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Sehr viel häufiger als MigräneSo lässt sich dumpfer Spannungsschmerz im Kopf lösen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau hält sich ihren Kopf

Ein Migräneanfall? Nicht unbedingt, häufiger sind Spannungsschmerzen für einen dumpfen Kopf verantwortlich.

Dass es sich bei Kopfschmerzen um Spannungsschmerz und nicht um Migräne handelt, wird oft erst spät erkannt. Der lässt sich gut behandeln.

Wenn von Kopfschmerzen geredet oder auch geschrieben wird, geht es meist um Migräne. Die ist spektakulär, hat erstaunliche Nebensymptome und lässt sich oft durch spezifische Trigger wie Käse oder Rotwein auslösen. Dadurch fällt der Spannungskopfschmerz in der Berichterstattung oft hinten runter.

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

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Dabei sind die „episodischen Kopfschmerzen vom Spannungstyp“ (so die korrekte Bezeichnung) sehr viel häufiger als die Migräne: Jede und jeder Fünfte bis Dritte ist gelegentlich betroffen. Frauen etwas häufiger als Männer – aber der Geschlechtsunterschied ist sehr viel geringer als bei der Migräne.

Als hätte man einen Gürtel um den Kopf gespannt

Spannungskopfschmerzen sind unspektakulär. Es sind keine Schmerzen „wie von einem Messer im Kopf“ – wie bei der Migräne. Es sind eher Druckschmerzen, als hätte man einen Gürtel um den Kopf gespannt und feste zugezogen. Andere Patienten beschreiben das Gefühl, „in einen Schraubstock eingespannt“ zu sein.

Die Schmerzen sind nicht „vernichtend“ (Migräne), sondern eher dumpf und in ihrer Stärke leicht bis mittel. Sie sind nicht streng einseitig (Migräne), sondern meist auf beiden Seiten des Kopfes. Und die Betroffenen müssen sich nicht übergeben, sie haben keine neurologischen Ausfälle, sie haben keine blitzenden Sehstörungen (wie viele Migränepatienten). Unspektakulär eben.

Betroffene bekommen die Diagnose oft erst nach Jahren

Aber der Spannungskopfschmerz kann lange andauern: Stunden, Tage, viele Tage durchgehend. Das ist zermürbend. Obwohl die Tätigkeiten des normalen Lebens nicht entscheidend eingeschränkt sind. Vor allem nimmt der Schmerz bei körperlicher Aktivität nicht zu (wiederum im Unterschied zu Migräne).

In selteneren Fällen kann der episodische Spannungskopfschmerz auch chronisch werden – wenn die Patienten an mehr als 15 Tagen pro Monat unter Kopfschmerzen leiden. Die Unterscheidung zwischen Spannungskopfschmerzen und Migräne ist eigentlich ganz einfach. Trotzdem dauert es oft Jahre, bis die Betroffenen die richtige Diagnose bekommen – und die richtige Behandlung. Denn die unterscheidet sich zwischen Migräne und Spannungskopfschmerzen grundsätzlich.

Pfefferminzöl, Entspannung und Ausdauersport können gegen Spannungskopfschmerzen helfen

So lässt sich der Spannungskopfschmerz zunächst sehr gut mit einfachen Schmerzmitteln behandeln. Oder auch mit Pfefferminzöl auf den Schläfen. Vor allem aber durch Verhaltensänderungen: Entspannungsübungen können den Stress vermindern. Was tatsächlich sehr gut hilft, ist Sport. Nicht Leistungssport mit kurzen aber hohen Pulsspitzen. Eher Ausdauersport über längere Zeit, vom Radfahren über Joggen bis Schwimmen. Es gilt die Regel: Lieber häufig und wenig, als heftig und selten.

Und bei chronischen Kopfschmerzen kann der Facharzt helfen: Es kann nämlich sein, dass aus den Spannungskopfschmerzen durch tägliche Schmerzmittel unbemerkt ein sogenannter „Medikamentenkopfschmerz“ geworden ist. Die Schmerzmittel selbst machen die Schmerzen. Wenn das nicht die Ursache ist, können die chronischen Schmerzen auch durch vorbeugende Medikamente bekämpft werden. Mit der Hilfe erfahrener Ärzte. In der Regel schnell und sehr erfolgreich!