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14 Experten-TippsWoran Eltern eine gute Kita erkennen können

Lesezeit 8 Minuten
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Dass Erzieher auch in kleinen Situationen zugewandt auf ein Kind eingehen, das ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal einer Kita.

  1. Immer mehr Kinder werden heute in Kitas betreut, auch bereits im Alter unter drei Jahren. Die Qualität der einzelnen Einrichtungen ist dabei sehr unterschiedlich.
  2. Eltern bekommen oft nicht genug Einblick, um beurteilen zu können, ob die Kita des eigenen Kindes etwas taugt.
  3. Frühpädagogik-Experte Thilo Schmidt erklärt, auf was Eltern bei der Wahl einer Kita achten sollten und an welchen kleinen Dingen man erkennt, wie gut eine Einrichtung ist.

Köln – Einen guten Kita-Platz zu ergattern, das ist heutzutage für Eltern so etwas wie ein Sechser im Lotto. Nicht nur, weil es immer noch einen Mangel an freien Plätzen gibt, sondern auch, weil die Qualität in den Kindertageseinrichtungen oft unterschiedlich hoch ist. Wie gut eine Kita ist, lässt sich häufig schon an kleinen Dingen erkennen. Auch wenn Eltern also nur begrenzte Informationen und minimale Einblicke ins Kita-Geschehen bekommen, können sie doch an einigen Punkten festmachen, wie gut eine Einrichtung die Kinder betreut.

Dr. Thilo Schmidt von der Universität Koblenz-Landau ist Erziehungswissenschaftler mit Schwerpunkt Frühpädagogik und weiß, was eine gute Kita ausmacht. Worauf sollten Eltern bei der Wahl der Einrichtung achten? Und wie können sie erkennen, ob die gewählte Kita etwas taugt oder sie sich doch lieber weiter umschauen sollten? Wir haben die wichtigsten Kriterien zusammengefasst:

Welchen Ruf hat die Kita?

Die Kita-Suche fängt bei Eltern heutzutage bekanntermaßen schon sehr früh an. Und beim ersten Kind ist man meist zunächst ratlos. In solchen Fällen könne ein erster Schritt sein, sagt Dr. Thilo Schmidt, sich im Eltern-Umfeld, in der Krabbel- oder Spielgruppe, zunächst einmal umzuhören. Welche Kita hat einen guten Ruf? Was erzählen zum Beispiel Eltern mit älteren Kindern über die jeweilige Einrichtung?

Wie erreichbar und aufmerksam präsentiert sich die Kita?

Sowohl für interessierte Eltern als auch für jene, die ihr Kind schon in der jeweiligen Kita haben, ist es wichtig, dort einen verlässlichen Ansprechpartner zu haben. Die Erreichbarkeit der Kita-Leitung und der (zukünftigen) Bezugserzieherin sei deshalb auf jeden Fall ein Qualitätsmerkmal, sagt Experte Schmidt.

Kitas in der Corona-Zeit

Aufgrund der Corona bedingten Einschränkungen in den Kitas ist es für Eltern gerade schwieriger, einen Einblick ins Geschehen der Einrichtung zu bekommen. Auch sind „Tage der offenen Tür“ und Besichtigungen gerade selten möglich. Hier ist zu empfehlen, sich vorher über alternative Kontaktmöglichkeiten und ggf. die Hygieneregeln der Einrichtung zu informieren.

Es gehe aber auch allgemein um eine Sichtbarkeitskultur. Wenn Eltern in die Kita kommen, sei es ein gutes Zeichen, wenn pädagogische Fachkräfte von ihnen Notiz nehmen und auf sie zugehen. Die gleiche Aufmerksamkeit sei auch gegenüber den Kindern zu wünschen. Eltern könnten sich in Bring- und Abholsituationen einen Eindruck davon machen, wie aufmerksam die Fachkräfte mit den Kindern in Kontakt treten und mit ihnen interagieren.

Wenn Eltern der Fachkraft beim Bringen eine Information zum Kind weitergeben wollten, zum Beispiel eine Information über den gegenwärtigen Gesundheitszustand des Kindes, sollte das von der jeweiligen Bezugserzieherin aufmerksam zur Kenntnis genommen werden. Auch wenn ein ausführliches Gespräch mit den Eltern bei der Abholung oft nicht umsetzbar sei, so Schmidt, sollten Erzieher auf Nachfrage über das Gruppengeschehen und über Aktivitäten, die das Kind betreffen, Auskunft geben können.

Hat die Kita eine aktuelle Konzeption?

Jede Kita habe ihre eigene „Kita-Kultur“, erklärt Thilo Schmidt. Über das pädagogische Profil einer Kita informiere die Kita-Konzeption. Dieses Schriftstück, das den Eltern auf Nachfrage zugänglich sein sollte, umfasse in der Regel etwa 20 Seiten. Es enthalte die zentralen Informationen über die Kita, was das Leitbild der Kita, ihre pädagogischen Ziele, ihre Schwerpunkte und auch Hinweise über die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der pädagogischen Arbeit einschließen sollte.

„Jede Kita sollte eine solche Konzeption haben“, sagt Schmidt. Es sei sogar gesetzlich vorgeschrieben, dass Kitas Qualitätsentwicklung und Evaluation betreiben. „Es ist ein Qualitätsmerkmal, wenn eine Kita den Eltern eine aktuelle, nicht veraltete Kita-Konzeption austeilen kann. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit.“

Wie sollte die Kita räumlich ausgestattet sein?

Wie eine Kita räumlich ausgestattet sein muss, könne man schwer pauschal beantworten, sagt Thilo Schmidt. Die Räume sollten aber grundsätzlich nicht zu überfrachtet sein. Und es sollte eine gewisse Ordnung herrschen, damit sich die Kinder orientieren können. Montessori spreche hier von der „vorbereiteten Umgebung“, die von den pädagogischen Fachkräften für die Kinder bewusst arrangiert wird.

Im Gruppenraum sollten Eltern in regelmäßigen Abständen einen gewissen Wechsel erkennen können. Beispielsweise sei es hier ein Kennzeichen guter pädagogischer Arbeit, wenn die Bücherecke regelmäßig aktualisiert werde, so dass die Kinder neue Anregungen erhalten. Bücher über den Herbst seien im Frühling ein No-Go. Darüber hinaus sei es ein Zeichen von Wertschätzung gegenüber den Kindern, wenn ihre Werke, wie zum Beispiel Zeichnungen oder Malarbeiten, auf ihrer Augenhöhe ausgestellt werden würden.

Wie wichtig ist es, dass die Kita ein Außengelände hat?

„Gerade in Großstädten ist ein großzügig angelegtes Außengelände ein echtes Qualitätskriterium“, sagt Thilo Schmidt. Weil Kinder einen großen Bewegungsdrang hätten und gerade in der Stadt viele Kinder auf engem Raum lebten. Im Sinne der Identifikation mit der Kita sei es wünschenswert, wenn Kinder und Eltern den Außenbereich mitgestalten können.

Eine gewisse Größe und genug Raumvielfalt habe eine entspannende Wirkung auf Kinder. Dies schließe auch ein, sich gelegentlich in weniger gut einsehbare Ecken zurückziehen zu können. Kinder wollten verständlicherweise nicht ständig unter der unmittelbaren Beobachtung der Erzieher stehen. Natürlich müsse dabei die Aufsichtspflicht sichergestellt werden.

Wie sauber sollte es in der Kita sein?

Es müsse nicht steril sein, aber im Rahmen bleiben, sagt Thilo Schmidt. Die Sanitäranlagen sollten in einem guten, gepflegten Zustand sein. Vor allem im Krippenbereich sollten Teppichböden regelmäßig gereinigt werden.

Wie sollten Erzieher dem Kind gegenüber treten?

Ganz wichtig sei, dass die Erzieher das Kind aufmerksam wahrnähmen, so Schmidt. Dass sie ihm mit einer wertschätzenden Grundhaltung gegenüber treten und entwicklungsangemessen mit ihm interagieren würden. Inwieweit das schon in kleinerem Rahmen gelinge, könnten Eltern zum Beispiel bei der Bring- und Abholsituation beobachten. „Es sollte von Seiten der Erzieherinnen ein zumindest flüchtiges Begrüßungsritual geben, um dem Kind zu zeigen, dass es wahrgenommen wird.“ Pädagogisch bedenklich sei, wenn das Kind gebracht oder abgeholt werde und die Erzieherinnen davon keinerlei Notiz nehmen.

Wie individuell sollte der Umgang mit dem Kind sein?

Auf die individuellen Bedürfnisse von Kindern sensibel eingehen zu können, das sei ein wesentliches Qualitätsmerkmal der pädagogischen Arbeit in Kindertageseinrichtungen, sagt Schmidt. Die Forschung zeige eindeutig, dass sich eine gute, zugewandte und intensive Interaktion der Fachkräfte mit den Kindern nachweislich positiv auf die Entwicklung von Kindern auswirkt.

Dass das Kind als Person wahrgenommen wird, zeige sich auch bereits an kleinen Dingen, etwa wenn Erzieherinnen Kindern individuell, auf ihre Handlungen bezogen, ein Feedback geben. Das sei pädagogisch weit anspruchsvoller als pauschal mit „schön oder gut gemacht“ zu loben.

Wie stark sollte das Kind in der Kita gefördert werden?

Ein Kind sollte in der Kita sozial-emotional, motorisch, kognitiv und sprachlich angeregt und gefördert werden, sagt Experte Schmidt. Wichtig sei, die Kinder im Alltagsgeschehen kognitiv herauszufordern, da dies in Kitas häufig zu wenig stattfindet. Erzieherinnen könnten dies beispielsweise dadurch erreichen, dass sie Kindern bei Gelegenheit offene Fragen stellen, sie im Alltagsdialog zum Nachdenken anregen. Dabei seien Erzieher oft noch zu zurückhaltend und würden lieber selbst Antworten geben, als mit den Kindern in einen echten Dialog zu treten.

Wie viel Programm sollten Kitas anbieten?

Ob Musik-AG, Bewegungsparcours oder Forscherecke – jede Kita setzt andere Schwerpunkte. Grundsätzlich sei es wünschenswert, wenn Kitas den Kindern ein abwechslungsreiches, vielfältiges und originelles Angebot bieten, sagt Thilo Schmidt. Der Kita-Tag sollte aber nicht von morgens bis in den späten Nachmittag mit gezielten Aktivitäten durchgeplant sein. Kinder im frühen Kindesalter hätten noch eine ziemlich begrenzte Konzentrationsspanne, was zeitlich überschaubare und abwechslungsreiche Aktivitäten erforderlich mache.

Die Kinder sollten zudem zwischen verschiedenen Angeboten wählen können. Sehr motivierend könne es auf die Kinder wirken, wenn Fachkräfte ihre eigenen Ambitionen und Qualifikationen einbringen. Wenn sie zum Beispiel gestalterische Begabungen oder Zusatzqualifikationen mit brächten oder ein Instrument beherrschten und mit den Kindern musizierten.

Wie wichtig sind Strukturen und Rituale in der Kita?

Über den Tag verteilt sollte für die Kinder definitiv ein gewisses Maß an Struktur erkennbar sein, so Schmidt. Gerade im frühen Kindesalter sei das wichtig, da Kinder in diesem Alter häufig noch nicht in der Lage seien, sich zeitlich zu orientieren. Wie diese Strukturen genau aussehen, das hänge aber mit dem Ansatz der jeweiligen Kita zusammen. In Kitas, die nach einem offenen Konzept arbeiten – Kinder dürfen sich hier zu bestimmten Zeiten in Räumlichkeiten der gesamten Kita aufhalten – würde das anders gehandhabt als in Kitas, die eine traditionelle Gruppenstruktur aufweisen.

Wiederkehrende Rituale beim Kennenlernen, Verabschieden oder bei Geburtstagen seien grundsätzlich zu empfehlen.

Wie viel freies Spiel sollten Kitas ermöglichen?

Wünschenswert sei eine Mischung aus gezielten Aktivitäten und freiem Spiel, sagt Schmidt. „Freispielphasen gehören definitiv dazu. Eine gute Kita macht aber aus, dass die Kinder im Freispiel nicht sich selbst überlassen werden.“ Gut wäre es, wenn sich die Fachkräfte auch beim Freispiel mit den Kindern auseinandersetzten – sei es durch gezielte Beobachtung oder durch gezielte Interaktion. „Wenn die Erzieher im Freispiel mit den Kindern im Gespräch bleiben, ist das eine Form der alltagsintegrierten Sprachförderung“.

Wie beständig sollte das Erzieher-Team sein?

Die Fluktuation im Personalbereich sollte nicht zu hoch sein, sagte Schmidt, weil ein häufiger Wechsel der Erzieher für die Kinder keine Stabilität in den Beziehungen zu den Fachkräften gewährleisten könne. Eine stabile Personalzusammensetzung sei nicht zuletzt auch ein Indikator dafür, dass sich die Fachkräfte in der Einrichtung wohl fühlen und sage somit etwas über die Team- und die Leitungsqualität in der Kita aus.

Wie wichtig ist der Betreuungsschlüssel der Kita?

Wie viele Erzieher auf wie viele Kinder kommen sei natürlich ein entscheidender Faktor für die Qualität einer Kita, sagt Schmidt. Der Fachkraft-Kind-Schlüssel habe einen erheblichen Einfluss darauf, wie intensiv sich Erzieher mit einzelnen Kindern auseinandersetzen könnten. „Mit 24 Kindern und zwei Erzieherinnen gibt es da Grenzen“, sagt Schmidt. Gerade wenn eine Erzieherin zusätzlich in die Leitung der Kita mit eingebunden sei.

Viele Kitas litten gegenwärtig unter einer sehr angespannten Personalsituation. Durch den 2013 in Kraft getretenen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab dem ersten Lebensjahr würden die Kitas so schnell ausgebaut, dass es einen anhaltenden Mangel an Fachkräften gäbe. Das wirke sich leider negativ auf die pädagogische Qualität der Kitas aus.

Wie ein angemessener Betreuungsschlüssel aussähe, das hänge allerdings von mehreren Faktoren ab, unter anderem von der Zusammensetzung und dem Alter der Kindergruppe und einem eventuellen Sprachförderungs- oder Inklusionsbedarf. Aktuelle Empfehlungen zur Fachkraft-Kind-Relation gibt eine Studie der Bertelsmann Stiftung.