Omikron hoch ansteckendInfektion in Hongkong angeblich über Hotelflur und trotz Maske
Hongkong – Wegen ihrer vermuteten hohen Infektionsgefahr hat die neue Omikron-Variante des Coronavirus die Gesundheitsbehörden weltweit in Alarmbereitschaft versetzt. Einer der ersten Orte außerhalb Südafrikas, an dem sie nachgewiesen wurde, war Hongkong.
Ausgerechnet in einem Quarantänehotel soll sie sich verbreitet haben - beunruhigend angesichts der extrem strengen Sicherheitsmaßnahmen an einem der letzten Orte der Welt, die noch an der Null-Covid-Strategie festhalten.
Fünfter Stock des Regal Airport Hotels in Hongkong, Zimmer 5112: Hier verbringt der mit Omikron infizierte Patient - Nummer 12388 nach Behördenzählung - nach einer Südafrika-Reise seine Quarantäne. Den Behörden zufolge kam der 36-Jährige am 11. November nach Zwischenlandung in Katar an. Um überhaupt an Bord des Flugzeugs gelangen zu können, musste der Mann mehrfach eine Menge Papiere vorzeigen: Wohnsitz in Hongkong, negativer PCR-Test mit Zertifizierungsbescheinigung des Labors, Impfnachweise, Buchungsbestätigung eines Quarantänehotels für drei Wochen.
Alle Sicherheitsstandards wurden eingehalten
Die Fluggesellschaften kontrollieren streng, denn sie werden für jeden Infizierten, den sie nach Hongkong bringen, empfindlich bestraft. Am Hongkonger Flughafen müssen Ankömmlinge sich nochmal testen lassen. Erst wenn dieser PCR-Test negativ ist, dürfen sie einreisen. Mit Bussen werden sie dann zu den Quarantäne-Hotels gebracht. Sämtliche Angestellte, denen die Ankömmlinge begegnen, tragen Schutzkleidung. Wenn die Hoteltür ins Schloss fällt, darf niemand mehr hinaus. Fenster müssen geschlossen bleiben. Andernfalls drohen umgerechnet knapp 3000 Euro Strafe und bis zu sechs Monate Gefängnis. Einzig, um das im Hotelflur abgestellte Essen reinzuholen, oder um den Müll rauszustellen, dürfen die Zimmertüren geöffnet werden - aber nur mit Maske. Im Abstand von ein paar Tagen kommt zudem jemand zum PCR-Test vorbei.
Zwei Tage nach seiner Ankunft wurde der 36-Jährige den Behörden zufolge das erste Mal positiv auf das Corona-Virus getestet. Sie schicken ihn ins Krankenhaus, eine Probe wird zur Genanalyse ins Labor geschickt. Soweit alles Routine in der Metropole Hongkong, die bereits seit Wochen keine lokalen Infektionen mehr festgestellt hat. Wenige Tage später dann die Entdeckung: Der 62-jährige Mann im Zimmer gegenüber des Infizierten, der bereits einen Tag vor Fall 12388 eingereist war, ist beim vierten Test seit der Ankunft plötzlich positiv. Auch er wird als Fall 12404 ins Krankenhaus geschickt. Die anderen Quarantänegäste auf demselben Hotelflur kommen zur Überwachung ins staatliche Quarantänelager.
Bei der anschließenden Genanalyse stellt sich heraus: Der 62-Jährige wurde von dem 36-Jährigen mit der neuen Omikron-Variante angesteckt. Die Regierung schickt Experten ins Hotel, um die Ursache zu klären. Diese machen die Maske mit Ventil verantwortlich, die der 36-Jährige getragen hatte. Diese sei „ein wenig egoistisch“, sagt der Coronaexperte Yuen Kwok-yung nach der Inspektion vor Reportern. „Sie filtern das, was man einatmet, aber wenn man durch dieses Ventil ausatmet, wird es nicht gut gefiltert.“ Die Luftzirkulation auf dem Hotelflur müsse auch verbessert werden.
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Dem Epidemiologen Eric Feigl-Ding bereiten bei den Hongkong-Fällen drei Dinge Kopfzerbrechen: Dass die Infektionen erst nach mehreren Tagen und Tests entdeckt wurden, dass beide Patienten mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff geimpft waren und dass die Viruskonzentration bei den positiven Tests „unglaublich hoch“ gewesen sei, wie er auf Twitter schreibt. Es wirke so, als ob die Variante den Impfschutz „umgehen“ könnte. Gleichzeitig zeigen die Fälle laut Feigl-Ding, dass strenge Reisebeschränkungen „Sinn ergeben“. Die Hongkonger Behörden hätten die Fälle „nur aufgrund einer verpflichtenden Hotelquarantäne eingefangen“, schreibt er. „In welchen westlichen Ländern gibt es das noch?“ (afp)