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Emotionaler AbfallWas soll ich tun, wenn Menschen ihren Ballast bei mir abladen?

Lesezeit 2 Minuten
Zwei Frauen, scheinbar in einem Gespräch, sitzen auf einem Sofa.

Verlaufen Gespräche nur einseitig, sollte man respektvoll Grenzen setzen.

Klagende Freundinnen, jammernde Freunde: Wer das Gefühl hat, dass andere Menschen ihren emotionalen Müll bei einem abladen, kann selbst leiden. Was Experten raten.

Das haben Sie doch bestimmt auch schon erlebt: Jemand lädt seine Probleme ungefragt bei Ihnen ab, spricht über Sorgen und Belastungen – ohne Rücksicht darauf, ob Sie selbst bereit sind zuzuhören. Dieses Verhalten wird im Englischen „Emotional Dumping“ genannt: Einer lädt seinen Müll ab, der andere ist der Abfalleimer, der immer versucht zu helfen. Diese einseitige Kommunikation kann für den Zuhörenden extrem belastend sein.

Doch: „Die meisten Menschen, die „Emotional Dumping“ betreiben, sind sich dessen nicht bewusst. Es ist eine Art und Weise, wie sie mit allen Menschen in ihrem Leben umgehen“, so die US-Psychologin Nicole LePera in ihrem Newsletter. 

Wenn Zuhören erschöpft

Was tun, wenn das eigene Energielevel durch solche Gespräche erschöpft wird? Und womöglich Hilflosigkeit dazukommt, weil sich trotz unserer Bemühungen nichts ändert? Wer das Gefühl hat, der emotionale Abfalleimer für den anderen zu sein, sollte Grenzen ziehen - um zunächst das eigene Wohlbefinden zu schützen, erklärt LePera.

Das bedeute, „Nein“ sagen zu lernen, sagt Wolfgang Krüger. In guten Freundschaften dürfe und solle man sich auch zurückziehen, wenn die Negativität des anderen zu viel wird. Wichtig: Das sollte man offen ansprechen. Wer es ankündigt und begründet, gebe der anderen Person die Möglichkeit, an sich zu arbeiten.

Wie Sie Grenzen setzen können

Nicole LePera schlägt vier konkrete Formulierungen vor, um Grenzen zu kommunizieren:

Grenzen setzen ist oft unangenehm ist – und wichtig

„Sie könnten sich schuldig oder unwohl fühlen, wenn Sie diese Dinge sagen, und das ist in Ordnung“, so LePera. Diese Gefühle seien oft das Resultat einer tief verankerten Neigung, es anderen recht machen zu wollen. Aber: „Niemand wird Ihre emotionale Energie schützen – das müssen Sie selbst tun.“ Und weiter: „Wir lehren Menschen, wie sie uns behandeln sollen.“ Nur wenn wir uns um unser eigenes Wohlbefinden kümmern, „können wir in unseren Beziehungen präsent und unterstützend sein“.

„Ich muss mich wichtig nehmen und bin hierfür auf ein gutes Selbstbewusstsein angewiesen“, sagt auch Wolfgang Krüger. „Sonst besteht vor die Gefahr, dass ich meine Selbstachtung daraus ziehe, dass ich immer anderen helfe - und mich überfordere.“ 

Und er hat noch einen Tipp: „Ich sollte lernen: Freundschaften und auch Liebesbeziehungen leben von einem Ausgleich. Was also könnte ich mir von anderen wünschen, wenn ich bereit bin ihnen zu helfen?“ (dpa)