Flesh TunnelsLassen sich ausgeleierte Ohrläppchen flicken?
Die einen finden sie unfassbar hässlich, anderen können sie gar nicht groß und auffällig genug sein. Die Rede ist von Flesh Tunnels. Der markante Ohrschmuck besteht aus Edelstahl, Titan oder Horn und erfreut sich seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit. Doch was tut man, wenn man sich irgendwann an den riesigen Löchern satt gesehen hat? Vor allem Jugendliche, die eine Ausbildung beginnen möchten, stehen oft vor einem Problem.
Eingriff dauert 30 Minuten
Die Tunnels müssen raus. Aber ist das überhaupt ohne Weiteres möglich? Wachsen die Ohrläppchen mit der Zeit wieder zusammen oder kann man sie vielleicht sogar zunähen?
Die Ohr-Tunnel werden durch langsames Aufdehnen des Ohrläppchens mit verschiedenen Dehnstäben erreicht. Wenn die Flesh Tunnel einmal eine Dehnung von mehr als 1,5 Zentimetern Durchmesser erreicht haben, kann sich das Ohrläppchen nicht mehr selbst wieder auf seine ursprüngliche Größe zusammen ziehen.
In diesem Fall ist professionelle Hilfe gefragt. Die Plastische Chirurgin Dr. Simone Hellmann hat regelmäßig Patienten in ihrer Kölner Praxis, die sich von den übergroßen Ohrlöchern trennen möchten. „Bis jetzt habe ich noch kein Ohrläppchen gesehen, das sich nicht rekonstruieren lässt“, so die Medizinerin.
Bei der rekonstruierenden Operation wird der gedehnte Teil des Ohrläppchens zum Teil entfernt und zum Teil zur Neugestaltung verwendet. Am Ende hat das Ohrläppchen seine ursprüngliche Form wieder.
Etwa 50 dieser Eingriffe führt die Medizinerin im Jahr durch. Hellmann: „Meist sind es sehr junge Patienten, die zu mir kommen, weil sie eine Banklehre oder eine ähnliche Ausbildung beginnen möchten, bei der die Tunnel einfach nicht angebracht wären.“
Was den Patienten klar sein muss: Der chirurgische Eingriff hat seinen Preis: 1300 Euro kostet die Rekonstruktion des Ohrläppchens.
Ärztin warnt vor Eingriff im Piercing-Studio
Einige Interessenten würden wegen des Preises zurückschrecken, so Hellmann. „Ich kann nur davor warnen, sich das Ohrläppchen außerhalb eines sterilen OP-Saales einfach irgendwie zusammennähen zu lassen. Im schlimmsten Fall sterben Teile des Ohrläppchens ab oder das Ergebnis sieht unnatürlich aus. Außerdem könnte eine Infektion in diesem Bereich weitreichende Konsequenzen haben.“
14 Tage Pflasterverband
Entscheidet sich der Patient für die Operation, muss er nach dem halbstündigen Eingriff etwa 14 Tage lang einen unauffälligen Pflasterverband tragen. Etwa zwei Monate nach dem Eingriff könne sogar wieder ein normales Ohrloch gestochen werden. Hellmann: „Allerdings nicht im rekonstruierten Teil des Ohrläppchens.“