Vitamine per Infusion, nebenbei beim Shopping? Bei solchen Angeboten sollte man mehr als vorsichtig sein, findet Dr. Magnus Heier.
Heilung versprechen, die es nicht gibtWarum Sie bei Infusionen „to go“ vorsichtig sein sollten
Ein Ladenlokal in einem großen Einkaufszentrum: Statt Schuhen oder Lebensmitteln gibt es hier Schönheit und Gesundheit. „Alle Behandlungen werden von Ärzten durchgeführt“, versichert ein Schild. Und: „Alle Behandlungen ohne Termin“ ein zweites. 30 Prozent auf alles, „nur heute“, verspricht ein drittes. Ein Blick auf die Preisliste am Eingang wird konkreter: Hier werden Therapien für die Schönheit angeboten. Von Botox über Hyaluron bis zu Lipfillern. Aber auch Infusionen. Das alles „to go“, als Teil des normalen Shoppings, im Vorübergehen. Aber wenn das alles von Ärzten gemacht wird, sollte man dem Angebot vertrauen können. Oder nicht?
Über Botoxbehandlungen, über aufgespritzte Lippen oder das Unterspritzen von Falten mit Hyaluron kann man sich streiten. Aber intravenöse Infusionen, nicht als Behandlung einer Krankheit, sondern als Livestyle-Therapie – das scheint mir sehr zweifelhaft (und zahlreichen ärztlichen Kollegen ebenfalls). Eine Vitamin-C-Infusion etwa bei Menschen ohne Vitaminmangel? Lieber nicht. Eine Infusion als Immun-Booster scheint ein zweifelhaftes Versprechen. Eine gegen das Altern sowieso. Solche und ähnliche Angebote verbreiten sich über Deutschland – in spezialisierten „Shops“ oder als finanziell attraktiver Anhang in Arztpraxen.
Heilung, die teuer ist – und die es nicht gibt
Teure Schönheits- oder Fitnessversprechen mit dünner wissenschaftlicher Grundlage sind ärgerlich. Aber es gibt noch Schlimmeres. Ärzte, die Heilung versprechen, die es nicht gibt – und diese teuer bezahlen lassen. Etwa der Arzt, der eine hochwirksame Therapie gegen eine fortgeschrittene Alzheimerkrankheit teuer verkauft. Oder der Orthopäde, der Kochsalzlösung in Nervenknotenpunkte spritzt. Gegen Schmerzen. Und gegen sehr viel Geld. Oder der Akupunkteur, der Parkinson mit Nadeln kuriert – und die Medikamente der Patientin absetzt. Die Arztkollegen ärgern sich schwarz – aber es passiert nichts.
Solche schwarzen Schafe in weißen Kitteln sind eine Minderheit in der Ärzteschaft. Die anderen, die meisten, handeln verantwortungsvoll. Halten sich an wissenschaftliche Leitlinien, an Behandlungsempfehlungen, die von spezialisierten Fachärzten erarbeitet werden. Die meisten praktizieren eine Medizin, die sich immer wieder hinterfragt, die den Patienten nützt, nicht schadet und nicht ausbeutet.
Bestenfalls nutzlos, oft gefährlich, fast immer sehr teuer
Aber es gibt eben auch die anderen, die schwarzen Schafe, die ihren Patienten Heilung versprechen, wo es keine Heilung gibt. Die Linderung verheißen, die sie nicht bieten können. Die das Ansehen des „weißen Kittels“ missbrauchen, um Methoden zu verkaufen, die bestenfalls nutzlos, oft gefährlich und fast immer sehr teuer sind. Sie verkaufen diese Versprechen an Patienten, die durch Krankheit, Schmerz oder Angst verzweifelt und hilflos sind.
Seien Sie kritisch, wenn Ihnen ein Behandlungsvorschlag merkwürdig vorkommt. Wenn er teuer ist und die Kasse nicht zahlt. Fragen Sie andere Ärzte. Nicht jede Behandlung ist richtig, nur weil ein Arzt sie empfiehlt!