In den Ferien verliebtWelche Chance hat die Urlaubsliebe?

Gemeinsam den Sonnenuntergang beobachten: Für viele Paare ein besonders unvergesslicher Urlaubsmoment.
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Pool, Strand, Hotelbar: Die perfekten Orte, um im Urlaub mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Und die perfekte Gelegenheit, auf jemanden zu treffen, bei dem der Funke überspringt. Schließlich sind viele Menschen fernab vom stressigen Alltag im Urlaub lockerer und offener als zu Hause. Tausende verlieben sich auf diese Weise jedes Jahr im Urlaub.
Bei einigen ist von Anfang an klar: Der Urlaubsflirt dauert zwischen sieben und 14 Tagen, eben so lange wie der Urlaub. Andere träumen beim Sonnenbaden am Pool bereits von der gemeinsamen Zukunft. Für sie stellt sich nach dem Urlaub die Frage: Wie geht es jetzt weiter? Schließlich müsste es großer Zufall sein, dass der oder die Angebetete in der gleichen Stadt wohnt. Oftmals trennen die Frischverliebten dagegen hunderte Kilometer und damit einige Stunden Autofahrt.
Urlaubsliebe einem Alltagscheck unterziehen
Automatisch folgt die Frage, wie ernst der Urlaubsflirt wirklich ist. „Kommen die Partner im normalen Leben aus zwei unterschiedlichen Welten, die nicht gut vereinbar sind, sollte man die Urlaubsliebe besser als Flirt abhaken“, sagt Nina Deißler, Flirt- und Partnerschaftscoach aus Hamburg. „Voraussetzungen für eine Beziehung sind neben der Anziehung und dem Spaß im Urlaub auch gemeinsame Werte und Vorstellungen“, erklärt die Expertin.
Außerdem sollte das Paar die Möglichkeit haben, sich auch nach dem Urlaub regelmäßig zu sehen. Ansonsten könne es schnell geschehen, dass die Beziehung nur auf Basis von Fantasie, Projektion und Wunschträumen bestehe, warnt Deißler.
Im Video erklärt Beziehungscoach Nina Deißler das Phänomen Urlaubsliebe.
Ob der Wertekosmos übereinstimmt, merke das Paar spätestens beim ersten Wiedersehen nach dem Urlaub, sagt Therapeut und Theologe Peter Wendl aus Ingolstadt. „Beim Besuch in der Wohnung erfahre ich ‚Wie lebt er oder sie eigentlich im Alltag?‘“ So entscheide sich, ob man mit dem Treffen nur das schöne Urlaubsgefühl verlängere oder tatsächlich in eine Fernbeziehung starte.
Wie eine Liebe auf Distanz gelingt oder nicht, weiß Wendl gut. Seit 2002 untersucht er die Bedingungen von Partnerschaft und Familie unter besonderen Mobilitäts- und Belastungssituationen an der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. „Zunächst müssen beide den Sinn und das Warum der Fernbeziehung klären“, sagt Wendl. Beide Partner müssten mit der Liebe auf Distanz einverstanden sein.
Fernbeziehung braucht eine Perspektive
Außerdem erklärt der Experte: „Auch die gemeinsame Perspektive muss klar sein.“ Es gehe nicht nur darum, sich an Wochenenden gegenseitig zu besuchen. Gerade bei einer Urlaubsliebe sei entscheidend, ob langfristig überhaupt die Chance bestehe, zusammenzuziehen und ein konventionelles Paar zu werden. Das hänge vor allem vom Verbindlichkeitswunsch der Partner ab. Dieser steige mit zunehmendem Alter.
„Wer sich für eine Fernbeziehung entscheidet, sollte vertrauen können“, sagt Wendl. Denn ein Doppelleben des Partners sei jederzeit möglich. „Wer besonders zu Eifersucht neigt, ist wenig fernbeziehungsgeeignet.“ Außerdem rät er, den Anderen mithilfe von Telefonieren oder Skypen möglichst viel an Alltagserlebnissen teilhaben zu lassen und über Erwartungen an die Treffen zu sprechen. „Sonst ist man sich beim Wiedersehen fremd.“
Ob aus dem spontanen Urlaubsflirt tatsächlich irgendwann die große Liebe wird, entscheide sich spätestens nach zwei bis drei Jahren, sagt Peter Wendl: „Die meisten Paare ziehen dann entweder zusammen oder trennen sich.“