Seit dem 7. Dezember könne Patienten bei leichten Erkrankungen wieder telefonisch krankgeschrieben werden – in gewissen Grenzen.
Entlastung für PatientenKölner Hausarzt erklärt die telefonische Krankschreibung
Der Ablauf war jahrelang gleich: Eine Erkältung, nichts Wildes, aber auch nichts, mit dem man zur Arbeit gehen kann. Also ab zum Arzt, ins Wartezimmer setzen und sich vom Arzt das bescheinigen lassen, was eigentlich ohnehin allen klar ist: eine leichte Erkältung, Bettruhe, ein paar Tage nicht zur Arbeit. Das müsste doch auch einfacher gehen.
In der Corona-Pandemie war die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung per Video und Telefonat eingeführt worden. Die Telefonregelung war ausgelaufen, nun gilt sie wieder. Und zwar dauerhaft. Der Kölner Hausarzt Tim Knoop hat das sofort umgesetzt, in seiner Praxis in Köln-Nippes wurden schon gleich in den ersten Tagen der neuen Regelung einige Menschen per Telefonat krankgeschrieben. Knoop erklärt, wie das funktioniert. Und welche Vorteile seine Praxis sowie Patientinnen und Patienten davon haben.
Ab wann gilt die telefonische Krankschreibung wieder?
Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken (G-BA) hat in seiner Sitzung am 7. Dezember 2023 die Wiedereinführung der telefonischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) beschlossen. In Kraft getreten ist das sofort: Versicherte mit leichten Erkrankungen können für maximal fünf Kalendertage auch durch ein Telefonat krankgeschrieben werden, wie der Ausschuss mitteilte. Formelle Voraussetzung: Eine Videosprechstunde ist nicht möglich.
Kann die telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verlängert werden?
Ja. Allerdings ist dafür dann der Gang in die Praxis notwendig. Eine telefonische Krankschreibung kann nicht erneut am Telefon verlängert werden. Was aber möglich ist: Wurde die erste Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei einem Besuch in der Praxis ausgestellt, kann diese dann im Bedarf per Telefon verlängert werden.
Können Erkrankte einfach bei jedem Arzt anrufen?
Nein. „Die Patientin oder der Patient muss in der jeweiligen Arztpraxis bereits bekannt sein“, schreibt der Bundesausschuss. Bedeutet: Mindestens einmal müssen Erkrankte dort gewesen sein. Die eigene Hausärztin oder der eigene Hausarzt sind also die richtige Wahl in der Anrufliste.
Für welche Fälle eignet sich die telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung?
Es gehe vor allem um das Gefühl, das die Patientinnen und Patienten bei ihrer Krankheit haben, sagt der Kölner Hausarzt Tim Knoop. „Manche Patienten sind sich im Grunde schon sicher, dass sie einfach nur ein bisschen Zeit benötigen und der Körper das von allein schafft. Die sind natürlich prädestiniert für die telefonische AU.“ Gerade jetzt, zur Zeit der Infekte, sei es häufig der Fall, dass Erkrankte neben etwas Ruhe vor allem eine Krankmeldung bräuchten.
Bei schwereren Erkrankungen ist natürlich der Gang in die Praxis unausweichlich. „Aber wenn man schwer krank ist, hat man wahrscheinlich auch das Bedürfnis, nicht einfach nur am Telefon zurückgerufen zu werden“, sagt Tim Knoop.
Wie läuft die telefonische Krankschreibung ab?
Schon beim ersten Anruf in der Praxis können die Mitarbeitenden gut einschätzen, ob den Erkrankten ein Telefonat mit dem Arzt genügt oder sie doch lieber in die Praxis kommen sollten. Ist ein Telefonat ausreichend, kommen die Patientinnen und Patienten in der Praxis von Tim Knoop auf eine Liste. „Die Patientinnen und Patienten bekommen von unseren Angestellten eine ungefähre Uhrzeit genannt und werden dann von einer Ärztin oder einem Arzt zurückgerufen“, erklärt der Hausarzt.
Was fragen die Ärztinnen und Ärzte am Telefon?
„Gefragt wird vor allem nach den Symptomen. Und, wie das Krankheitsgefühl ist“, erklärt Tim Knoop. Also quasi dieselben Fragen, die Erkrankte auch aus der Praxis kennen, wenn sie dort mit einer Erkältung erscheinen. Bei leichten Atemwegserkrankungen reichen Ärztinnen und Ärzten diese Informationen in der Regel aus, um eine Diagnose und damit einhergehend eine Krankschreibung zu erstellen.
Was bedeutet die telefonische Krankschreibung für die Arztpraxen?
„Wir können unseren Tagesablauf so besser planen“, sagt Tim Knoop. Die Situationen, in denen „ein Schwung Menschen in die Praxis kommt, die alle möglichst schnell behandelt werden wollen und müssen“, werden durch die Möglichkeit des Telefonats weniger. Die telefonische AU sei neben der Videosprechstunde ein weiteres Werkzeug, das dabei helfe, „dass wir nicht alle Patienten immer in die Praxis bitten müssen.“ Die Videosprechstunde habe dabei schon viel geholfen, „da fühlen sich aber auch nicht alle immer so sicher mit. Und manchmal geht es natürlich auch schneller und einfacher mit einem Telefonat.“
Tim Knoop erzählt, wie das konkret im Arbeitsalltag aussieht: „In unserer Praxis haben wir zum Beispiel aktuell eine Kollegin, die sich den ganzen Tag um solche Telefonate und Videosprechstunden kümmert. So kann man sich das Ganze natürlich besser einteilen.“ Die Arbeitsersparnis für die Praxis sei allerdings überschaubar.
Und welche Vorteile hat die Telefon-AU aus Patientensicht?
„Für die Patienten hat es den großen Vorteil, dass sie sich nicht hier ins Wartezimmer setzen müssen, andere Leute oder womöglich noch sich selbst mit einem anderen Erreger anstecken“, so Tim Knoop. Statt in der Arztpraxis zwischen anderen Erkrankten zu warten, bis Arzt oder Ärztin Zeit haben, kann man dies bei der telefonischen Krankschreibung zuhause im Bett tun. Für den Heilungsverlauf sicher die bessere Variante.