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Der Ex-FaktorWarum eine alte Liebe immer eine neue Beziehung beeinflusst

Lesezeit 4 Minuten
Paar hat Probleme

Auch aus einer gescheiterten Partnerschaft kann man Positives in eine neue Beziehung einbringen. 

Göttingen – War das noch schön, als die Schmetterlinge im Bauch umher flatterten, die Welt rosarot gefärbt war und die Zukunft vor einem lag. Jetzt nach der Trennung ist alles nur düster, dumpf und demotivierend. Wie soll man je wieder eine Beziehung führen?

Was wir in Partnerschaften erleben, prägt uns und unsere weiteren Beziehungen, ob uns das gefällt oder nicht. „Eine Liebe kann in ihrer Bedeutung sogar die Rolle von Vater und Mutter ablösen“, sagt Friedhelm Schwiderski. In der Regel spiele die erste große Liebe dabei eine ganz besondere Rolle. „An dieser Beziehung werden alle weiteren gemessen“, weiß der Paartherapeut.

Der erste Partner prägt uns stark

Die Bindung an den ersten Partner sei noch stärker als alles, was später kommt, meint auch Manuela Komorek. „Das ist eine sehr intensive Erfahrung, deshalb ist es schön, wenn wir eine gute Erinnerung daran haben, und es kann uns lange beeinflussen, wenn es nicht so ist“, erklärt die Paartherapeutin. Ragnar Beer dagegen sieht die erste Partnerschaft als weniger entscheidend an. „Die meisten sind dann noch viel zu unschuldig und blauäugig“, findet der Psychologische Psychotherapeut. Wichtiger sei die emotionale Tiefe einer Partnerschaft.

Doch was, wenn alles Gefühl nicht reicht? Gescheiterte Beziehungen gehören zum Leben dazu, das ist kein Fehler, beruhigt Komorek. Sie beinhalteten die große Chance, sich selbst neu kennenzulernen. „Es ist völlig in Ordnung, mal zu verzweifeln oder in Selbstmitleid zu versinken“, so Komorek. Wichtig sei dabei, nicht in die Opferrolle zu fallen.

Manuela Komorek

Manuela Komorek

Rachegedanken sind fehl am Platz –Abstand finden ist besser

Nur wer sich Verletzungen eingesteht, kann sie überwinden, führt Beer aus. „Wurde man in der Partnerschaft klein gemacht, sollte das nicht verdrängt werden, das rächt sich und sorgt dafür, dass es sich wiederholt.“ Stattdessen rät er dazu, mutig zu sein, sich den Verletzungen zuzuwenden und sie genau anzuschauen.

Dabei sind Rachegedanken Schwiderski zufolge völlig fehl am Platz. „Je ausufernder die entsprechenden Fantasien werden, desto stärker wird die Bindung“, sagt er. Abstand sieht anders aus.

Nach einer Trennung beginnt die Trauerarbeit

Beer empfiehlt nach einer Trennung, erst einmal zur Ruhe zu kommen, sich vielleicht Notizen zu machen und zu reflektieren: „Was ist schiefgegangen, was kann ich mitnehmen, was kann ich in einer neuen Partnerschaft anders machen?“ Laut Komorek ist es hilfreich, sich seiner eigenen Wünsche bewusst zu werden und sie zu notieren. Aber auch darüber nachzudenken: Was habe ich eingebracht in die Beziehung? Was ist kaputtgegangen? Diese Phase sei vergleichbar mit Trauerarbeit, meint Schwiderski. „Die ehemaligen Partner müssen die Liebe und die entsprechenden Wünsche, Hoffnungen und Fantasien loslassen.“

Komorek schlägt vor, alle Verbindungen zum Ex oder der Ex zu kappen und einen Schutzraum zu schaffen, um wieder bei sich anzukommen. Das gilt zumindest dann, wenn keine Kinder von der Trennung betroffen sind. Das beinhalte ebenso gemeinsame Whatsapp-Gruppen oder Facebook-Freundschaften. „Im Freundeskreis sollten Betroffene ebenfalls klarmachen, dass Distanz nötig ist und nicht gleich auf Partys gehen, wo der andere feiert.“

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Kontakt zum Ex erst nach einer gewissen Zeit und mit Abstand suchen

Der Austausch mit Freunden und der Familie kann helfen, klarer zu sehen. „Bei einem Buch oder einem passenden Film fällt einem oft auf, dass man es genau so macht und erkennt vielleicht Muster“, meint Schwiderski. Wer sitzen gelassen oder betrogen wurde, sollte das Gespräch mit dem oder der Ex erst nach einer gewissen Zeit suchen, konstatiert Komorek. „Wenn man offen und neugierig ist, was denjenigen bewogen hat, zu gehen.“

Dr. Ragnar Beer

Dr. Ragnar Beer

Wer noch tiefer in die Analyse einsteigen will, kann einen kostenlosen von Beer entwickelten Online-Test machen. „Füllt man das für mehrere Partnerschaften aus, lässt sich erkennen, wo sich Muster verbergen.“ Nicht nur bei der Partnerwahl, sondern auch beim Verhalten in der Partnerschaft gebe es Wiederholungen. „Man selbst ist ja schließlich die größte Konstante“, sagt Beer. Deshalb gilt es, sich selbst auf die Schliche zu kommen und zu erkunden: „Wo habe ich Muster, die verhindern, dass ich in einer Partnerschaft glücklich werde?“

Und wann ist es Zeit für den nächsten Schritt raus aus dem Dunkel der Trauerphase? „Wer an den ehemaligen Partner mit einem guten, warmen und leichten Gefühl denken kann, ist offen für Neues“, sagt Komorek. (dpa/tmn)