Nichts vom TierIst vegane Ernährung in der Stillzeit und für Kinder schädlich?
Haferdrink statt Milch im Kaffee, Linsen statt Hackfleisch für die Bolognese-Sauce und aufs Brot gibt es Käse-Ersatz aus Mandelmasse. Wer sich vegan – also fleischlos und rein pflanzlich – ernährt, braucht gute Ideen, um sich trotzdem ausgewogen zu ernähren. Die Beweggründe, ganz auf Tierisches zu verzichten, sind verschieden.
Es geht um Tiere, die nicht gemästet und getötet werden sollen. Es geht um Massentierhaltung, die nicht unterstützt oder gefördert werden soll. Doch neben den moralischen Gründen gibt es oft auch gesundheitliche. Durch den Verzicht auf Tierisches erhoffen sich einige, nicht unfreiwillig Hormone oder Antibiotika zu sich nehmen zu müssen, die zum Teil in verkauftem Fleisch nachgewiesen werden.
Ärzte warnen vor veganer Ernährung für Kinder
Laut Nationaler Verzehrstudie bezeichnen sich 1,6 Prozent der 14- bis 80-jährigen in Deutschland als Vegetarier, 0,1 Prozent als Veganer. Konkrete Angaben zur Anzahl vegetarisch oder vegan ernährter Schwangerer, Stillender, Kleinkinder und Kinder gibt es nicht. Doch in Internetforen und einschlägigen Blogs ist auch die vegane Ernährung von Kindern ein großes Thema. Das sehen Ärzte wie Josef Kahl vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte allerdings sehr kritisch.
„Wenn sich Mütter vegan ernähren wollen, können sie das natürlich auf eigene Verantwortung tun“, sagt er. Anders sehe es aus, wenn auch die Kinder so ernährt würden. „Die Gefährdung durch eine rein vegane Ernährung ihrer Kinder ist vielen gar nicht bewusst“, sagt Kahl. Sein Verband lehnt Ernährung der Mutter in der Schwangerschaft, in der Stillzeit und vegane Ernährung für Kinder kategorisch ab. Er wisse von Fällen, sagt Kahl, in denen Kinder schwere Störungen des Nervensystems davongetragen haben. Denn durch vegane Ernährung könne ein Mangel an Vitamin B und Eisen entstehen.
Christian Vagedes von der Veganen Gesellschaft Deutschland hält da entschieden dagegen. „Generell kümmern sich Veganerinnen und Veganer viel mehr um Themen wie Ernährung und Gesundheit.“ Das sei zunächst einmal positiv hervorzuheben. Und wenn eine Mutter über einen ausreichenden Vitamin B12-Spiegel verfüge, dann stehe auch einer veganen Ernährung in der Stillzeit nichts im Wege. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass Pflanzendrinks weder ein Ersatz für Muttermilch noch für Kuhmilch sind.
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Vegane Gesellschaft: Fleischlose Ernährung von Kindern ist möglich
„Vegane Mütter, die nicht stillen können, müssen, wenn sie ihre Säuglinge vegan ernähren wollen, zertifizierte Stillersatzprodukte kaufen“, sagt Vagedes. Die Erfahrungen in seinem Umfeld zeigten, dass eine vegane Ernährung von Säuglingen und Kindern sehr gut möglich sei. „Ärzte attestieren veganen Müttern und ihren Säuglingen und Kindern seit vielen Jahren hervorragende Werte und sehr gute Entwicklungen.“
Das sieht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung anders. In ihrer Publikation zu Nährstoffversorgung und Gesundheitsrisiken von veganer Ernährung im Säuglings- und Kleinkindalter warnt sie vor einer Unterversorgung mit Energie, Protein, Eisen, Calcium, Jod, Zink, Vitamin B2, Vitamin B12 und Vitamin D. Ohne Nahrungsergänzungsmittel könnten schwere neurologische Störungen und Entwicklungsverzögerungen des Kindes die Folge sein. „Daher sollten Kleinkinder und Kinder laut European Society of Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition nicht vegan ernährt werden.“
Vegane Kost: Eltern tragen Verantwortung für ihre Kinder
Eltern, die nicht nur sich, sondern auch ihre Kinder vegan ernähren, kennen diese Bedenken. Sie geben ihnen Nahrungsergänzungsmittel und versuchen, durch ausgewogene Ernährung den Mangel wiedergutzumachen. Doch sie bleiben bei ihrer Überzeugung und sagen, dass andere ihren Kindern ja schließlich auch eigene Wertvorstellungen mit auf den Weg geben.
Die meisten sagen aber auch, dass sie ihren Kindern den Kuchen auf dem Geburtstag auch trotz Eiern im Teig nicht verbieten. Und wenn es bei Oma mal Schnitzel für die Kinder gibt? Na gut, auch dann sehen viele darüber hinweg – jedenfalls, solange sie selbst nicht probieren müssen. „Und dann jedenfalls haben wir auch keine Bedenken mehr“, sagt Kinderarzt Josef Kahl.