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Ibuprofen, ParacetamolDas sind die Risiken von Schmerzmitteln

Lesezeit 3 Minuten

Umstrittenes Schmerzmittel: Die Einnahme von Paracetamol ist diversen Studien zufolge gerade während der Schwangerschaft nicht unbedenklich.

Was können wir noch schlucken, wenn die Schmerzen unerträglich sind? Paracetamol galt lange Zeit als unbedenklicher Kandidat. Schließlich wird das Schmerzmittel sogar Schwangeren verordnet und Kleinkindern als Zäpfchen verabreicht. Doch das Medikament ist inzwischen sehr umstritten. Professor Kay Brune von der Universität Erlangen-Nürnberg warnt nun auf Grundlage einer breit angelegten Untersuchung erneut vehement vor Paracetamol und fordert sogar, es nur noch auf Rezept auszugeben.

Vorsicht vor Paracetamol in der Schwangerschaft

Der Pharmakologe hat gemeinsam mit Forschern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf für seine Analyse diverse Studien zum Thema ausgewertet - die Ergebnisse sind in einem Artikel im Fachmagazin Journal of Pain erschienen (online noch nicht abrufbar, aber in einem Spiegel-Online-Artikel vermeldet). Dabei gehen die Wissenschaftler der Frage nach, welche Auswirkungen das Medikament in der empfohlenen Menge von höchstens vier Gramm am Tag hat.

Mehr Kinder mit ADHS durch Paracetamol

So fordert eine dänische Studie dieses Jahres das Image von Paracetamol als adäquatem Schmerzmittel in der Schwangerschaft heraus. Frauen, die während der Schwangerschaft regelmäßig Paracetamol einnahmen, bekamen häufiger Kinder, die an einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung oder am Hyperaktivitätssyndrom (ADS oder ADHS) litten. Etwa die Hälfte der rund 64.000 Mütter erklärte, während der Schwangerschaft Paracetamol konsumiert zu haben. Ihr Nachwuchs hatte ein etwa 37 Prozent höheres Risiko, an ADS oder ADHS zu erkranken, als Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft ohne das Schmerzmittel ausgekommen waren.

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Besser Ibuprofen während der Schwangerschaft

Auch eine norwegische Untersuchung mit rund 48.600 Kindern untermauert den Zusammenhang: Demnach machten die Forscher bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen hatten, nicht nur eine Hyperaktivitäts-Störung, sondern auch ein beeinträchtigtes Kommunikationsverhalten und eine schlechtere Motorik aus. Die Einnahme des Schmerzmittels Ibuprofen während der Schwangerschaft habe dagegen keine Auswirkungen auf die Kinder gehabt, so die Forscher.

Der Schmerztherapeut Professor Hartmut Göbel pflichtet Brune bei: Es werde suggeriert, dass es sich bei Paracetamol für Schwangere um die sicherste Medikation gegen Schmerzen handele. „Der Wirkstoff kann jedoch die Placenta passieren und das ungeborene Leben direkt in seiner Entwicklung beeinflussen“, so der Wissenschaftler vom Schmerzklinikum Kiel. Der Nutzen von Paracetamol, gerade bei Kopf- und Gliederschmerzen, sei ohnehin gering, schreibt er weiter auf der Internetseite des Klinikums. Bei schweren Schmerzen sei es gar nicht wirksam. Er empfiehlt während der Schwangerschaft - außer im letzten Drittel - ebenfalls Ibuprofen.

Paracetamol begünstigt Asthma und Hodenhochstand bei Neugeborenen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnt seit Februar dieses Jahres vor durch Paracetamol ausgelösten Hautreaktionen. Wissenschaftler Brune hatte schon 2010 in einem Artikel in der Ärztezeitung Alarm geschlagen: „Paracetamol sollte nicht mehr rezeptfrei käuflich sein - auch deshalb, weil dadurch der Glaube, es handele sich um ein harmloses, verträgliches und ungefährliches Schmerzmittel, perpetuiert wird.“ In dem Artikel wies Brune bereits darauf hin, dass das Schmerzmittel womöglich Hodenhochstand bei Neugeborenen fördern könne. Auch das Auftreten von Asthma bei Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft Paracetamol konsumiert hätten, sei „deutlich erhöht“. Zudem könne das Medikament Herzinfarkte begünstigen. Brunes Fazit: „Paracetamol ist obsolet.“ (rer)