FremdgegangenSoll man eine Affäre beichten oder lieber verschweigen?
Köln – Gesunde Beziehungen funktionieren über Vertrauen. Missbraucht ein Partner das Vertrauen des anderen, wird die Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Geht der geliebte Partner fremd, wird dem Betrogenen der Boden unter den Füßen weggerissen. In der Paarbeziehung herrscht der emotionale Ausnahmezustand. Wer sich den Fehltritt geleistet hat, stellt sich deshalb schnell die Frage, ob es besser ist, den Seitensprung zuzugeben und dem Partner alles zu gestehen – oder er lieber schweigen oder den Fehltritt verneinen sollte.
Beziehungs-Coach: „Auf gar keinen Fall beichten“
Wenn man nach der feucht-fröhlichen Weihnachtsfeier oder der ausgeuferten Silvesterparty in einem fremden Bett oder in den Armen einer Person aufwacht, die nicht der eigene Partner ist, sollte man den Fehltritt lieber für sich behalten, rät Coach Silvia Fauck. Sie arbeitet als psychologische Beraterin und betreibt eine eigene Liebeskummerpraxis in Berlin. „Wer einen einmaligen Ausrutscher hatte, sollte es dem Partner auf keinen Fall beichten“, meint die Expertin.
„Den Seitensprung zu beichten ist purer Egoismus. Denn man erleichtert mit der Beichte nur sein eigenes, schlechtes Gewissen.“ Für den betrogenen Partner jedoch breche eine Welt zusammen. „Für den anderen macht man für immer alles kaputt. Beim Partner zerstört man das Vertrauen, das man nur schwer und langsam wieder aufbauen kann – wenn überhaupt. “
Denn: Das komische Gefühl beim Betrogenen bleibe, wenn der Fremdgeher zum Beispiel auf Geschäftsreise fahre oder mal alleine abends mit Freunden ausgehe. Nicht selten erlebt sie auch, dass Beziehungen auch noch Jahre später an dem Vertrauensbruch scheitern. Denn der Betrogene kommt einfach nicht darüber hinweg und unterstellt dem Betrüger immer wieder Affären oder die Absicht von Affären.
Sexualtherapeut: Wer nicht beichtet und auffliegt, ruiniert alles
Von der These, dass man dem Partner einen Seitensprung nicht gestehen sollte, weil man damit nur sein schlechtes Gewissen befreit, hält der Sexualpsychologe Christoph Joseph Ahlers nichts. „Es gefährdet die Beziehung, wenn die Untreue doch auffliegt“, gibt er zu bedenken.
Entscheidet sich der Fremdgeher aber zur vollumfänglichen Beichte, so drängt sich beim Betrogenen – sobald sich das erste Gefühlschaos etwas gelegt hat – oft die Frage auf: Was hat der oder die andere, was ich nicht habe? Aus Sicht von Ahlers, der Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualmedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft ist, ist das ein Fehler. Stattdessen müsse es darum gehen auszuloten, worum es demjenigen ging, der aus der bestehenden Beziehung ausgebrochen ist.
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Aufeinander konzentrieren und keine Details erzählen
Aus Sicht von Ahlers ist es nötig, dass sich die Partner aufeinander konzentrieren. Paare sollten sich davor hüten, Details der sexuellen Erlebnisse mit der dritten Person zu erörtern. „Für die Bewältigung der Beziehungskrise sind solche Detail-Erzählungen irrelevant“, erklärt Ahlers. Stattdessen sollten die Betroffenen eine Bestandsaufnahme ihrer Beziehung machen und genau analysieren, was sie bindet und was sie trennt. (sar)