Ratgeber zum KaufSo finden Sie den richtigen Schulranzen für Ihr Kind
Spiderman soll drauf sein. Oder Captain America. Auf jeden Fall ein Superheld. Das sagt mein Fünfjähriger, als ich ihn frage, wie seine Schultasche aussehen soll. Wir sind auf dem Weg in die Kölner Innenstadt, heute ist der große Tag, wir kaufen einen Ranzen.
Bis zum Schulstart im August ist es zwar fast noch ein halbes Jahr. Aber es schadet ja nicht, die Vorfreude anzufachen. Und jetzt sind die Regale in den Läden noch voll.
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Mein Wunsch: Der Ranzen soll gut passen, möglichst schlicht und hübsch aussehen und meinem Sohn bitteschön vier Jahre lang gefallen. Sein Wunsch: Hauptsache ein starker Mann ist drauf. Na gut. Wir werden sehen.
Hach, was für ein besonderer Tag. Der Kauf des Schulranzens ist für mein fünfjähriges Mutterherz ein Meilenstein. Eben lag mein Sohn doch noch auf der Krabbeldecke und jetzt soll er schon in die Schule kommen?
Unglaublich. Wäre ich jetzt allein, ich könnte glatt emotional werden. Welch ein Glück, dass der Opa dabei ist und meine Freundin Eileen. Ihr Sohn kommt auch in die Schule, er braucht auch einen Ranzen.
Zu fünft betreten wir das Fachgeschäft Lederwaren Voegels in der Ludwigstraße. Hier sind die Regale tatsächlich voll: Hunderte Schultaschen, so scheint es, haben nur auf uns gewartet. Mit Meerjungenfrauenmuster und Pferden für die Mädchen, mit Autos und Raumschiffen für die Jungs.Unsere Jungs wandern die Regale ab und blicken fast ehrfürchtig auf das riesige Arsenal an Ranzen und Rucksäcken mit Dinos, Delfinen und Drachen.
Der Trend bei Schulranzen geht wieder zur festen Form
Der Sohn meiner Freundin entscheidet sich schnell: Der blaue Rucksack mit dem Fußball-Motiv soll es sein. Von Ergobag, einem Unternehmen aus Köln-Ehrenfeld, das seit 2010 ergonomische Schulrucksäcke an die Erstklässler bringt. Und das ziemlich erfolgreich. „Inzwischen verkaufen wir etwa 60 Prozent Schulrucksäcke und 40 Prozent feste Schulranzen“, erklärt Geschäftsführer Martin Voegels, der uns heute berät. Aber der Trend gehe momentan wieder hin zur festeren Form. Auch bei den Rucksäcken.
Kompakte traditionelle Tornister sind ideal für große und eher kräftig gebaute Kinder. Und für alle, die Ordnung lieben in ihren Schulsachen. Ein Rucksack ist weicher, schmaler und flexibler. Liegt aber auch schneller in der Ecke als der feste, übersichtliche Ranzen. An den Rucksäcken lieben viele Kinder die Brustgurte und Beckenflossen: Beide geben guten Halt, etwa wenn es auf dem Kickboard zur Schule geht.
Manche Ranzen wiegen nur so viel wie ein Brot
Ergonomisch sind die Taschen heute fast alle: Höhenverstellbar, mit Rückenbelüftung und gepolsterten Gurten. Beim Blick auf die Modelle von Scout, Samsonite, Step by Step und Der Die Das wird klar: Der Ranzen von 2018 gleicht einem High-Tech-Produkt: Manche Modelle wiegen nur 750 Gramm, genau so viel wie ein Brot beim Bäcker.
Martin Voegels führt uns weiter durch die Regale. Mein Kind liebäugelt vor allem mit den Ranzen im Sternenhimmel-Raumschiff-Design. Schön. Die Modelle gefallen mir. Doch dann flüstert mir mein Erstklässler in spe ins Ohr: „Mama, ich hab noch einen mit Spiderman gesehen.“ Oha. In der Tat, ein Modell hat zwei Klett-Sticker im Spiderman-Style vorne drauf. Die Sticker, auch Kletties genannt, sind kleine bunte Kreise aus Klettstoff, die von den Kindern immer wieder ausgetauscht werden können. Sogar eigene Fotos lassen sich auf die Kletties drucken und den Ranzen damit noch mehr individualisieren.
Mein Fünfjähriger ist immer noch hin und weg von Spiderman. Er hievt den großen Rucksack auf seinen kleinen Rücken und will ihn die nächste Viertelstunde gar nicht mehr ablegen. Mir gefällt das Modell, aber der Stoff des Ranzens ist im Camouflage-Armee-Stil gehalten. Puh. Nicht so schön für einen kleinen Jungen, finde ich. Hoffentlich entscheidet er sich noch um.
Ein Ranzen-Set kostet 200 Euro
Die beiden Jungs packen jetzt die Rucksäcke aus und schauen nach, was alles drin ist. Turnbeutel, Regenschutz, Stifte-Mäppchen, Geldbörse: Schulranzen werden heute im kompletten Set verkauft. Wer ein Markenprodukt wählt, muss sich auf den stolzen Preis zwischen 200 und 250 Euro einstellen. Wir haben Glück, denn Oma und Opa zahlen die Schul-Erstausstattung für ihren Enkel. Wie in vielen anderen Familien übrigens auch.
„Mama, kannst du den Rucksack jetzt wieder einräumen?“, fragt mein Sohn mich ernsthaft. Nein, kann ich nicht. Um seine Schulsachen soll er sich schon jetzt selber kümmern und außerdem rotieren meine Gedanken immer noch um die Frage, wie ich ihn von dem Tornister im Militär-Stil wegkriege.
Tablet hilft beim Ranzen-Kauf
Endlich probieren die Freunde weitere Modelle. Gut bepackt stehen sie vor dem großen Spiegel und linsen rechts rüber in ein Tablet-Gerät. Noch mehr High-Tech. Dank einer an der Decke angebrachten Kamera können sich die Jungs darin komplett von hinten sehen. Wenn das Gerät nicht verstellt ist, denn täglich drücken hier unzählige Kinder auf dem Tablet herum, wie uns Martin Voegels schmunzelnd berichtet.
Ich schaue meinen Sohn an. Er trägt dasselbe Modell wie eben, aber jetzt im Weltall-Look mit Star-Wars-Stickern. Dunkelblau mit kleinen Sternen. So ein schöner Ranzen. Passen tut er auch, versichert unsere fachliche Beratung. „Wie wär’s, wenn wir diesen Rucksack nehmen?“, flöte ich so überzeugend ich kann. „Hmmm, aber was ist mit dem Spiderman-Sticker?“, fragt mein Sohn mit großen Augen. „Den besorge ich dir noch irgendwie“, entgegne ich schnell.
Wenn man heute schon seinen Hund auf einen Ranzensticker drucken kann, muss das mit dem Spinnenmann doch auch gehen. „Genau, dann hast du beides: Star Wars und Spiderman und kannst immer wieder wechseln“, erklärt ihm meine argumentationsstarke Freundin Eileen. Das überzeugt meinen Sohn. Wir gehen zur Kasse. Er ist glücklich. Und stolz. Und ich erst. Schade, dass man den ersten Schulranzen nur einmal im Leben kaufen kann.