Kinder, Job, SelbstverwirklichungWarum ich mich als Mutter hin- und hergerissen fühle
Köln – Wie bringt man eigentlich Kinder, Job und eigene Bedürfnisse unter einen Hut – ohne dass jemand auf der Strecke bleibt? Und wie kommt man gegen das schlechte Gewissen an, wenn man wie so oft Prioritäten setzen muss?
Eine Mutter schildert ganz persönlich, wie der ewige Zwiespalt sie manchmal fast zerreißt:
„Es gibt kein anderes Ereignis, das dein Herz so weich und gleichzeitig so schwer machen kann wie die Mutterschaft. Ja, ich schreibe nicht Elternschaft, weil ich eine Mutter bin und weil ich das Gefühl habe, dass ich viel mehr innere Kämpfe mit mir austrage, als mein Mann. Der fährt einfach auf Dienstreise und hier läuft alles weiter wie bisher. Die Kinder fragen kurz, wo Papa hinfährt und gut ist.
„Mann darf mit weniger Schuldgefühl lieben“
Wenn hingegen ich in meinem Job unterwegs sein muss, dann gleicht das im Vorfeld einem koordinatorischen Wunder. Nicht nur, dass ich die Nachmittagsbetreuung, die Hobbys, die Hausaufgaben, die Kindergeburtstage vorab minutiös planen muss und mir bei Ausfall des Babysitters Fallnetze organisieren muss, nein, die Kinder leiden auch noch, sie wollen sich nicht von Mama trennen. Mama, wann kommst du wieder? Mama, was ist, wenn dir was passiert? Das trägt nicht unbedingt dazu bei, ein wahnsinnig gutes Gewissen dabei zu haben, nicht mehr nur noch als Mutter zu existieren, sondern auch noch als Frau und Arbeitnehmerin. Aber ich liebe meinen Job. Und ich liebe meine Kinder.
Meinem Mann geht das auch so. Aber warum darf er mit so viel weniger Schuldgefühl lieben? Warum muss für mich alles mit so vielen Widerständen verbunden sein? Ich fühle mich so dermaßen hin- und hergerissen. Und zu allen Seiten hin gebremst. Als kämpfe ich gegen Windmühlen. Ich bin innerlich zerrissen.
„Die Wahl zwischen Glucke und Rabenmutter“
Zum Beispiel möchte ich die Kinder am liebsten aus der Schulnachmittagsbetreuung abmelden, weil sie sie nicht wirklich mögen, gleichzeitig möchte ich aber doch eigentlich im Job auch nochmal eine Etage höher aufsteigen. Das ginge dann nicht mehr. Mir bleibt die Wahl zwischen Glucke und Rabenmutter.
Ich möchte am liebsten auf der Stelle für zwei Wochen auf eine einsame Insel und mal wieder über mich und vielleicht sogar ein neues Projekt oder eine neue berufliche Herausforderung nachdenken. Gleichzeitig finde ich die Vorstellung, mehr als zwei Tage von meinen Kindern getrennt zu sein, so entsetzlich, dass ich es nie übers Herz bringen würde. Meine eigene Mutter war früher schließlich auch nie weg.
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Ich möchte mal wieder richtig ausgehen, traue mich aber nicht, weil es mir am nächsten Morgen so schlecht gehen würde, dass ich mich nicht mehr richtig um die Kinder kümmern könnte. Und das macht mir doch auch so viel Spaß! Aber kann ich meinen Kindern zutrauen, am Nachmittag auch mal allein zu spielen, während ich noch Arbeitsmails abarbeite? Und muss ich wenigstens dann ganz für sie da sein?
Kinder in den Schlaf begleiten oder Feierabend?
Ich möchte immerzu frisch und gesund kochen, habe oft aber einfach keine Zeit dazu, weil ich dann doch lieber mit den Kindern eine Runde Karten spiele. Oder sie zu Hobbys fahre. Oder bei den Hausaufgaben helfe. Setze ich meine Prioritäten falsch? Ich möchte sie in den Schlaf begleiten, brauche aber auch meinen Feierabend und werde dann schnell ungeduldig. Soll ich die Hausaufgaben akribisch kontrollieren und mit ihnen durcharbeiten, damit sie eine Note besser werden oder soll ich sie einfach machen lassen, damit sie selbstständig (aber dann eben auch nicht so gut) werden?
Ich könnte noch Stunden so weiter machen. Es sind diese Dinge, die uns Müttern dauernd im Kopf umherschwirren, die permanent Entscheidungen verlangen und die immer ein Abwägen und einen Kompromiss bedeuten. Und das erschöpft uns auf Dauer.“