Bierbauch, nicht auf WeinDas sind die größten Bier-Irrtümer
Ob Pils, Kölsch oder Weizen - Bier wird überall in Deutschland konsumiert. Rund 107 Liter Bier trinkt jeder Deutsche pro Jahr, zu Hause auf dem Sofa, an der Currywurst-Bude oder im schicken Sterne-Restaurant. Und welche Nation käme sonst auf den Gedanken eine Institution wie den „Biergarten“ zu erschaffen? Keine Frage, das Gebräu aus Hopfen und Malz ist wichtiger Bestandteil der deutschen Kultur - das erkennt man auch an den vielen Bierbäuchen. Oder stimmt das gar nicht?
Der Deutsche Brauer-Bund jedenfalls sieht das anders und informiert anlässlich des Tages des deutschen Bieres am 23. April über die „verbreitetsten Irrtümer“ rund um den Getreidetrunk. Immerhin: Auch einige Studienergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass Bier doch viel besser und gesünder ist als sein Ruf. Sieben Volksweisheiten über unser liebstes Feierabendgetränk auf dem Prüfstand:
Irrtum 1: Wer viel Bier trinkt, bekommt einen Bierbauch
Der Deutsche Brauer-Bund widerspricht entschieden und verweist auf eine Studie des Londoner University Colleges: Bei Männern stehen Bierkonsum und Übergewicht demnach in keinem Zusammenhang. Frauen, die moderat Bier trinken, seien im Durchschnitt sogar etwas dünner als abstinent lebende Frauen, so die Studie. Die Betonung muss hier allerdings auf „moderat“ liegen.
Irrtum 2: Bier macht zwangsläufig dick
Wer sich täglich ein Glas Bier zum Feierabend gönnt, nimmt weniger Kalorien zu sich als mit einem Glas Apfelsaft oder Orangensaft. Ein kleines Bier am Abend macht also nicht unbedingt dick. Wer sich allerdings deutlich mehr genehmigt, kann durchaus zunehmen: Denn der Kater nach einer durchzechten Nacht sorgt am nächsten Morgen für Heißhunger auf Fett und Kohlenhydrate. Das liegt an der appetitsteigernden Wirkung von Alkohol. So hält sich die Behauptung hartnäckig, Bier mache dick.
Irrtum 3: Bier ist ungesund
Zu viel Alkohol ist ungesund. Und zwar immer. Biergenuss in geringen Mengen kann allerdings sogar gesundheitsfördernd sein. In Deutschland empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Männern, es bei 20 Gramm Bier am Tag, also einem halben Liter, zu belassen. Für Frauen sollte sogar schon nach einem viertel Liter pro Tag, also etwa 12 Gramm, Schluss sein.
Bier kann sich in geringen Mengen etwa positiv auf unser Immunsystem auswirken, wie eine Studie aus dem Jahr 2007 belegt. Die Probanden konsumierten über 30 Tage hinweg täglich eine geringe Menge Bier. Danach waren die Abwehrzellen der Probanden aktiver und zahlreicher. Einige Studien lassen außerdem erkennen, dass das Herzinfarktrisiko bei moderatem Bierkonsum sinken kann.
Irrtum 4: „Bier auf Wein, das lass’ sein...“
Nach einem Glas Wein doch noch auf Bier umschwenken? Lieber nicht, das denken sich die meisten wegen dieses weit verbreiteten Reims, der laut Brauerbund aber falsch ist. Seinen Ursprung hat der Trinkspruch demnach im Mittelalter, als er dazu diente, die sozialen Unterschiede zu symbolisieren: Bier galt damals demzufolge als Getränk der einfachen Stände, Wein hingegen war einer elitären Oberschicht vorbehalten.
Die Reihenfolge, in der man verschiedene alkoholische Getränke zu sich nimmt, ist unerheblich. Wichtig ist es, auf die Menge zu achten: Vor den Langzeitschäden von übermäßigem Alkoholkonsum warnen auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die Internisten im Netz: Alkohol ist demnach unter anderem ein Auslöser für viele verschiedene Krebsarten, führt zu Fettleber, später zu Leberzirrhose.
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Irrtum 5: Bier macht wegen des Alkohols glücklich
Dass Bier glücklich macht, wird dem einen oder anderen wohl bekannt vor kommen. Das Team um den Neurologen David Kareken der University of Indiana fand jedoch 2013 in einem Experiment heraus, dass nicht der Alkohol, sondern lediglich der Geschmack von Bier die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin auslösen kann. Und das, obwohl einige Probanden berichteten, dass ihnen die Limonade eigentlich besser schmeckte. Demnach dürfte es also auch glücklich machen, ein alkoholfreies Bier zu trinken.
Irrtum 6: Bier enthält keine Nährstoffe
Dass Bier gar keine Nährstoffe enthält, stimmt nicht. Schließlich wurde es früher einmal gebraut, um andere Nahrungsmittel wie Brot zu ersetzen. Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes belegen Studien, dass Bier neben Mineralstoffen wie Kalzium, Phosphor, Magnesium und Kalium auch verschiedene B-Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole enthalte. Diese Pflanzenstoffe würden zum größten Teil aus dem zum Brauen verwendeten Malz und dem Hopfen stammen oder von der Brauhefe während der Gärung gebildet, so der Brauer-Bund.
Irrtum 7: Dunkles Bier ist stärker als helles Bier
Dunkel gleich stark, hell gleich leicht - das ist ein Irrglaube, wie der Deutsche Brauer-Bund mitteilt. Richtig sei vielmehr, dass es keinen grundsätzlichen Zusammenhang von Farbe und Alkoholgehalt des Bieres gebe. Die dunklere Farbe entstehe, wenn andere Malzarten, etwa Dunkel- oder Röstmalze, beim Bierbrauen verwendet würden: „Diese verleihen dem Bier zwar eine intensivere Färbung und einen anderen Geschmack, verändern aber den Alkoholgehalt nicht automatisch.“ (mar/rer)