Stachel am KopfForscher vermuten, dass sich Schädel durch Handy-Nutzung verformt
Köln – Kurz unterwegs in die E-Mails schauen, die Chat-Nachrichten lesen, ein Video schauen oder auch Artikel lesen – immer mehr Menschen machen all das mit ihrem Smartphone. Dass der Blick dafür stets nach unten gerichtet ist und wir den Kopf nach vorne beugen, hat Auswirkung auf die Nackenmuskulatur.
Wissenschaftler der „School of Health and Sport Sciences“ an der Universität der Sunshine Coast in Australien haben herausgefunden, dass sich bei manchen jungen Erwachsenen am unteren Schädel zum Nacken hin eine Art Stachel bildet. Schuld daran könnte sein, wie wir Smartphones und Tablets nutzen.
Hinterhaupt - Protuberanz tritt bei Männern häufiger auf
Der Stachel am unteren Ende des Schädels wird als Hinterhauptbein-Protuberanz bezeichnet. In der Studie haben die Gesundheitswissenschaftler David Shahar und Mark G.L. Sayers die Röntgenbilder von 1.200 Personen untersucht.
Besonders häufig tritt die Verformung in der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen auf. In der Untersuchung fanden die Wissenschaftler heraus, dass auch das Geschlecht eine Rolle spielt. Männer leiden mit einer fast 6-fach höheren Wahrscheinlichkeit an einer Hinterhauptbein-Protuberanz als Frauen.
Mehr Knochenschichten nötig, um das höhere Gewicht zu tragen
Der Studienautor David Shahar denkt, dass sich diese Stachel durch die Handynutzung bilden, dies schildert er im Juni gegenüber der BBC. Wird der Kopf gesenkt, um Texte auf dem Smartphone zu lesen, wird Druck an der Stelle ausgeübt, wo Nackenmuskulatur und Schädel aufeinander treffen.
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Dies führe dazu, dass sich zusätzliche Knochenschichten bilden, um das zusätzliche Gewicht tragen zu können. Die Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler bereits im Februar 2018 bei „Scientific Reports“. Der Stachel am Hinterkopf ist in der Studie auf Röntgenbildern zu sehen.
Halswirbelsäule wird durch den Blick auf das Handy stark belastet
Wie viel Gewicht die Nackenmuskulatur zusätzlich tragen muss, wenn man auf den Smartphonebildschirm schaut, hat der Mediziner Kennneth Hansray bereits 2014 berechnet. Wer den Kopf gerade hält, belastet die Halswirbelsäule mit vier bis sechs Kilogramm – so viel wiegt der Kopf. Beim Blick auf das Smartphone senken die meisten Menschen ihren Kopf um 45 Grad, die Belastung steigt auf 20 Kilogramm.
Die Schmerzen, die entstehen, wenn Menschen viele Stunden täglich auf das Handydisplay starren, nennen Mediziner „text neck“ (zu Deutsch: Handynacken). Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) berichtet, dass ein solcher Handynacken erst durch stundenlange, tägliche Handynutzung auftrete. Wer eine untrainierte Muskulatur habe, sei anfälliger für Schmerzen.
Tipps gegen Nackenschmerzen
Die DGOU gibt Tipps, wie man es vermeiden kann seine Halswirbelsäule zu überlasten: Handynutzer sollten das Smartphone besser auf Augenhöhe halten und es ist besser, nur den Blick zu senken, statt Kopf und Nacken.
Auch sollten am Schreibtisch oder vor dem Smartphone regelmäßige Pausen eingelegt werden und Lockerungsübungen gemacht werden. Zum Beispiel den Kopf von rechts nach links bewegen und das Ohr zur jeweiligen Schulter senken, bis ein Zug in der Halswirbelsäule spürbar wird. Wichtig sei auch, mindestens ein- bis zweimal in der Woche Sport zu treiben, um die Muskulatur zu stärken. Die Experten empfehlen besonders Schwimmen, Pilates, Walking oder Yoga.