GesundheitsrisikoWarum Kuchen in der Kita gefährlich sein soll
„Liebe Eltern, auf Anweisung des Trägers der Kita dürfen zu Kindergeburtstagen in Gemeinschaftseinrichtungen keine selbst gebackenen Kuchen mehr gereicht werden." Mit diesem Schreiben sorgte im September das Jugendamt der Stadt Leipzig für Furore. Der Aushang wurde in allen städtischen Kitas verteilt. Ein Kuchen-Verbot in Kitas!
Es hieß, die Anforderungen an Hygienevorschriften und an die Angabe von Allergenen seien so hoch, dass die Kontrolle darüber nicht mehr gewährleistet werden könne. Die Eltern könnten stattdessen „abgepackten Kuchen, Kekse, Muffins“ oder „abgepackte Würstchen, Klopse“, „Obst, Gemüse“ oder „Süßigkeiten“ mitbringen.
Mit den heftigen Reaktionen auf ihren Aushang hatte die Stadt wohl nicht gerechnet, sie ruderte wieder zurück: Es gibt nun kein Verbot mehr. Eltern und Erzieher einigen sich jetzt in jeder Kita individuell darauf, ob es selbst gebackenen Kuchen geben darf oder nicht. Ein Einzelfall? Mitnichten.
Auch in anderen Gemeinden wird über ein Kuchenverbot disuktiert. Der Kita-Zweckverband des Bistums Essen etwa riet Erzieherinnen, keine selbst gemachten Speisen mehr anzunehmen. Warnungen gab es auch vom Institut Lernen und Leben in Vorpommern-Rügen, obwohl es dort noch keine Infektionsfälle gegeben habe. Prävention ist die Begründung.
Aber woher rührt denn eigentlich die Angst? Folgende Sorgen machen sich die Träger von Bildungseinrichtungen:
1. Die Hygiene ist nicht nachvollziehbar. Hat sich Mutti, Papa oder Oma auch wirklich die Hände gewaschen, bevor sie den Teig knetete? Waren die Eier vorher gut gekühlt? War die Arbeitsfläche rein?
2. Die Zutatenliste ist nicht transparent. Viele Kinder haben Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten bei Milch oder Weizen. Einige dürfen aus religiösen Gründen keine Produkte vom Schwein essen oder leben vegan.
3. Die Infektionsgefahr ist nicht zu überprüfen. Wurde der Kuchen heiß genug gebacken? Und lang genug? Ist er nicht durchgebacken, könnten sich Kinder mit Salmonellen infizieren.
4. Die Chancengleichheit ist in Gefahr. Es gibt womöglich Eltern, die besser und aufwendiger backen können als andere. Das könnte die Kinder derjenigen belasten, die keine Piratenschiffe aus Schokokeksen hinbekommen...
Nun, einige Eltern mögen sich freuen, dass die Backerei für die Kita ihrer Kinder wegfällt, dass sie sich nicht mehr spät abends an der Prinzessinnentorte ihres Kindes versuchen müssen. Andere werden erleichtert sein, weil sie Zucker für ihre Kinder ohnehin skeptisch sehen.
Alle anderen sollten den Spaß genießen, solange er noch erlaubt ist – aber nur mit gewaschenen Händen.