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FamilienmodelleJochen hat zwei Kinder von drei Müttern

Lesezeit 5 Minuten

Jochen König mit seinen Töchtern Fritzi und Lynn.

Mutter, Vater, Kind. Längst ist das nicht mehr das einzige Familienmodell, in dem Kinder aufwachsen. Der Berliner Autor Jochen König schreibt in seinem Buch „Mama Papa Kind?“: „Die Debatte um Familien ist auch eine Debatte um Werte. Doch was genau sind diese Werte? Und wollen wir unseren Kindern wirklich vermitteln, dass es Familien gibt, die mehr wert sind als andere?“.

Er sei „fest davon überzeugt, dass wir unseren Kindern familiäre Werte vermitteln können, ohne uns an einem einzelnen Familienmodell orientieren zu müssen.“ Für sein Buch hat der Zweifachvater verschiedene Menschen getroffen, die ihre ganz eigene Form von Familie leben. Wir stellen einige der Familienkonstellationen vor.

Neun Familienkonstellationen jenseits des vermeintlich „klassischen“ Vater-Mutter-Kind-Modells:

Modell 1: Co-Elternschaft

Jochen König lebt mit seinen zwei Töchtern in einer Mietwohnung in Berlin-Friedrichshain. Er selbst bezeichnet sich als Single-Dad, weil er aktuell keine Beziehung führt. Seine erste Tochter, Fritzi, stammt aus einer Beziehung. Seit sich Jochen und ihre Mutter trennten, lebt die Sechsjährige zu zwei Dritteln bei Jochen und zu einem Drittel bei ihrer Mutter.

Als Jochen sich ein zweites Kind wünschte, fand er in Marie die künftige Mutter seiner zweiten Tochter. Marie lebt in einer Beziehung mit einer Frau. Die kleine Lynn lebt seit ihrer Geburt Anfang 2015 zur Hälfte bei den beiden Müttern und sonst bei Jochen. Über seine „Co-Eltern-Patchwork-Regenbogen-Familienkostellation“-Erfahrungen schreibt er auch in seinem Blog.

Modell 2: Alleinerziehend nach Beziehungs-Aus

In Deutschland leben 1,6 Millionen Ein-Eltern-Familien. Maike gehört dazu. Sie wohnt allein mit ihrer Tochter Laura, der Vater hat sich schon früh der Verantwortung entzogen. Irgendwann wollte Maike nicht mehr nur „frustriert und überfordert alleine mit ihrem Kind zu Hause sitzen“ und begann, sich mit anderen Mütter in ähnlichen Situationen auszutauschen und zu vernetzen. Daraus enstand ihre Blog Mutterseelenalleinerziehend.

Modell 3: Kind aus Samenspende

Natalie hat ihr Kind ohne Partner bekommen. Sie war schon über 35, als ihre Beziehung in die Brüche ging, wünschte sich aber ein Kind. Sie informierte sich bereits in einem Internetforum für Single-Frauen mit Kinderwunsch, als sich ein Freund bei ihr meldete. Er wollte ihr mit einer Samenspende helfen. Sie ließ sich künstlich befruchten. Beim dritten Versuch klappte es. Sie sagt: „Mila ist ein echtes Wunschkind“.

Modell 4: Alleinerziehend nach Krankheit

David ist einer von etwa 167.000 Vätern, die in Deutschland alleine mit mindestens einem Kind unter 18 leben. Sein Sohn Tristan ist im Grundschulalter. Nach der Trennung von Tristans Mutter, lebte der Junge erstmal bei Mama. Als deren gesundheitliche Probleme größer wurden, nahm David Tristan zu sich.

Über noch mehr Familienkonstellationen lesen Sie auf der nächsten Seite.

Modell 5: Zwei Kinder – von zwei Vätern

Andrea hat zwei Kinder von zwei Männern, Felix ist 7 und Hanna 3. Die Drei leben zusammen mit Oliver, dem Vater von Hanna. Felix sieht seinen Vater regelmäßig jedes zweite Wochenende und etwas häufiger in den Ferien. Felix' Eltern haben das geteilte Sorgerecht. Manchmal sei die Koordination der beiden Väter nicht so ganz einfach, sagt die Mutter im Buch. Wenn Felix' leiblicher Vater sich verspäte und Oliver bitte, ihn aus dem Hort zu holen, bräuchte Oliver eigentlich eine offizielle Vollmacht.

Modell 6: WG mit vielen Bezugspersonen

Alleinerziehend und trotzdem mit männlichen Bezugspersonen für ihr Kind. Das geht bei Anna. Sie lebt mit ihrem Sohn Khaya in einer WG. Gordon ist ihr Mitbewohner und manchmal kann Anna abends noch Freunde treffen, weil er da ist und Khaya schon schläft. Aber Khaya hat weitere feste Bezugspersonen, die nicht verwandt mit ihm sind. Jeden Montagnachmittag ist er bei einem Freund von Anna, der seinen Kinderwunsch nicht erfüllen kann, weil er mit einem Mann zusammen ist.

Modell 7: Halbe-halbe

Suse und Micha haben eine Tochter, Karline, und leben in einem 50/50-Modell, was sie in ihem Blog Femily Affair beschreiben. Sie versuchen, sich die die Pflege-, Betreuungs- und Erziehungsaufgaben sowie die anfallende Hausarbeit möglichst genau 50/50 aufzuteilen. Wie sie das handhaben: Jeweils für 48 Stunden ist eine Person für alles zuständig. Dann wird die gemeinsame Tochter an die andere Person übergeben. Für diese Familie funktioniert das überraschend gut.

Modell 8: Adoption

Silke und Thomas sind verheiratet und haben zwei Töchter, Frida und Jule. Nur selten denken sie daran, dass da noch zu jedem Kind eine weitere potenzielle Familie im Hintergrund existiert. Denn: Frida und Jule sind adoptiert. Andere Paare haben neun Monate Zeit, sich auf ein Baby vorzubereiten. Thomas und Silke hatten kurz nach dem Anruf vom Jugendamt plötzlich ein kleines Baby. Jule war fünf Tage alt, als sie zu ihnen kam. Frida kam einige Jahre später noch hinzu, mit sechs Tagen.

Modell 9: Gleichberechtigt

„Wenn Schwangerschaft, Geburt und die Nächte nicht wären, würde ich sechs Kinder wollen. Ich wäre ein guter Vater“, schreibt Melanie vom Blog glücklich scheitern. Sie lebt in der „klassischen“ Vorstellung einer Familie, mit Partner und zwei Söhnen. Doch auch das vermeintlich klassische Modell schützt nicht vor dem Aushandelnmüssen der Rollenverteilung.

Sie und ihr Partner haben einen Plan erarbeitet, wer welche Aufgaben übernimmt – von der Nachtschicht mit dem Kleinen über die Wege zum Kindergarten mit dem Großen, das Einkaufen, Kochen und Kinder ins Bett bringen. Ganz gleich ob klassisch oder alternativ, letztlich geht es für alle darum, einen eigenen Weg zu finden, um mit den Aufgaben innerhalb einer Familie zurechtzukommen.

Es gibt viele Mütterblogs, in denen der Familien-Alltag besprochen wird, aber auch immer mehr Väter schreiben im Internet über ihre Erfahrungen. Hier stellen wir einige Väterblogs für Sie vor.