Berlin – Was macht mein Kind da auf dem Smartphone? Und wie kann ich es vor den finsteren Seiten des Internets schützen? Kinderschutz-Apps wollen Eltern solche Sorgen nehmen – doch selbst die „guten“ unter ihnen bieten keine hundertprozentige Sicherheit, wie die Stiftung Warentest berichtet („test“-Ausgabe 9/20).
Neun Programme für Smartphones und Tablets hat die Stiftung unter die Lupe genommen, darunter auch den eingebauten Kinderschutz von Apples mobilem Betriebssystem iOS sowie Googles eigene App Family Link für Android. Beide Lösungen schneiden aber nur „befriedigend“ ab – unter anderem wegen fehlender pädagogischer Unterstützung für Eltern und lückenhafter oder schwammig formulierter Datenschutzerklärungen.
Apple-Nutzer haben kaum Alternativen zum eingebauten Schutz
Für iOS-Nutzer gibt es allerdings kaum eine Alternative zu dem eingebauten Kinderschutz. Das Apple-Betriebssystem erlaubt Apps von Dritten nicht, auf sicherheitsrelevante Funktionen zuzugreifen. Deshalb können iOS-Versionen von Kinderschutz-Apps zum Beispiel das Surfen im Internet nach Ablauf einer voreingestellten Zeit nicht einfach sperren. Wer die Internetleitung wirklich kappen will, muss die iOS-Bordmittel verwenden.
Immerhin eine von zwei „gut“ bewerteten Kinderschutz-Apps funktioniert auf iOS wie Android: Die Gratis-Software Jusprog schützt Kinder vor dem Surfen auf bedenklichen Webseiten und bietet pädagogische Unterstützung.
Deutlich mehr Funktionen, etwa eine Standortverfolgung und eine Installationssperre für Apps, bietet die ebenfalls „gute“, kostenpflichtige Kindersicherung von Salfeld, die für iOS allerdings nicht zur Verfügung steht.
Kostenpflichtige Kinderschutz-Apps sind nicht unbedingt besser
Kinderschutz-Apps mit mehr Funktionen sind in der Regel kostenpflichtig. Jahreslizenzen gibt es teils für 15 bis 20, manchmal auch für satte 70 Euro. Teils gibt es dafür aber auch Funktionen mit zweifelhaftem Nutzen.
Generell kritisieren die Warentester, dass viele Apps zu sehr auf Kontrolle und Verbote und weniger auf eine pädagogisch sinnvolle Begleitung Heranwachsender setzen. Besonders problematisch seien Apps, die zum Beispiel Chat-Verläufe nach Schlüsselwörtern durchsuchen. Das soll Kinder und Jugendliche vor Gefahren wie Cybermobbing oder -grooming schützen, verletzt allerdings vor allem die Privatsphäre der Kinder, so die Experten.
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Generell sollten Eltern sich im Klaren darüber sein, dass auch gute und seriöse Kinderschutz-Apps nur kontrollieren und blockieren können. Einen echten Schutz vor den Gefahren des Internets bieten sie nicht - und sind damit auch kein Ersatz dafür, Kinder bei den ersten Gehversuchen im Netz zu begleiten und ihnen Medienkompetenz zu vermitteln. (dpa/tmn)