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Studie aus JapanWarum Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz ansteckend sein können

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann sitzt auf einem Sofa und hält sich die Brust

Auch ein Herzinfarkt kann ansteckend sein – nicht auf dem klassischen Weg, aber das Risiko für Partnerin und Partner ist nach einem Vorfall ebenfalls erhöht.

Ein Herzinfarkt beim Ehemann erhöht das Demenzrisiko bei der Partnerin. Erklärungen gibt es viele, eine scheint am wahrscheinlichsten.

Die Überschrift ist ein absoluter Hingucker, auch für Ärzte: „Herzinfarkt beim Ehemann – erhöhtes Demenzrisiko bei der Partnerin“. So steht es in der Beschreibung einer japanischen Studie. Und die Zahlen sind wirklich erdrückend: Die Forscher hatten sich Daten von knapp 47.000 Versicherten angeschaut. Von Menschen, die über 65 Jahre alt und verheiratet sind. Von Menschen, die erstmals ein „kardiovaskuläres Ereignis“ erlitten hatten. Mit dieser Formulierung sind Herzinfarkt oder Schlaganfall gemeint.

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

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Fast alle Fälle waren Männer (warum auch immer). Bei einer Nachbeobachtungszeit von bis zu fünf Jahren waren schließlich 559 Frauen an Demenz erkrankt. Das Entscheidende: Dieses Risiko war bei den Frauen um ein Drittel erhöht gegenüber Frauen, deren Partner kein kardiovaskuläres Ereignis hatte.

Erhöhtes Risiko für Demenz: Viele Erklärungen sind möglich

Für den Arzt gehen alle Warnlampen an: Was genau macht das Risiko aus? Wie entsteht diese Demenz? Viele Erklärungen sind möglich: Die Ehefrauen sind plötzlich im Stress – durch die Angst um den Partner? Durch die enorme Belastung bei der Pflege des Partners? Durch die Unsicherheit mit einem möglicherweise schwerkranken Partner? Und in einigen Fällen dann auch durch die Trauer um einen verstorbenen Partner?

Alle Erklärungen sind möglich und werden durch eine andere Studie gestützt: Wenn jemand einen demenzkranken Partner oder Partnerin pflegt, dann ist das Risiko, in den nächsten Jahren selbst eine Demenz zu entwickeln, erheblich erhöht (bis um das Sechsfache, heißt es). Also tatsächlich Stress, auch bei den Angehörigen eines Infarkt- oder Schlaganfallpatienten?

Frauchen, Herrchen und Hund werden immer ähnlicher

Es gibt noch eine andere Erklärung: Wenn ein älteres Paar seit Langem zusammenlebt, dann hat sich dessen Lebensstil zumeist deutlich angenähert (es gibt auch den Witz, dass Frauchen, Herrchen und Hund im Laufe der Jahre immer ähnlicher werden). Die naheliegende Erklärung in diesem Fall wäre die, dass Paare durch einen sehr ähnlichen Lebensstil eben auch ähnliche Risikofaktoren teilen. Man isst zusammen – und teilt möglicherweise eine ungesunde Ernährung. Man bewegt sich selten und wenig, macht keinen Sport. Man geht wenig „unter Leute“, bleibt lieber zu Hause, lädt kaum Freunde ein, telefoniert wenig.

Ungesunde Ernährung und wenig Bewegung sind hochrelevante Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (und damit auch für Schlaganfälle) – und wahrscheinlich auch für eine Demenz. Wenig soziale Kontakte sind gleichzeitig ein Risiko für eine Demenzerkrankung. Und übrigens auch Schwerhörigkeit ohne Hörgerät.

Sehr wahrscheinlich ist, dass die betroffenen Partnerinnen (und jenseits dieser Studie auch Partner) einfach die Risikofaktoren für Infarkt und Demenz teilen. Das aber ist eine lebensrettende Warnung für Hausärztin oder -arzt: Wenn ein Patient einen Infarkt, einen Schlaganfall oder eine Demenz bekommt – dann kann das Risiko für den Partner deutlich erhöht sein. Das wäre der Zeitpunkt für eine gründliche Untersuchung. Und möglicherweise für eine Änderung des Lebensstils.