Allergiker werden in englischen Restaurants häufig gewarnt. Unser Kolumnist würde sich eine Warnung lieber beim Frühstück wünschen.
Essen in GroßbritannienWarum England lieber vor dem Frühstück als vor Allergien warnen sollte
Auf Reisen durch die englische Provinz: Egal ob man in einem edlen Restaurant, in einer Kantine oder etwa dem Café der lokalen Kirchengemeinde isst – die erste Frage ist fast immer: „Haben Sie Allergien?“ Entsprechende Warnhinweise finden sich auf Tafeln an der Wand und in der Speisekarte. Gründliche Mitarbeiter fragen zusätzlich nach Gluten- oder Laktoseunverträglichkeiten (beides keine Allergien). Die Vorsicht ist groß. Einerseits.
Andererseits ist ein Blick auf den Teller irritierend, vor allem morgens: Das typische englische Frühstück ist eine riesige Anhäufung von Fett und Zucker. Sehr fett sind die Wurst, der Bacon, das Ei. Und zuckersüß ist die rote Sauce, in denen die Bohnen schwimmen. Das Ganze ist eine Kalorienbombe schon am frühen Morgen. Aber das klassische englische Frühstück ist nichts, was man nur Touristen vorsetzen würde, im Gegenteil: Wir sehen in Hotels, dass die meisten beobachteten Gäste tatsächlich traditionell englisch frühstücken – fett und süß und viel zu viel.
Die Vorsicht bei Allergien passt so gar nicht zum englischen Frühstück
Wie passt das zusammen? Gar nicht! Die Vorsicht bei Allergien ist vordergründig natürlich gut – man kann nicht vorsichtig genug sein. Andererseits: Wer eine Allergie hat, weiß in der Regel davon und fragt von sich aus nach, ob ein Gericht etwa Spuren von Erdnüssen oder ähnlichem enthält. Wer es nicht weiß, dem nützen auch die Warnhinweise nichts.
Dasselbe gilt auch für Gluten oder Laktose (wobei anzumerken ist, dass sehr viel mehr Menschen glauben, sie hätten eine Laktoseintoleranz, als sie wirklich haben). Die übertrieben wirkende Vorsicht hat wohl eher juristische Gründe: Wer nachgefragt hat, kann nicht belangt werden. Dem Gast nützt es eher nicht.
Lieber ein Frühstück vom Festland
Umgekehrt ist es beim fetten Essen, hier wäre eine Warnung berechtigt. Viel Fett und viel Zucker heißt auch: viele Kalorien. Die machen natürlich dick. Und das kann man in den Straßen Englands auch sehen. Fettleibigkeit ist verbreitet (wie auch in Deutschland, aber vom ersten Eindruck her noch extremer).
Warum warnt man nicht vor fettem Essen? „Haben Sie ein Gewichtsproblem? Dann sollten Sie das traditionelle englische Frühstück meiden und eher ein 'continental breakfast' zu sich nehmen!“ Das geht natürlich nicht. Es wäre diskriminierend. Aber es wäre sinnvoll.
Nicht weiteressen, wenn der Körper satt ist
Überall wird sehr viel über das richtige Essen gesprochen. Über die beste Tageszeit für größere oder kleinere Mahlzeiten. Über einen hohen Anteil von Eiweißen oder Fetten oder Kohlenhydraten. Über die beste Ernährung abhängig vom Geschlecht, vom Alter, vom Beruf oder von der Blutgruppe. Vieles davon ist wichtig, einiges Unsinn.
Das wichtigste Kriterium für eine bessere Ernährung ist aber die Menge. Die meisten Menschen hierzulande essen einfach viel zu viel. Der Körper selbst sendet neben dem Signal „Hunger“ auch das Signal „satt“. Und man sollte viel öfter auf seinen Körper hören. Satt heißt: nicht weiteressen. Nicht nur beim traditionellen englischen Frühstück. P.S.: Das Essen in England ist oft sehr viel besser, als sein Ruf!