Tipps gegen den GestankWoher Käsefüße ihren Namen und ihren Geruch haben

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Eine Person sitzt auf dem Sofa und zieht sich eine Socke an

Je länger Füße in Socken und Schuhen stecken, desto eher nehmen sie den berühmten käsigen Geruch an.

Nicht selten riechen Füße mal nach Käse. Unser Kolumnist Magnus Heier erklärt, warum das so ist und was man dagegen tun kann.

Zugegeben: Es war etwas bösartig. Bei einem Vortrag über die Sinne des Menschen (im Kölner Studio Dumont) ließ ich eine Geruchsprobe herumgehen. In einem Glas, in ein Taschentuch eingewickelt, nicht sichtbar. Das Gemeine war, ich hatte vorher – scheinbar zufällig – ein Bild von einem Schweißabdruck eines Fußes auf Holz gezeigt. Und in der Geruchsprobe war ein Stück überreifer Harzer Käse. Ein widerlicher Geruch – oder ein wunderbar würziger.

Die Zuschauer entschieden sich mehrheitlich für „widerlich“, manipuliert durch das Fußschweißbild. Und ließen sich nur schwer davon überzeugen, keine alte Socke, sondern einen sehr guten Käse gerochen zu haben. Die Bewertung von Gerüchen ist offenbar rein subjektiv – ein erlernter Ekel.

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

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Das Erstaunliche: Die beiden Gerüche – Käsefüße und Käse – sind auch für Fachleute kaum zu unterscheiden. Es heißt eben nicht zufällig „Käsefuß“. Dass es vor allem die Füße sind, die riechen (und nicht irgendein anderer Teil des Körpers), hängt damit zusammen, dass wir an Handinnenflächen und Fußsohlen vielfach mehr Schweißdrüsen haben als anderswo: bis zu 600 pro Quadratzentimeter. Deren leichter Feuchtigkeitsfilm erhöht die Haftung.

Aber während der Schweiß der Hände verdunsten kann, bleibt die Feuchtigkeit der Füße durch Schuhe und Socken erhalten. Vor allem verhornte Teile der Fußsohle können dauerhaft durchfeuchten. Und das schafft einen traumhaften Lebensraum für einige Bakterienarten. Die sind für die Gesundheit unproblematisch, sie schützen die Haut sogar. Aber die Bakterien zersetzen Schweiß und Hautschuppen und kreieren den typischen Schweißfußgeruch –  etwa den nach Buttersäure. Der Fußschweiß selbst riecht dagegen überhaupt nicht.

Grundsätzlich geht es darum, dass die Füße trocken werden und nicht dauerhaft feucht sind.
Dr. Magnus Heier

Was kann man tun? Normalerweise reicht es aus, die Füße einfach regelmäßig zu lüften: raus aus Schuhen und Socken. Die Strümpfe zu wechseln. Häufiger auch mal in Wohnung oder Garten barfuß laufen. Grundsätzlich geht es darum, dass die Füße trocken werden und nicht dauerhaft feucht sind. Dazu sollte man Schuhe und Socken tragen, die Feuchtigkeit und damit auch Schweiß aufnehmen können und atmungsaktiv sind. Das sind vor allem Schuhe und Strümpfe mit wenig oder keinen Kunstfasern.

Das reicht jedoch nicht immer aus: Es gibt Menschen mit übermäßiger Schweißproduktion. Mehr als 50 mg pro Fuß und Minute, heißt es. Denen können Haus- oder Hautarzt helfen. Denn eine übermäßige Schweißbildung kann die Ärztin, der Arzt etwa mit Fußbädern bekämpfen. Oder auch mit einer Strombehandlung. Letztlich lässt sich die Schweißproduktion auch lokal mit Botox-Injektionen reduzieren.

Dass Menschen den Geruch von „Käsefüßen“ und von bestimmten Käsesorten nicht unterscheiden können, ist übrigens kein Zufall. Die beteiligten Bakterien sind teilweise dieselben und deren streng riechende Stoffwechselprodukte teils auch. Und nicht nur Menschen fallen darauf herein – auch Insekten lassen sich täuschen: Moskitofallen mit Käse sollen die Blutsauger sehr effektiv anlocken!

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