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Väterreport der FamilienministerinVäter wollen ihre Kinder mehr betreuen, tun es aber nur bedingt

Lesezeit 3 Minuten
Ein junger Vater spielt mit seinem sechs Monate alten Sohn im Wohnzimmer.

Väter nehmen zwar häufiger Elternzeit als früher, aber meistens nur für zwei, drei Monate

Väter möchten präsenter im Leben ihrer Kinder sein, zeigt eine Studie des Bundesfamilienministeriums. Es hapert bloß an der Umsetzung.

Väter engagieren sich immer stärker in der Familie – allerdings klaffen Wunsch und Wirklichkeit oft auseinander. Zu diesem Ergebnis kommt der am Dienstag in Berlin vorgestellte „Väterreport“ von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Dieser beschreibt mithilfe amtlicher Statistiken, wissenschaftlicher Studien und repräsentativer Bevölkerungsbefragungen die Lebenslagen, Werte und Einstellungen von Vätern in Deutschland.

„Das gesellschaftliche Vaterbild und die eigenen Vorstellungen von Vätern haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich hin zu mehr Partnerschaftlichkeit gewandelt“, erklärte Paus anlässlich der Vorstellung. Der „Väterreport“ zeige aber zugleich, dass es immer noch eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei der Aufgabenteilung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebe. Es brauche „mehr mutige Väter, die ihre Wünsche nach einer partnerschaftlichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch umsetzen“. Paus forderte dafür eine Politik und Wirtschaft, die die Vereinbarkeit für Väter in den Blick nimmt.

Der Analyse des Ministeriums zufolge möchten Väter heute präsenter im Leben ihrer Kinder sein. Sie verbringen deshalb auch mehr Zeit mit ihnen: 2019 waren es durchschnittlich drei Stunden an Wochentagen, 1999 nur 1,9 Stunden. Knapp zwei Drittel der Väter wünschen sich jedoch noch mehr Zeit für die Kinder. Immer mehr Väter nehmen mittlerweile auch Elternzeit und beziehen dabei Elterngeld: Während 2008 der Vater jedes fünften Kindes in Deutschland Elterngeld bezog, stieg der Anteil bei den 2020 geborenen Kindern auf knapp 44 Prozent an.

Jeder zweite Vater möchte die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen

Laut „Väterreport“ gibt es jedoch in vielen Bereichen noch immer Lücken zwischen Wunsch und Wirklichkeit. So findet jeder zweite Vater, dass kleine Kinder genauso gut von ihrem Vater betreut werden können wie von ihrer Mutter. Jeder zweite Vater möchte auch gern die Hälfte der Betreuung übernehmen. Tatsächlich tun dies aber nur 21 Prozent.

Eine ähnliche Diskrepanz zeigt sich der Analyse zufolge beim Erwerbsverhalten. Mittlerweile befürworten knapp zwei Drittel der Väter gleiche berufliche Chancen und die finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile. Gleichzeitig verharren Väter im traditionellen Familienbild, wenn es um die zeitliche Aufteilung von Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit geht. Väter machen seltener als Mütter berufliche Abstriche zugunsten der Familie und gehen weniger in Teilzeit – 2022 taten dies nur acht Prozent der Väter, aber 68 Prozent der Mütter.

Paus erklärte anlässlich der Ergebnisse, mit ihrem geplanten Familienstartzeit-Gesetz wolle sie Eltern in ihrem Wunsch unterstützen, „sich in der frühen Familienphase partnerschaftlich einzuspielen“. Väter sollen sich demnach künftig für die ersten zehn Arbeitstage nach der Geburt ihres Kindes bei vollem Lohnausgleich freistellen lassen können. „Gelingt eine partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie von Anfang an, stärkt das gerade auch in Krisenzeiten die Stabilität der gesamten Familie“, betonte Paus. (afp)