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In Sachen LiebeMein Partner zeigt oft Unlust – schläft mein Sexleben ein?

Lesezeit 3 Minuten
Mann stützt sein Kinn auf seine Hand und schaut aus dem Fenster.

Wenn der Partner keine Lust zeigt, ist das frustrierend.

Wenn sich bei ihm zur Liebe keine Lust gesellt, ist das für die Partnerin frustrierend.

Ich (49) bin mit meinem Partner (50) seit März zusammen. Ich kann von Herzen sagen, dass ich ihn liebe und auch Verlangen nach ihm habe. Er hingegen signalisiert oft Unlust. Er war zuvor 20 Jahre Single und hatte in dieser Zeit auch keinen Sex. Wenn wir intim werden, bekommt er oft Krämpfe im linken Bein. Ich merke, dass ich frustriert bin. Ich liebe Sex und hatte immer ausgiebig Spaß. Aber mit ihm schläft alles ein, da hilft irgendwie nichts. (Tanja)

Ich kann Ihren Frust und Ihre Enttäuschung gut nachvollziehen. Ich verstehe, dass Sexualität für Sie zu einer Beziehung gehört, dass Sie vom Verhalten Ihres Partners enttäuscht und verletzt sind, sich abgewiesen und in Ihrem Frausein nicht bestätigt fühlen.Wie Sie Ihre Situation beschreiben, scheint es so zu sein, dass Ihr Partner tatsächlich kein Bedürfnis nach sexuellem Zusammensein hat. Immerhin hatte er 20 Jahre keine Beziehung und – wie Sie schreiben – auch keine Sexualität. Das ist für einen Mann zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr ungewöhnlich.

Gitta Arntzen

Gitta Arntzen

Gitta Arntzen ist Sexualberaterin und Seminarleiterin mit eigener Praxis in Köln und Neuss....

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Wie wäre es, wenn Sie nicht nur Ihre sexuellen Wünsche formulieren, sondern aktiv werden? Wählen Sie ein Zeitfenster von mindestens 45 Minuten, in dem Sie beide ungestört und nicht müde sind. Versuchen Sie, keine Erwartungen, keinen Druck aufzubauen. Bieten Sie ihm an, ihn in einer wohltuenden Umgebung absichtslos zu verwöhnen, und beginnen Sie – beide unbekleidet – mit seiner Rückseite. Gestalten Sie langsame, liebevolle Berührungen, die nicht sexuell wirken. Seien Sie aufmerksam, und beziehen Sie seine ganze Rückseite ein. Nach der Hälfte der Zeit bitten Sie ihn, sich auf den Rücken zu drehen, Bleiben Sie weiter sexuell zurückhaltend. Das bedeutet nicht, dass Sie die Genitalien aussparen sollten. Aber stimulieren Sie sie nicht. Sollten Sie zum Ende hin wahrnehmen, dass er vielleicht doch „Interesse an mehr hat“, gehen Sie darauf ein. Falls nicht, war es eine Möglichkeit, sich körperlich zu begegnen und den Kontakt nicht abreißen zu lassen.

Verschiedenste Gründe, warum ein Mann sexuell ausweicht

Es gibt die verschiedensten Gründe, warum ein Mann sexuell ausweicht: Es könnte sein, dass er sich Ihnen gegenüber „minderwertig“, unmännlich fühlt. Eventuell leidet er unter sexuellen Problemen wie Unlust, Erektionsstörungen oder frühzeitiger Ejakulation und schämt sich dafür, hat Schuldgefühle, weil er seine Partnerin nicht befriedigen kann. Hier könnte ein Termin bei einer Sexualberatung hilfreich sein. Ich bin keine Ärztin, aber die beschriebenen Krämpfe im Bein könnten eine unbewusste emotionale Abwehr sein.

In Frage kommen allerdings auch gesundheitliche, körperliche Einschränkungen. Mit einem Termin bei einem Urologen oder einer Urologin lässt sich klären, ob der Testosteronwert altersgemäß ist. Es kann aber auch sein, dass er die Beziehung mit Ihnen nicht aufgrund des sexuellen Begehrens eingegangen ist, sondern aus anderen Gründen wie „ich möchte nicht alleine leben“ oder „wir verstehen uns so gut“. Möglicherweise ist Ihr Partner auch asexuell. Wobei ich unbedingt erwähnen möchte, dass dies nur für einen wirklich sehr geringen Teil der Bevölkerung zutrifft.

Man kann den Partner, die Partnerin nicht zum Sex „zwingen“. Umso wichtiger ist, dass Sie deutlich machen, wie wichtig Ihnen Sexualität ist. Sagen Sie ihm, wie Sie sich fühlen, und schlagen Sie ihm vor, das Thema womöglich auch in einer Beratung anzusprechen. Treffen Sie eine Entscheidung! Es ist ein Angebot an ihn, um Ihre Beziehung zu retten. Schlägt er es aus, sollten Sie sich überlegen, ob diese Art des Zusammenseins für Sie das Richtige ist.


Leserfragen

Unser Team von Expertinnen und Experten beantwortet Ihre Fragen in der Zeitung und online: die Psychotherapeuten Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner, die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald, Sexualberaterin Gitta Arntzen sowie der Urologe Volker Wittkamp. Ihre Zuschriften werden anonymisiert weitergegeben. Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de