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PaartherapieWie bringe ich meinen Partner dazu, dass wir uns Hilfe holen?

Lesezeit 2 Minuten
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Wenn es nur noch Streit gibt, kann eine Paartherapie helfen. Doch wie soll das gehen, wenn ein Partner nicht mitziehen will?

  1. Seit einigen Jahren ist es kein Tabu mehr, eine Paartherapie zu machen. Viele Paare sprechen offen darüber, dass sie sich beraten lassen.
  2. Charlotte Roche und ihr Mann Martin Keß-Roche haben mit ihrem Beziehungs-Podcast "Paardiologie" einen großen Anstoß zu dieser Entwicklung gegeben.
  3. Doch wie funktioniert eine Paartherapie und was soll man tun, wenn der Partner nicht mitziehen will? Der Therapeut Roland Raible beantwortet die wichtigsten Fragen.

Köln – Paartherapie? Noch vor zehn Jahren hätte niemand zugegeben, dass man sowas nötig hat. Denn das würde ja bedeuten, dass man seine Beziehung nicht alleine auf die Reihe kriegt. Zum Glück hat sich die Einstellung dazu komplett geändert.

Den größten Anstoß zur gesellschaftlichen Akzeptanz von Paartherapie haben zuletzt wohl Charlotte Roche und ihre Mann Martin Keß-Roche mit ihrem Podcast „Paardiologie“ auf Spotify gegeben.

Im Sommer 2019 startete die Moderatorin und Autorin mit ihrem Mann das Projekt. Einmal pro Woche sprachen sie darin sehr offen über ihre Beziehung, ihre Paartherapie, ihre Streitpunkte, ihre Alkohol-Probleme und ihr Sexleben – und alle hörten zu. Es sollten eigentlich nur 15 Folgen werden, am Ende waren es 45. Im April haben die beiden die letzte Folge des Podcasts produziert. Mittlerweile ist „Paardiologie. Das Beziehungs-Buch“ erschienen.

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Charlotte Roche und ihr Mann Martin Keß-Roche

In 13 Kapiteln besprechen Roche und ihr Mann schonungslos ehrlich Themen wie Verliebtsein und Kennenlernen, Leidenschaft und Sex, Fremdgehen, Eifersucht, Streiten und Krisen. In jedem Kapitel gibt es zudem eine Einschätzung der Paartherapeutin Ursula Nuber.

Was die beiden gemeinsam bereden, sind Probleme, vor denen jedes Paar irgendwann steht. Deshalb war der Podcast so erfolgreich und deshalb kann man das Buch kaum aus der Hand legen: Man fühlt sich verstanden. Denkt über seine eigene Beziehung nach. Und ob man nicht mehr reden sollte. Die ehrlichen Gespräche der beiden bringen einen Stein ins Rollen.

Miteinander reden und dem anderen zuhören ist das wichtigste, was Paare in der Paartherapie lernen. Nur der intensiven und ehrlichen Kommunikation zwischen den beiden sei es zu verdanken, dass ihre Ehe bisher sämtliche Tiefpunkte überstanden habe, sagt das Ehepaar Roche. In ihrer letzten Podcast-Folge geben sie den Hörern deshalb eine wichtige Botschaft mit auf den Weg: „Redet miteinander!“

Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die Paartherapie

Roland Raible arbeitet als Psychologischer Psychotherapeut in Wangen im Allgäu und berät auch Paare. Er beantwortet für uns die wichtigsten Fragen rund um das Thema Paartherapie.

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Roland Raible arbeitet als Psychologischer Psychotherapeut und berät auch Paare.

Mein Partner und ich streiten sehr oft. Wann ist es Zeit, Hilfe zu holen?Dafür gibt es keine äußeren Kriterien. Grundsätzlich würde ich aber sagen: Wenn ein Paar selbst bei seinen Problemen mit seinen eigenen Hilfsmitteln nicht mehr weiter weiß, kann eine Paarberatung angezeigt sein. Wenn z.B. beide merken, dass sie in ihrer Auseinandersetzung stecken bleiben. Oder wenn die Bereitschaft da ist, sich nicht gegenseitig zu bekriegen, und der Wunsch, nicht einfach ein Ende zu setzen.

Wie funktioniert eine Paartherapie überhaupt? Was erwartet uns?Ein Paar erörtert die Probleme, die es zwischen ihnen gibt, meistens also Konflikte, Vorwürfe und Meinungsverschiedenheiten. Ein wichtiges Lernziel ist die Verbesserung der Kommunikation. Das wird vor allem durch die dritte neutrale Person als Moderator erreicht. Wenn Menschen Konflikte haben, wollen sie sich in der Regel in diesem Konflikt behaupten und sich durchsetzen. Das ist aber bei dem Versuch, sich zu verständigen, nicht hilfreich. Eine dritte Person ist nicht mit eigenen Ambitionen am Thema beteiligt. Sie kann darauf hören, wie die beiden miteinander umgehen, bremsen und das Gespräch in konstruktive Bahnen lenken, ohne dass sie inhaltlich eingreift. Dadurch lernen die Paare, sich zuzuhören.

Kann man zu alt für eine Therapie sein?Nein, das hat nichts mit dem Alter zu tun. Die Leute kommen eher wegen typischer Konstellationen, grob gesagt immer dann, wenn sich im Leben etwas ändert, zum Beispiel wenn ein Kind in die Familie kommt. Andere Beispiele sind Seitensprünge, Kinderwunsch, Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, Sexualität, Erziehungsfragen oder Veränderungen in Lebensphasen, z.B. Auszug der Kinder, Rente oder Arbeitslosigkeit.

Sind wir die „Verrückten“, wenn wir kommen oder ist es heutzutage normal, sich als Paar beraten zu lassen?Die ganze „Psychoarbeit“ hat viel mehr Anerkennung gefunden. Das merkt man zum Beispiel auch daran, dass Männer jetzt häufiger auftauchen als früher, obwohl immer noch die Frauen deutlich im Übergewicht sind. Bei der Paartherapie sind es aber immer noch eher die Frauen, die den Anstoß dazu geben.

Ich möchte gerne eine Therapie machen, aber mein Partner ist dagegen. Was kann ich machen?Nicht viel. Eine Paartherapie erfordert die Bereitschaft von beiden. Die, die eine Beratung initiieren, haben meistens mehr seelischen Druck. Die anderen lassen sich beknien und sind dann erstmal zurückhaltend. Das sind bevorzugt die Männer.

Können wir auch zuhause etwas lernen und üben?Die wichtigste Übung besteht darin, zuzuhören. Bevor man antwortet, erstmal still bleiben und abwarten. Erstmal das Ganze in Ruhe noch einmal anhören, bevor man direkt los schießt. Wenn jemand direkt antwortet, dann ist er nicht bei dem, was der Andere meint und was jenen beschäftigt, sondern er schwappt über in sein eigenes Interesse und ist weg vom Anderen.

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Wir wollen uns helfen lassen. Wie finden wir einen Therapeuten?Üblicherweise sind psychologische Beratungsstellen Anlauforte für Paare mit Problemen. Viele Psychotherapeuten beraten auch Paare. Außerdem gibt es freiberufliche Paarberater. Wie immer heißt das Rezept: Ausprobieren! Fühlt man sich aufgehoben? Hat man den Eindruck, dass der Kontakt zu dieser Fachkraft förderlich sein kann?

Hier finden Sie Therapeuten in Köln und Umgebung

Kassenärztliche Vereinigung NordrheinPro Psychotherapie e.V.Auch die Stadt Köln bietet Hilfe bei psychischen Krisen an.

Gibt es einen Punkt, an dem eine Therapie keinen Sinn mehr macht?Als Berater kann ich zu der Einschätzung kommen, dass das Paar mit meiner Hilfe nicht weiter kommt. Dann beende ich unter Umständen die Arbeit. Ob das Paar die Beziehung als gescheitert erklärt, kann es nur selbst entscheiden. Ich mache mir nicht die Aufgabe, eine Beziehung zu retten. Ich prüfe, ob mit meiner Hilfe die Kommunikation innerhalb des Paares verbessert werden kann. Wenn das gelingt, lernt das Paar, seine Probleme selbst zu lösen. Das kann auch heißen, sich ohne Verletzungen zu trennen.

Werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen?Nur eine Einzeltherapie wird von der Krankenkasse bezahlt. Dabei kann es sinnvoll sein, eine Bezugsperson phasenweise mit einzubeziehen, dann aber nur als Hilfe für die eigene Therapie. Das ist dann keine Paartherapie.