Wenn der Job des Partners stressig ist, kann sich das negativ auf die Beziehung auswirken. Daniel Wagner gibt Tipps, wie Paare vorbeugen.
In Sachen LiebeStress im neuen Job – Wie können wir unsere Beziehung davor schützen?
Ich lebe mit meinem Partner seit sechs Jahren zusammen, und wir sind eigentlich glücklich miteinander. Allerdings hat er, seit er vor etwa einem Jahr einen neuen Job angetreten ist, sehr viel Stress. Das wirkt sich auf auch unsere Beziehung aus, da er reizbarer ist und ihm häufig die Energie für gemeinsame Aktivitäten fehlt. Ich frage mich, wie ich ihn unterstützen kann, und wie wir auch als Paar weniger unter seinem Stress leiden.Anja, 42
Ihre Frage zeugt von großer Zuneigung und Sorge um Ihren Partner und Ihre Beziehung. Es ist verständlich, dass der Stress, den Ihr Partner durch seinen neuen Job erlebt, auch Auswirkungen auf Ihr gemeinsames Leben hat. Stress kann nicht nur körperlich, sondern auch mental eine große Belastung darstellen.
Wenn Menschen viel Stress erleben, verschiebt sich oft ihr Fokus. Ihr Partner könnte sich in einem ständigen „Überlebensmodus“ befinden, in dem er versucht, berufliche Anforderungen zu bewältigen, während für die Dinge, die ihm früher Freude bereitet haben, weniger Raum bleibt. Das kann erklären, warum er gereizter ist oder weniger Energie für gemeinsame Unternehmungen aufbringen kann.
Strategien gegen den Stress
Sie könnten ihn dabei unterstützen, indem Sie ihm einen Raum bieten, in dem er sich sicher und verstanden fühlt, ohne zusätzlichen Druck. Oft hilft es, offen darüber zu sprechen, was der Stress in ihm auslöst, ohne direkt Lösungen vorzuschlagen oder das Gefühl zu vermitteln, dass sich sofort etwas ändern muss. Allein das Zuhören kann für ihn bereits entlastend sein.
Manchmal ist es hilfreich, gemeinsam über Möglichkeiten nachzudenken, wie er seine Stressbewältigung aktiv verbessern könnte. Unter anderem Entspannungsübungen oder Bewegung können hier helfen – vielleicht auch gemeinsame Aktivitäten, die nicht anstrengend sind, sondern als kleine Auszeiten fungieren. Sie könnten auch überlegen, ob es hilfreich wäre, Unterstützung außerhalb der Beziehung zu suchen – etwa in Form von professionellem Coaching oder einer Beratung, bei der er Strategien lernen kann, besser mit dem Stress umzugehen, und womöglich auch sein berufliches Engagement hinterfragen kann.
Kleine, positive Rituale einführen
Für Ihre Partnerschaft ist es wichtig, dass auch Sie selbst gut für sich sorgen. Gönnen Sie sich Auszeiten, in denen Sie Energie tanken, um auch für die schwierigen Phasen genügend Kraft zu haben. Manchmal hilft es auch, wenn Paare bewusst kleine, positive Rituale einführen, die den Zusammenhalt stärken, ohne zusätzlichen Druck zu erzeugen. Es kann dabei um Kleinigkeiten gehen, wie einen wöchentlichen Spaziergang oder ein gemeinsames Frühstück, bei dem das Thema „Stress“ bewusst außen vor bleibt. Solche Rituale helfen, die Verbindung zueinander aufrechtzuerhalten.
Abschließend: Der Stress ist eine Phase, die vorübergehen kann. Indem Sie beide offen damit umgehen und dafür auch individuelle Wege finden, könnte es Ihnen gelingen, langfristig gestärkt daraus hervorzugehen. Wenn die Belastung jedoch zu groß wird, wäre es eine Überlegung wert, über eine kurze Auszeit in einem ruhigen, unterstützenden Umfeld nachzudenken, wo Ihr Partner sich erholen und neue Kraft schöpfen kann oder auch psychotherapeutische Unterstützung zu suchen. Dies könnte auch Ihrer Beziehung zugutekommen.
Leserfragen
Unser Experten-Team beantwortet Ihre Fragen in der Zeitung: die Psychotherapeuten Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner, die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald, Sexualberaterin Gitta Arntzen sowie der Urologe Volker Wittkamp. Ihre Zuschriften werden anonymisiert weitergegeben. Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de