„Mein Kind ist nie krank“Neun Sätze, die Eltern niemals anderen Eltern sagen sollten
Köln – Es gibt so ein paar ungeschriebene Gesetze für Eltern, deren Regeln sich erst nach und nach so richtig erschließen. Dazu gehört zum Beispiel, dass man vor anderen Eltern den eigenen Nachwuchs nicht penetrant in den Himmel lobt – auch wenn es nach eigenem Ermessen das beste Kind der Welt ist.
Damit frischgebackene Eltern nicht in jedes Fettnäpfchen treten, haben wir hier ein paar Sätze aufgelistet, die kritisch sind:
„Also mein kleiner Lasse-Kasimir schläft ja durch, seit er vier Wochen alt ist.“
Natürlich müssen wir mit diesem Satz beginnen, denn er ist der, der sich müden Eltern am tiefsten ins Fleisch gräbt. So schön es auch ist, dass andere Kinder so früh durchschlafen: Bitte erzählt es nicht den Eltern, die in der Nacht sechsmal geweckt werden – und zwar nicht nur in der letzten Nacht, sondern in jeder! einzelnen! in den letzten drei! Jahren! Denn es ist einfach nicht fair, dass manche es so leicht haben – und andere so schwer.
„Das Stillen lief bei uns von Anfang an super, es ist ja auch das Natürlichste der Welt.“
Oh weh, wer nicht das Glück hatte, den Still-Flow mit der Geburt gleich mitgeliefert bekommen zu haben, dem werden sich bei dieser Aussage die Zehennägel aufrollen. Denn wow, was für Schmerzen das Stillen verursachen kann, aua! Zu welchen Schweißausbrüchen es führen kann, wenn das hungrige Baby schreit und das Saugen nicht klappt! Also: So schön es auch ist, immer Milch dabei zu haben. Nicht jeder kann jede Minute des Stillens genießen und mag sich die zärtlichen Geschichten der anderen anhören, weil es sich nur nach noch mehr Scheitern anfühlt.
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„Ich weiß manchmal gar nichts mit meiner vielen Zeit anzufangen, der Kleine spielt so gern unter seinem Mobilé.“
Schon das Lesen dieses Satzes wird einigen Eltern Schmerzen verursachen. Denn nein, nicht alle Babys werden per Werkseinstellung mit einer Selbst-Spiel-Funktion ausgestattet. Da kann dann der alleinige Versuch, das Kind mal auf die Krabbeldecke zu legen schon zu wütendem – und lautem! – Protest führen.
Was andere mit all ihrer Zeit anfangen können, wenn das Baby so schön spielt? Sie könnten bei befreundeten Müttern vorbeifahren, denen es nicht so geht – und ihnen beim Abwasch helfen zum Beispiel. Der erledigt sich nämlich nur schwer einhändig, wenn auf dem anderen Arm immer ein Kind sitzt.
„Das Baby war die Krönung unserer Liebe, wir fühlen uns nun noch mehr miteinander verbunden.“
Sex nach der Geburt? Zweisamkeit? Romantische Nächte? Schön für alle, die trotz Baby nicht drauf verzichten müssen. All jenen, die sich in ihrem Körper nach der Schwangerschaft nicht besonders wohl fühlen, die permanent ein Kind an der Brust haben und nicht oben drauf noch Nähe vom Partner ertragen, die ihn gar hassen, nur weil er arbeiten darf, während sie selbst daheim mit Kind den Haushalt schmeißen: Ihr dürft das alles fühlen. Das Leben ist nämlich kein Rosamunde-Pilcher-Film. Verschwestert euch mit anderen, denen es so geht, dann lässt sich die Zeit ganz gut überbrücken – bis wieder entspanntere Phasen kommen.
„Huch, da sind ja plötzlich Zähnchen im Mund. Ich habe gar nicht gemerkt, dass die kommen.“
Jedes Elternteil, das aus dem Waschen von Babybodys nicht mehr rauskommt, weil sie alle fünf Minuten vom Sabbern des Babys durchweicht werden, fühlen sich von einem solchen Satz zumindest irritiert. Denn neben den Bindfäden, die dem eigenen Baby nonstop aus dem Mund laufen, haben sie natürlich auch Schmerzen, wenn die Zähne durchbrechen. Manche reagieren darauf mit Dauer-Quengeln und schlechtem Schlaf, andere sogar mit Fieber. Wenn das Zahnen also unkompliziert verläuft, hat das eher mit großem Glück zu tun und sollte lieber privat in den eigenen vier Wänden als vor anderen Eltern abgefeiert werden. Lottogewinnern wird ja auch geraten, nicht der ganzen Nachbarschaft vom spontanen Geldregen zu erzählen, weil Neid bekanntlich nie zu Gutem führt.
„Ich weiß gar nicht, was die anderen immer haben, unser Kleiner war noch nie krank.“
Gerade berufstätige Eltern werden hier hellhörig. Die haben vielleicht gerade eine Nachtschicht eingelegt, um die Präsentation für den Chef fertig zu machen, weil tags zuvor mal wieder die Kita angerufen hat und das Kind schon mittags mit Fieber abgeholt werden musste. Und die treffen dann auf Leute, die diese Extremsituationen offenbar gar nicht kennen. Das kann doch wohl nicht wahr sein, denken sie dann. Liegt es vielleicht an mir? Mache ich etwas falsch? Niemand braucht solche Gedanken. Viel schöner wäre es, wenn die Eltern der immer-gesunden-Kinder die der anderen mal nachmittags durch ein Playdate entlasten würden.
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„In den drei Stunden am Mittag schaffe ich immer das meiste weg. Da schläft unser Kleines wirklich verlässlich.“
Wir freuen uns so sehr für all diejenigen, wirklich. Könnt ihr das anderen Eltern trotzdem bitte lieber erst aufs Brot schmieren, wenn sie mit ihren Kindern auch so weit sind? Ach, das kommt nicht bei allen Kindern irgendwann so weit? Es gibt auch Kinder, die den Mittagsschlaf bereits im zarten Alter von zwei Jahren komplett selbst abschaffen? Ok, dann bleibt den Eltern immer noch, auf die Pubertät zu setzen, in der dann der ganze Schlaf nachgeholt wird. Bis dahin erhöhen wir für die Anderen den Druck. Denn wer so viel Zeit hat, hat auch keine Entschuldigung mehr dafür, dass in jedem Zimmer Spielsachen herumfliegen, oder?
„Oliven, Papaya, Fisch, unser Kind isst ja einfach alles und probiert auch so gern.“
Nun, es mag sein, dass es Kinder gibt, die nach dem eintönigen Geschmack von Milch direkt Abwechslung brauchen, der Regelfall ist das aber eher nicht. Da können Eltern dann froh sein, wenn ihre Kleinen neben Kartoffelbrei mit Fischstäbchen überhaupt noch etwas Frisches zu sich nehmen. Tomaten? Iiih. Möhren aber bitte nur roh. Und mit Kohlrabi braucht ihr mir schon mal gar nicht zu kommen. Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht: Es gibt Kinder, die wochenlang nur „Nudeln ohne alles“ essen. Eine Phase, sagt der Verstand. Eine Schande, meint der Bauch. Aber es ist ja gemeinhin bekannt, dass sich der Geschmackssinn mit den Jahren noch verändert. Insofern gibt es auch für diese Kinder Hoffnung, dass sie irgendwann mal eine Olive probieren. Und die dann nicht direkt wieder ausspucken.
„Ich liebe ja die Abende, wenn wir dann nach einem intensiven Tag mit dem Kleinen auf der Couch sitzen und ein Glas Wein trinken.“
Oh, diese Abende lieben wir alle doch auch! Allerdings existieren sie bei uns nur in der Fantasie – beziehungsweise in weit zurück liegenden Erinnerungen. Das müssen sich Eltern denken, deren Kinder abends erstmal die gesamten Eindrücke ihres Tages herausschreien müssen. Es gibt doch tatsächlich Eltern, die ihre Babys von 18 Uhr bis Mitternacht schuckeln und beruhigen müssen – jeden Abend. Da ist der ruhige Couch-Abend mit Wein ungefähr genauso weit entfernt von ihnen wie die Leute, die ihnen davon berichten.