Die Dosierung von Ibuprofen und anderen rezeptfreien Schmerzmitteln übersteigt nicht selten das empfohlene Maß. Das kann gefährlich werden.
So werden Schmerzmittel richtig dosiertWarum Ibuprofen, Aspirin und Co. nicht harmlos sind
Eines der klassischen medizinischen Missverständnisse ist, dass Medikamente, die man rezeptfrei in der Apotheke kaufen kann, ungefährliche Medikamente seien. Sie sind es in vielen Fällen nicht. Das gilt auch für „Kassenschlager“ wie Ibuprofen. Es gehört zur Gruppe der sogenannten Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs). Das sind Medikamente, die Entzündungen lindern oder verhindern, Schmerzen verringern und Fieber senken. Dazu gehören neben Ibuprofen auch Medikamente wie Aspirin (oder ASS) oder Naproxen. Medikamente, die oft über lange Zeit eingenommen werden. Deren Dosierung nicht selten das empfohlene Maß weit übersteigt. Und die meist eingenommen werden, ohne dass der Hausarzt davon weiß.
Keine gute Idee, denn NSAIDs haben Nebenwirkungen! Nicht oder kaum bei seltener Einnahme und geringer Dosierung. Häufig aber, wenn sie regelmäßig „eingeworfen“ werden. Und vor allem auch dann, wenn sie mit anderen Präparaten aus der Gruppe der NSAIDs kombiniert werden. Dann können diese Tabletten etwa die Schutzfunktion des Darmes schwächen.
Falsch dosiert schaden Schmerzmittel dem Darm
Der Darm baut normalerweise eine stabile Barriere auf: zwischen seinem Innern mitsamt dem Nahrungsbrei, aber auch zahllosen Bakterien und möglicherweise auch Giften – und dem Innern des menschlichen Körpers, der Bauchhöhle, den Blutgefäßen, den Organen, der Leber. Es kann zu Entzündungen im Dünndarm und dann in einigen Organen kommen. NSAIDs wie Ibuprofen können Magengeschwüre auslösen (auch wenn sie nicht auf nüchternen Magen eingenommen werden). Und diese können schließlich auch zu Blutungen führen. In seltenen Fällen. Aber die Fälle sind häufig genug, um vorsichtiger zu sein.
Das alles bedeutet nicht, dass diese Medikamentengruppe lebensgefährlich wäre. Sie ist, maßvoll eingesetzt, ein wirksames Mittel gegen Schmerzen, auch etwa bei Migräne. Aber zahlreiche Studien zeigen, dass sie sehr häufig überdosiert werden. Dass mehr als jeder dritte Ibuprofen-Nutzer zusätzlich andere NSAIDs einnimmt (in den USA) – und sich das gar nicht klarmacht. Dass das Problem der Kombination unbekannt ist.
Nicht zu lange warten und nach Alternativen schauen
Das Entscheidende ist, sich der Risiken bewusst zu sein. Zwei Wege gibt es aus dem Dilemma. Erstens sind diese Mittel deutlich wirksamer, wenn sie möglichst früh eingenommen werden – nicht erst, wenn die Schmerzen unerträglich geworden sind, sondern wenn sie beginnen. Das ist etwa bei Migräneattacken der Fall: Wenn das Medikament zu spät eingenommen wird, hat es keine Chance mehr, zu wirken. Möglichst lang zu warten ist nicht mutig, sondern dumm.
Gerade bei Migräne ist den Betroffenen der Verlauf sehr gut bekannt (und oft kündigt eine Aura die Attacke vorher an). Rechtzeitig eingenommen reicht dann meist auch eine geringere Dosis, um eine ausreichende schmerzlindernde Wirkung zu erzielen. Zweitens gibt es medikamentöse Alternativen. Fragen Sie Ärztin oder Arzt – oder Ihren Apotheker.