Familie in KlinikVerwechslungsgefahr – so erkennen Sie giftige Pilze
Der Verdacht auf Vergiftung durch Knollenblätterpilze bei einer fünfköpfigen Familie im Rheinland besteht nicht mehr. Diese zunächst vermutete Vergiftung sei unwahrscheinlich, teilte das Florence-Nightingale-Krankenhaus am Donnerstag in Düsseldorf mit. Alle fünf Patienten würden in Kürze nach Hause entlassen. Bei ihnen sei kein Giftstoff des Pilzes nachgewiesen worden. Die Familie war am Dienstag mit schweren Brechdurchfällen in die Klinik gekommen. Wodurch die Erkrankung ausgelöst wurde, teilte das Krankenhaus nicht mit.Die Familie hatte Pilze von einem Flohmarktstand in Krefeld gegessen. Wegen der Symptome hatten die Ärzte die Patienten wegen Verdachts auf Knollenblätterpilzvergiftung behandelt. Diese Pilze sind hochgiftig, der Verzehr kann tödlich sein. Sowohl die Giftzentrale Bonn als auch die Ärzte vermuteten aufgrund der Symptome eine Vergiftung durch Knollenblätterpilze. Die Sorte komme in diesem Jahr in der Gegend häufig vor, erklärt Jürgen Schnieber, Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) in Düsseldorf. Vergiftungen könnten meist auf eine Verwechslung beim Sammeln zurückgeführt werden. Und zu diesen gesundheitsgefährdenden Verwechslungen kommt es immer wieder. Denn nur wenige Menschen kennen sich wirklich mit Pilzen aus.
Dabei gibt es beim Selbst-Sammeln und Kochen der Gewächse vieles zu beachten.
Wo findet man in Deutschland überhaupt Pilze?
Die Pilzsaison dauert etwa von Juni bis November. Auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Mykologie kann jeder nachschauen, wo welche Pilze in Deutschland verbreitet sind und wie Sammler sie erkennen können. Zum Sammeln empfiehlt sich ein Korb, denn so bekommen die Pilze Luft und werden nicht zerquetscht. Da gewerbliches Sammeln verboten ist, sollten Sammler die Menge von einem Kilogramm nicht überschreiten.
Wie erkenne ich essbare Exemplare?
Für Laien sind giftige von ungiftigen Exemplaren schwer zu unterscheiden. Zum Beispiel kann sogar der giftige Grüne Knollenblätterpilz mit dem Champignon verwechselt werden – denn er ist nicht immer grün, sondern auch mal weiß, nennt die „Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder“ (BAG) ein Beispiel. Daher sei die Bestimmung von Pilzen mit Büchern oder Apps für Smartphones für Laien gefährlich. Besser sei es, die Exemplare von Pilzberatungsstellen begutachten zu lassen. Kontaktdaten haben oft die Gemeindeverwaltungen oder Gesundheitsämter.
Und die Experten raten: Sammler dürfen nie Pilze auflesen und essen, die sie nicht mit Sicherheit erkennen. Wer sich gar nicht auskennt, sollte lieber im Handel kaufen.
Wie erkennt man giftige Pilze?
Die größte Gefahr hierzulande geht vom giftigen Grünen Knollenblätterpilz aus, der leicht mit dem essbaren Grüngefelderten Täubling verwechselt wird. Schon kleine Mengen dieses Pilzes können unter Umständen tödlich sein. „Grundsätzlich sind fast alle schwer giftigen Pilze Blätterpilze“, erklärt Peter Karasch von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Diese Pilze erkennt man an den Lamellen unterhalb des Hutes. Im Umkehrschluss geht von Pilzen mit Röhren, deren Unterseite eher einem Schwamm ähnelt, oft keine Gefahr aus. Trotzdem sollten Laien niemals Pilze essen, die sie nicht kennen.
Bei welchen Symptomen sollte man hellhörig werden?
Typische Symptome einer Pilzvergiftung sind Übelkeit, Schwindel oder Atemnot. Betroffene sollten umgehend einen Arzt oder das Krankenhaus aufsuchen. „Pilzreste sollte man zur Diagnose nach Möglichkeit mitnehmen“, sagt Peter Karasch. Aber nicht nur Giftpilze, auch alte oder rohe Pilze können unverträglich sein. Außer dem Steinpilz und dem Zuchtchampignon sind die meisten Speisepilze roh ungenießbar.
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Darf man Pilzgerichte aufwärmen?
Ja, erklären die aid-Ernährungsexperten. Aber das Pilzgericht sollte nach der Zubereitung rasch abgekühlt und in der kältesten Zone des Kühlschranks aufbewahrt werden, also im unteren Bereich oder im speziellen Kältefach. Zum Aufwärmen braucht es mindestens 70 Grad. (sar/mit Material der dpa)