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Grippewelle hat begonnenWas Sie zur Influenza-Impfung wissen sollten

Lesezeit 6 Minuten
Eine Spritze und ein Pflaster liegen auf einem Tisch bereit.

Die Spritze gegen die Grippe wird Schwangeren, Frauen und Männer mit chronischen Erkrankungen, Menschen ab 60 Jahre und medizinischem Personal empfohlen. 

Berlin – Ich habe eine Grippe - so redet manch einer daher, der eine zwar fieberhafte, aber doch eher harmlose Erkältung hat - einen „grippalen Infekt“. Die Grippe dagegen ist eine nicht zu unterschätzende Infektionskrankheit, die vor allem für ältere oder vorerkrankte Menschen ernst verlaufen und auch tödlich enden kann. Als bestmögliche Schutzmaßnahme gilt die Grippeimpfung, die die Ständige Impfkommission (Stiko) für gefährdete Personen empfiehlt.

Stärkere Grippewelle ist möglich

Besonders in dieser Saison könnte der Piks ratsam sein, denn „mit jedem Jahr, in dem die Grippe nicht oder kaum zirkuliert, wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass es zu einer stärkeren Grippewelle kommt“, sagt Prof. Bernd Salzberger, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. In den vergangenen zwei Jahren gab es durch das konsequente Maskentragen nur wenige Fälle.

Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?

Vor allem älteren Menschen ab 60 Jahren, Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel sowie Menschen mit Grunderkrankungen empfiehlt die Stiko die Impfung. Der Grund: Für diese Personen kann eine Infektion eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung bedeuten. Für ältere Menschen ist die Schutzmaßnahme laut Deutscher Seniorenliga sinnvoll, da das Abwehrsystem mit zunehmendem Alter nicht mehr so effektiv arbeite und diese Personengruppe durch chronische Erkrankungen oft vorbelastet sei. Zu den Grundleiden, die schwerere Krankheitsverläufe begünstigen, zählen laut Robert-Koch-Institut (RKI) unter anderem chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Leber-, Nieren-, Herz-, Kreislauf- oder chronische neurologische Krankheiten sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes.

Eine Grippeschutzimpfung wird auch Menschen empfohlen, die einem erhöhten beruflichen Risiko ausgesetzt sind, etwa medizinischem Personal sowie Pflegepersonen von Risikopatienten.

Ist die Grippeimpfung auch für Kinder ratsam?

Prof. Salzberger sagt: „Säuglinge können und sollten durch die Impfung der Mutter in der Schwangerschaft geschützt sein, bei größeren Kindern sind die Krankheitsfolgen meist gering - deshalb empfiehlt die Stiko hier keine Impfung“. Der Infektiologe führt aber einen sozialen Grund an, über den sich Familien Gedanken machen können: Eine Impfung bei Kindern könne Erwachsene schützen, „zum Beispiel vorerkrankte Großeltern“.

Wann sollte ich mich impfen lassen?

Jährliche Grippewellen mit erhöhter Aktivität von Influenzaviren haben in der Vergangenheit meist nach der Jahreswende begonnen. Bis sich der Infektionsschutz nach der Impfung aufgebaut hat, dauert es zehn bis 14 Tage. Um auf Nummer sicher zu gehen, rät das RKI, sich ab Oktober, spätestens bis Mitte Dezember impfen zu lassen. Aber auch später, also zu Beginn oder im Verlauf einer Grippewelle, ist die Impfung noch sinnvoll, da nie genau vorhergesagt werden kann, wie lange eine Welle dauert. Der Impfschutz nimmt etwa drei Monate nach der Injektion langsam wieder ab.

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Infektiologe Salzberger rät zur jährlichen Impfung, da die Impfstoffe an die jeweils zirkulierenden Influenza-Stämme angepasst würden: „Die Impfstoffe bieten nur für die jeweils aktuelle Saison den bestmöglichen Schutz.“ Weil der Impfschutz nachlässt, seien viele Geimpfte nach Ablauf eines Jahres „wahrscheinlich nicht mehr ausreichend geschützt.“

Wo kann ich mich impfen lassen?

Jeder Arzt oder jede Ärztin kann eine Grippeimpfung grundsätzlich verabreichen. Erster Ansprechpartner ist in vielen Fällen der Hausarzt, aber auch in manchen Gesundheitsämtern wird gegen die Grippe geimpft.

Zusätzlich bieten vereinzelt Arbeitgeber ihren Mitarbeitern an, sich die Injektion von Betriebsärzten setzen zu lassen. Mit der Änderung des Pflegebonusgesetzes vom Sommer 2022 dürfen in der bevorstehenden Saison bundesweit erstmals auch Apotheken Grippeschutzimpfungen anbieten. Und zwar gesetzlich krankenversicherten Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben.

Welchen Schutz bringt die Grippeimpfung?

Keinen 100-prozentigen. Trotz Impfung kann man erkranken. Der saisonale Impfstoff enthält Bestandteile der Virusvarianten, die für die kommende Saison erwartet werden. Da die Weltgesundheitsorganisation WHO die Zusammensetzung für den Impfstoff jedes Jahr bereits im Frühjahr festlegt, um den Impfstoffherstellern genügend Zeit zu geben, gibt es Unsicherheiten. Denn die Viren verändern sich schnell.

Es sei möglich, „dass die in der folgenden Saison hauptsächlich auftretenden Influenzaviren nicht so gut mit den im Impfstoff enthaltenden Virusstämmen übereinstimmen“, schreibt das RKI. Bei einer sehr guten Übereinstimmung könne die Schutzwirkung bei jungen Erwachsenen bei bis zu 80 Prozent liegen.

Aufgrund ihrer reduzierten Immunantwort können ältere Menschen ihr Risiko, an einer Influenza zu erkranken, nur etwa halbieren. Aber wie bei Corona gilt: Eine Erkrankung verläuft bei geimpften Personen in der Regel milder als bei Ungeimpften. Das zeigten viele Studien, informiert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV).

Gibt es verschiedene Influenza-Impfstoffe?

Ja. Die Stiko rät Personen ab 60 Jahren zum Hochdosis-Impfstoff, der gegenüber anderen Influenza-Impfstoffen die vierfache Antigenmenge enthält. Normalerweise kommen herkömmliche Vierfach-Impfstoffe zum Einsatz, die laut RKI Schutz gegen vier verschiedene Virussubtypen bieten. Diese sogenannten quadrivalenten Influenza-Impfstoffe empfiehlt die Stiko seit Ende 2017, zuvor wurden trivalente Impfstoffe empfohlen. Bei beiden handelt es sich um Totimpfstoffe. Für Kinder ist zudem ein Lebendimpfstoff aus abgeschwächten Influenzaviren zugelassen, der als Nasenspray gegeben werden kann.

Gibt es Alternativen zur Grippeimpfung, um sich zu schützen?

Ja, was auch die zuletzt nur sehr wenigen Grippefälle im Maskenzeitalter belegen. „Eine Maske bei Infizierten verringert das Risiko einer Weitergabe, eine FFP2-Maske bei Nicht-Infizierten das einer Infektion“, sagt Bernd Salzberger. Weil keine Impfung zu 100 Prozent schützt, legt das RKI weitere Maßnahmen nahe: So sollten vor allem Risikopatienten genügend Abstand zu Personen mit Symptomen einer akuten Atemwegserkrankung halten. Großeltern etwa können den Besuch bei erkrankten Enkelkindern verschieben. Regelmäßiges gründliches Händewaschen kann das Risiko einer Atemwegsinfektion ebenfalls vermindern.

Hat die Grippeimpfung Nebenwirkungen?

„Der saisonale Influenza-Impfstoff ist in der Regel gut verträglich“, schreibt das RKI. Doch Lokalreaktionen wie leichte Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Impfstelle sind nicht ausgeschlossen. Gelegentlich treten auch typische Erkältungssymptome wie Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen auf. Meistens klingen diese Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Tagen folgenlos wieder ab, so das RKI. Bei Hochdosis-Impfstoffen seien ausgeprägtere lokale Nebenwirkungen möglich. Wird ein Lebendimpfstoff als Nasenspray verabreicht, kann die Nase vorübergehend verstopft sein oder laufen.

Ist es problematisch, sich gleichzeitig gegen Influenza und Covid-19 impfen zu lassen?

Laut Stiko-Empfehlung ist die simultane Impfung möglich. Zwischen Covid-19-Impfungen und der Verabreichung anderer Totimpfstoffe muss kein Impfabstand von 14 Tagen mehr eingehalten werden. Jedoch könnten Impfreaktionen häufiger als bei der getrennten Gabe auftreten. Die Injektion sollte jeweils an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen.

Müssen Patienten die Impfung selbst zahlen?

Die Kosten einer Grippeimpfung werden bei Personen, für die die Stiko sie empfiehlt, gemäß Schutzimpfungs-Richtlinie in voller Höhe von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) getragen. Teilweise übernehmen die Kassen die Impfkosten auch für weitere Patientengruppen oder sie steuern einen Anteil bei. Im Zweifel ruft man bei der eigenen Kasse an und fragt nach.

„Auch wenn eine medizinische Indikation seitens einer Ärztin oder eines Arztes festgestellt wird, werden die Kosten übernommen“, heißt es beim GKV-Spitzenverband. Muss man für den Piks letztlich selbst aufkommen, berechnen Arztpraxen je nach genutztem Impfstoff und Umfang der Beratung etwa 30 bis 60 Euro. (dpa)