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Susanne PanterWie arbeitet eigentlich eine „Menschenaufspürerin“?

Lesezeit 6 Minuten
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Susanne Panter spürt verlorene und unbekannte Menschen auf – und löst so oft schmerzhafte Rätsel der Vergangenheit.

  1. Wer ist mein Vater? Warum hat mich meine Mutter zur Adoption freigegeben? Und was wurde aus meinem Bruder? Diese Fragen beschäftigen Kinder oft zeitlebens.
  2. Manche wenden sich dann hoffnungsvoll an Susanne Panter. Die selbst ernannte „Menschenaufspürerin“ betreibt seit 20 Jahren einen Personensuchdienst.
  3. Im Gespräch erzählt sie, wie sie bei der Suche nach Unbekannten vorgeht. Warum nicht jeder gefunden werden will. Und es nach dem Finden längst noch nicht zu Ende ist.

Frau Panter, Sie nennen sich „Menschenaufspürerin“. Wen genau spüren Sie denn auf?Susanne Panter: Gesucht werden vor allem Familienangehörige, also leibliche Eltern oder Geschwister, die nicht bekannt sind. Auf mich kommen oft Menschen zu, die im Krieg geboren wurden und jemanden aus ihrer Kindheit finden wollen. Oder adoptierte Kinder, die selbst schon in der zweiten Lebenshälfte sind, aber nun beschlossen haben, ihre Eltern zu suchen.

Damit wir ein Gefühl dafür bekommen – erzählen Sie uns doch einmal von einem aktuellen Fall!

Gerne. Der Fall liegt gerade auf meinem Tisch. Beauftragt hat mich eine adoptierte Frau, die Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter gesucht hat. Diese war, wie sich herausstellte, zwar leider bereits verstorben, aber die suchende Klientin besitzt einen sehr herzlichen Brief, den eine Schwester ihrer Mutter damals als 17-Jährige geschrieben und an ihr Kinderheim geschickt hatte. Und diese junge Briefeschreiberin, also die Tante meiner Klientin, die sich damals so bemüht hatte, suchen wir nun. Wir verfolgen aktuell eine Spur bis zurück ins Jahr 1970. Und ich hoffe sehr, dass ich sie finde!

Wie starten Sie so eine Suche?

Susanne Panter

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Susanne Panter ist Herkunftsberaterin und betreibt einen privaten Personensuchdienst in Frankfurt.

Im Buch „Aus den Augen, doch im Herzen“ (Piper Verlag, 2020) erzählt sie, mit Co-Autorin Heidi Friedrich, von ihrem spannenden Beruf und ihren bewegendsten Fällen.

Seit 2016 wird Panters Arbeit auch in der SWR-Doku-Reihe „Die Aufspürerin“ begleitet. Video: „Die Aufspürerin“ – Der Ring meines Vaters (SWR, 29.04.2020)

Zunächst sammele und vervollständige ich die Daten, die für eine solche Suche nötig sind. Oft gibt es kein Geburtsdatum und keine alte Adresse, die aber erforderlich sind, um jemanden zu identifizieren. So erkunde ich mich auf Ämtern und recherchiere Archiveinträge, Melde- oder Taufregister.

Da muss man wahrscheinlich sehr hartnäckig sein…

Ja, aber ich bringe die nötige Verbissenheit mit, kann sehr beharrlich sein, und manchmal fast schon manisch hartnäckig.

Kommt das bei den Ämtern so gut an?

Ich arbeite sehr gut mit ihnen zusammen. Als ich damals ganz neu in die Herkunftsberatung eingestiegen bin, habe ich zunächst beim Standesamt, Jugendamt und Roten Kreuz hospitiert, um deren Arbeit und die Datenschutzauflagen besser zu verstehen. Bei meinen Anfragen berücksichtige ich immer die entsprechenden Rechtsgrundlagen. Inzwischen empfehlen mich manche Beamte gerne weiter. Aber es kam auch schon vor, dass ich das Amtsgericht einschalten musste, damit ein Standesbeamter mir eine Auskunft gibt.

Und legen Sie sich auch mal ganz wörtlich auf die Lauer? Oder reisen mal ins Ausland, um da „herumzuschnüffeln“?

Also auf die Lauer lege ich mich nicht. Aber ins Ausland reise ich schon ab und zu.

Wie lange dauert es, verlorene oder unbekannte Menschen zu finden?

In der Regel dauert eine Suche zwei bis drei Monate. In seltenen Fällen kann das auch über Jahre gehen. Manchmal nimmt man einen zunächst erfolglos beendeten Fall plötzlich wieder hoch, wenn sich neue Hinweise ergeben haben.

Wenn es um unbekannte Väter oder uneheliche Kinder geht, muss ja diskret vorgegangen werden, um Familien nicht zu sprengen…

Ja, das muss man natürlich verantwortungsbewusst angehen. Bei mir hat sich das durch die Erfahrung entwickelt.

Wie sieht denn so ein erster Brief an einen Unbekannten aus, man schreibt ja wohl kaum: „Ihre Tochter sucht Sie!“?

Der erste Brief wird so formuliert, dass nur die Person, die gesucht wird, erkennt, worum es geht. Damit kein Außenstehender, der den Brief vielleicht auch liest, versteht, warum hier gesucht wird. Das geschieht zum Beispiel durch einen Satz wie „betrifft ihre Zeit in Deutschland im Ort XY“ oder durch die Angabe eines Geburtsdatums, an dem eine Mutter erkennt, dass es sich um das einst weggegebene Kind handelt.

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Wollen überhaupt alle gefunden werden?

Nicht immer. Auch dass sich sofort jemand meldet, ist selten. Viele Betroffene brauchen erst einmal Zeit, weil sie überfordert sind. Manchmal schämen sich die Gefundenen auch für ihre aktuelle Lebenssituation und melden sich deshalb nicht gleich. Wenn zwei Menschen so plötzlich miteinander in Kontakt treten, müssen ganz unterschiedliche Befindlichkeiten miteinander vereinbart werden.

Meine Arbeit umfasst nicht nur das Suchen und Finden. Die Verantwortung geht viel weiter. Viele Fälle bedürfen einer längeren Vermittlung. Deshalb bin ich ja auch Mediatorin und begleite die Menschen weiter, nachdem der erste Kontakt hergestellt wurde. Manchmal vermittle ich weiter zu Therapeuten. Das ist Teil meiner Aufgabe.

Finden manche Klienten auf dem Weg auch sich selbst?

Meistens ist die Suche ein Teil in der Aufarbeitung der eigenen Biografie. Man erfährt vielleicht, warum man weggegeben wurde, warum sich die Eltern getrennt haben oder kann durch einen Kontakt eine Lücke füllen. Wenn die Fragen dann aufgelöst werden, ist das oft eine große Erleichterung. Eine Klientin hat es mal so formuliert: „Endlich bin ich in meinem eigenen Leben zuhause!“

Manche Fälle lassen sich ja nie klären. Oder der Gesuchte ist schon tot. Kann es dann überhaupt ein Happy-End geben?

„Happy“ passt als Wort nicht so gut. Denn das Ergebnis ist nicht immer leicht zu verarbeiten. Aber dass es ein Ende der Fragen und der Suche gibt, ist wichtig.

Glückliche Beispiele gibt es aber auch sehr viele. Zum Beispiel hatte ein Mann seinen Vater gesucht, der ihn außerehelich gezeugt hatte. Der Vater lehnte den Kontakt strikt ab, aber Jahre später hat sich eine Schwester gemeldet, zu der der Bruder jetzt eine ganz schöne Verbindung hat.

Würden Sie sagen, es lohnt immer, sich auf die Suche zu machen?

Unbedingt. Gerade wenn es um Adoptionen geht, ermutige ich alle, das zu erforschen. Viele adoptierte Kinder sind schüchtern, weil sie in einer Art Schatten aufgewachsen sind – nach dem Motto: Dass es mich gibt, ist an sich schon eine Belastung. Das finde ich schlimm. Sie sollen ruhig den Kopf hochnehmen und es einfach machen.

Sie haben ja selbst Erfahrung mit Brüchen in der Familiengeschichte. Ihren biologischen Vater haben Sie auch erst spät kennengelernt…

Ja, ich wusste, dass es ihn gibt, kannte ihn aber nicht. Mit 18 habe ich aber Kontakt zu ihm aufgenommen. Inzwischen haben wir ein sehr liebevolles, herzliches Verhältnis, eine richtige Vater-Kind-Bindung.