Alt ist alt und keineswegs peinlich, findet Magnus Heier. Er erklärt, wie man am besten altert und warum das nie so leicht war wie heute.
Nicht Jugend hinterherrennenAltern war noch nie so leicht wie heutzutage
Jung ist hip. Ganze Marketingabteilungen großer Firmen, Sender oder Zeitungen biedern sich der Wortwahl der jungen Generation an. Und machen sich und ihre ältere Zielgruppe damit lächerlich. Man traut sich einfach nicht, zu benennen, was offensichtlich ist: Alt ist alt. Stattdessen ist von „Best Agern“ die Rede, von der Generation Gold, von den Junggebliebenen. 50 sei das neue 30, heißt es gern. Best Ager sind laut Definition Menschen ab 50. Und das ist in Deutschland bald jeder Zweite!
Es ist unwürdig, sich diesem Kult um die Jugend zu unterwerfen. Es ist unwürdig, im Alter Dinge zu tun, die man verachtet – nur um jünger zu wirken. Es ist unwürdig, das eigene Alter nicht zu akzeptieren und mit Botox, Skalpell oder Hyaluron aus dem Körper ein Kunstprodukt zu machen, das nicht wirklich funktioniert: Ein faltenfreies Gesicht ist zwar faltenfrei, kann aber nicht mehr überzeugend lächeln. Und so ein Maskengesicht wirkt dann wirklich alt.
„Best Ager“ heißt wörtlich „Jemand im besten Alter“. Schon der Begriff ist eine Lüge. Das körperlich beste Alter sind ungefähr die Jahre zwischen 20 und 30. Dann lassen die körperlichen Leistungen ganz langsam nach. Dann kommen die ersten Gleitsichtbrillen, später die Hörgeräte, noch später die Hüftgelenke. Altern ist nichts für Feiglinge.
Seniorengerechte Handys, kleine Högeräte
Aber es war noch nie so leicht! Denn es gibt Hilfen in fast allen Bereichen. Und man findet sie mittlerweile auch. Früher wurden Begriffe wie „seniorengerecht“ von den Marketingabteilungen verteufelt und gemieden. Mittlerweile finden sich online etwa zahlreiche seniorengerechte Handys. Mittlerweile sind Hörgeräte kleiner und damit weniger auffällig geworden. Mittlerweile hat die Firma Apple sogar eine Zulassung für kleine Im-Ohr-Kopfhörer als Hörgeräte in den USA bekommen. Höhere Autos erleichtern das Ein- und Aussteigen, kurze Autos das Rangieren (leider werden die Autos größer und immer länger – und damit weniger altengerecht).
Was sich im Alter sogar verbessern kann, sind Teile des Denkens. Zwar wird das Kurzzeitgedächtnis schwächer. Umgekehrt wird, wenig überraschend, das sogenannte „semantische“ Gedächtnis besser - das Wissensgedächtnis. Das Wissen, die Erfahrung aus Jahrzehnten machen Entscheidungen klüger. Es gibt viele Möglichkeiten, die geistige Geschmeidigkeit zu pflegen. Denn das Gehirn ist ein überaus trainierbares Organ. Wer sein Gehirn herausfordert, wird länger geistig fit bleiben (einige Krankheiten wie Schlaganfälle ausgenommen, aber auch hier kann man trainieren). Es gilt: Man wird später nur das können, was man auch trainiert hat.
Gehirntraining auf dem Papier oder am Computer ist gut, aber viel zu einseitig. Das vielfältigste Trainingsprogramm ist Kommunikation – und zwar nicht über irgendwelche Messengerdienste auf dem Handy, mit wenigen Worten und Smileys. Sondern das Gespräch. Am besten von Angesicht zu Angesicht. So lässt es sich würdevoll und leistungsfähig altern.