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Experten geben TippsPositiver Corona-Test beim Kind – wie gehen Eltern damit um?

Lesezeit 6 Minuten
Schüler beim Corona-Selbsttest

Ein Schüler führt einen Corona-Schnelltest an sich selbst durch.

Köln – Nach einer Woche zuhause ging es am Montag für viele Schülerinnen und Schüler zurück in die Klassenräume: Köln hat den Präsenzunterricht wieder aufgenommen. Grundlage dafür ist eine neue Test-Strategie der Stadt. Wir haben zusammengefasst, welche freiwilligen Tests genutzt werden, wie sie funktionieren und wie man als Elternteil einem Kind erklärt, dass es Corona-positiv ist.

Welche Tests werden genutzt?

Die Schulen verwenden sowohl den SCHOCO-Test als auch die Selbsttests vom Land. Der SCHOCO-Test, ein gepoolte PCR-Test, wird mithilfe der sogenannten Lolli-Methode durchgeführt. Dabei lutschen die Schülerinnen und Schülern sowie die Lehrkräfte 30 Sekunden lang an einem Wattetupfer, wie bei einem Lolli. Eine solche Methode ist deutlich angenehmer als ein Nasen-Rachenabstrich, außerdem können die Schüler ihn ohne fremde Hilfe im Klassenraum durchführen. Alle Kinder stecken anschließend ihre Proben in ein Sammelgefäß, das im Labor mit einem einzigen PCR-Test pro Klasse auf Corona getestet. Ist der Test positiv, müssen die Kinder einzeln getestet werden. Schon vor den Osterferien haben 22 Schulen in Zusammenarbeit mit der Kölner Uniklinik dieses Verfahren angewendet.

Laut dem Kölner Schuldezernenten seien diese Tests erfolgreich: Die Methode erkennt Corona-Fälle zwar nicht so effektiv wie ein PCR-Test mit Nasen-Rachen-Abstrich, aber deutlich sicherer als ein Antigen-Test. Die Stadt bot die Lolli-Tests deshalb auch den anderen Kölner Schulen an, 180 nahmen an. Diese Schulen testen also einmal wöchentlich mit der Lolli-Methode und zweimal pro Woche mit den Selbsttests vom Land.

Bei den Selbsttests der Landesregierung NRW handelt es sich um Antigen-Selbsttests, die die Viruslast überprüfen. Hierfür müssen die Schülerinnen und Schüler selbstständig einen Nasenabstrich machen.

Müssen die Schüler den Test selbst machen oder werden diese von Lehrern oder medizinischem Personal durchgeführt?

Die Kinder und Jugendlichen führen die Tests selbst, ohne Hilfe von Lehrkräften, durch. Antigen-Selbsttest sind etwas leichter zu handhaben als Schnelltests: Das Wattestäbchen muss zum Beispiel nicht ganz so tief in die Nase eingeführt werden, sondern nur etwa zwei Zentimeter.

Die Schülerinnen und Schüler stecken die Wattestäbchen in beide Nasenlöcher und drehen sie dort viermal um. Anschließend öffnen sie ein kleines Gefäß mit einer Flüssigkeit, stecken das Wattestäbchen hinein und drücken in vorgegebener Weise das Gefäß zusammen, um alles, was das Wattestäbchen aufgefangen hat, mit der Flüssigkeit zu vermischen. Die Flüssigkeit träufeln sie anschließend auf den Teststreifen.

Lehrkräfte dürfen den Kindern und Jugendlichen nicht helfen, die Abstriche vorzunehmen oder das Teströhrchen zu befüllen, müssen aber anschließend alle Testergebnisse kontrollieren und dokumentieren.

Kann man den Kindern und Jugendlichen den Abstrich selbst zutrauen?

Der Kölner Kinderarzt Anselm Bönte findet es schwierig, die Verantwortung bei den Selbsttests in die Hände von Grundschulkinder zu legen. Älteren Schülern und Schülerinnen traut er die Selbsttests zwar zu, bei jüngeren Kindern habe er Zweifel. Für Antigen-Tests benötige man schließlich Proteine, die an den Stäbchen haften bleiben – „und da brauchen Sie schon ein bisschen Protein, damit der Test positiv wird“, sagt Bönte. Zudem ist es unangenehm, das Wattestäbchen so tief in die Nase zu schieben. „Da wird man leicht zögerlich“, so der Kinderarzt.

Bönte plädiert dafür, die Tests mit geschultem Personal durchzuführen: Das könnten Medizinstudenten, Ärzte oder andere geschulte, erwachsene Personen sein. „Wenn man den Aufwand betreibt und die Tests beschafft, dann ist es nur ein kleiner Schritt zu sagen: Wir geben das in die Hand von Menschen, die das können“, sagt Bönte. Mache man die Tests zu lasch, sei die Gefahr eines falschen negativen Testergebnis sehr hoch.

Wie sollten Lehrkräfte solche Tests pädagogisch begleiten?

Den pädagogischen Hinweisen der Landesregierung zufolge ist es besonders wichtig, dass die Lehrkräfte bei den Tests Ruhe verbreiten. Davon spricht auch Klaus Seifried, Vorstandsmitglied des Berufsverband Deutscher Psychologen. „Gerade in Schulen muss man Sicherheit vermitteln“, sagt der Schulpsychologe. Das schaffe man am besten durch Information: Kinder und Jugendliche müssten wissen, dass eine Infektion für sie deutlich weniger gefährlich ist als für Erwachsene und ältere Menschen.

Neben der Information schaffe auch Handeln Sicherheit. „Kindern sollte man sagen: ‚Ihr könnt mithelfen, die Pandemie zu bekämpfen. Die Tests geben euch und uns allen Sicherheit‘“, rät Seifried. Diese Sicherheit könne vielen Kindern die Angst nehmen.

Zum Schulalltag zählen auch Sticheleien, Gelächter und der ausgestreckte Zeigefinger. Ausgrenzungen und Ekel seitens der Kinder nach einem positiven Test bei einem Kind hält Seifried deshalb für möglich. „Kinder können brutal sein“, sagt Seifried, der auch zwölf Jahre als Lehrer gearbeitet hat. „Deshalb ist es wichtig, dass im Vorfeld mit der Klasse über die Tests gesprochen wird. Wieso machen wir hier an der Schule Tests? Wie groß ist die Gefahr, dass ich mich infiziere?“

Der Leitfaden der Landesregierung hebt außerdem hervor, dass Schülerinnen und Schüler, die sich nicht testen lassen, nicht bedrängt werden dürfen.

Was tun, wenn der Schnelltest positiv ist?

Laut Seifried ist es wichtig, dem Kind die Angst zu nehmen, sollte der Test positiv ausfallen. „Es ist wichtig, dass man dem Kind sagt: Du bist nicht todkrank. Wir brauchen jetzt aber deine Unterstützung, damit du andere nicht ansteckst“. Lehrkräfte sollten besonders aufmerksam sein, wenn das Kind Angehörige durch Corona verloren hat.

Positiv getestete Schülerinnen und Schüler sollen nach der Testung laut der Landesregierung NRW verständnisvoll begleitet werden. Jüngere Kinder warten in geschützten Räumen darauf, dass sie von ihren Eltern abgeholt werden und müssen dabei sensibel betreut werden. Ältere Schülerinnen und Schüler können selbstständig nach Hause entlassen werden, allerdings muss die Schule sicherstellen, dass dort ein Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin auf sie wartet.

Bei einem Antigen-Schnelltest ist es außerdem gut möglich, dass der Test ein falsch-positives Ergebnis anzeigt. „Deshalb“, sagt Bönte, „erklärt man dem Kind: Du musst noch einen zweiten Test machen, der ist viel genauer. Dann gucken wir mal – es kann auch sein, dass bei einem genaueren Test gar nichts vorliegt.“

Was, wenn der PCR-Test auch positiv ist?

Kinder, sagt Bönte, sehen solche Testergebnisse meist sehr pragmatisch. Trotzdem muss ihnen vorab klar sein, dass sie nicht in Gefahr schweben. Stattdessen sollte man so etwas sagen: „Wir sind in Quarantäne. Da gibt es ein Virus, von dem du schon viel gehört hast. Deshalb müssen wir jetzt zuhause bleiben, ganz viel Puzzle spielen und übermäßig viel Fernsehen gucken. Das kriegen wir schon hin.“

Während man Jugendliche auch zuhause isolieren kann, ist das bei Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter deutlich schwieriger. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Eltern ebenfalls angesteckt haben, so Bönte, sei eh sehr hoch. „Ich würde eine partielle Separierung machen“, sagt der Kinderarzt. Die Großeltern sollten sich selbstverständlich nicht mehr um das Kind kümmern. Doch entweder Mutter oder Vater könnte sich zum Beispiel mit dem Kind isolieren – vorzugsweise ein Elternteil mit Impfung.