ich von meinen Schwangerschaften erfahren habe, habe ich mich so darüber gefreut, dass ich gleich allen davon erzählen wollte.“ Sie hält nichts davon, lange mit der frohen Botschaft zu zögern. „Spätestens in der 7. Schwangerschaftswoche wussten alle Bescheid“, sagt die 39-Jährige.

Auf ihrem Blog „Mama Mia“ erzählt Lohbeck schonungslos, ehrlich und begeistert vom Elterndasein, von der Ehe und vom Leben als berufstätige Mutter, das nicht immer einfach sei. Ihre Freude habe sie nicht nur mit ihrem engsten Familien- und Freundeskreis teilen wollen. Auch in der Arbeitswelt gebe es durchaus Vorteile, früh von der Schwangerschaft zu erzählen, meint Lohbeck. „Es gibt bestimmte Arbeitsschutzbestimmungen, wie etwa die Einhaltung gewisser Arbeitszeiten, die logischerweise nur greifen können, wenn der Arbeitgeber auch von der Schwangerschaft weiß.“

Was für manche ein Grund ist, früh von der Schwangerschaft zu erzählen, hält andere wiederum genau davon ab, weiß Manuela Rauer aus Erfahrung. In gewissen Bereichen müssen Schwangere sofort die Arbeit niederlegen. Betroffen seien alle Frauen, die in Berufen mit hoher Infektionsgefahr arbeiten, wie etwa Erzieherinnen, Ärztinnen, Krankenschwestern oder auch Hebammen. „Frauen, die gerne arbeiten, halten ihre Schwangerschaft oft länger geheim“, sagt Rauer. Dabei müsse das Wohl von Mutter und Kind jedoch immer an erster Stelle stehen.

Absprache mit dem Partner

In ihrem Berufsalltag als Hebamme habe sie außerdem beobachtet, dass Frauen, die im Falle einer schweren Krankheit des Kindes einen Schwangerschaftsabbruch erwägen, auf Nummer sicher gehen wollen. Sie warteten erst einmal weitere Untersuchungen wie beispielsweise das Ersttrimesterscreening ab, sagt Rauer. Diese Untersuchung wird zwischen der 10. und 14. Schwangerschaftswoche angeboten und macht eine Aussage zur Wahrscheinlichkeit einer Chromosomenabweichung wie etwa dem Down-Syndrom.

Neben der werdenden Mutter hat natürlich auch der Partner eine Vorstellung davon, wann er Freunden oder seinen Eltern die Botschaft überbringen möchte. Weicht diese Vorstellung stark von der der Frau ab, könne man im Gespräch mit der Hebamme versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden, sagt Rauer.

Wann werdende Eltern letztendlich mit der Botschaft an die Öffentlichkeit gehen, sei immer auch eine Frage des Naturells, sagt Halima Lohbeck. Manche Frauen machen solche Ereignisse eher mit sich selbst aus - sie jedoch sei ein ganz anderer Typ. „Ich will alles Schöne sofort mit Freunden und Familie teilen - genauso wie die weniger schönen Erlebnissen.“ (dpa/tmn)