LangzeitschädenSo gefährlich ist Doping im Freizeitsport

Auch Freizeitsportler greifen für einen schnellen Muskelaufbau zu Dopingmitteln.
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Rekordzeiten wie die der Wunderschwimmerin Ye Shiwen bei Olympia entfachen neue Doping-Diskussionen. Kommen solche Leistungen ohne Doping zustande oder lassen sich die Manipulationen trotz häufiger Kontrollen nicht nachweisen? Im Freizeitsport wird im Vergleich dazu oft unbehelligt gedopt, viele sind sich der Folgen nicht bewusst.
Die Diskussionen in Internetforen sind zum Teil recht eindeutig. „Habe mir in den vergangenen zwei Wochen zwei Mal ECA-Stack mit 25 mg 'Ephe' (Ephedrin), 150 mg Coffein, 200 mg Aspirin reingezogen“, berichtet ein Muskelmann. Ausdauer, Stimmung wären danach gut, die Leistung wunderbar gewesen, doch: „Ich merke einen drastisch erhöhten Herzschlag. Zu was für Krankheiten kann sich das auswachsen?“ Das sei „ganz normal bei Ephedrin“, antwortet ein anderer Forumsteilnehmer „das ist eben kein Spielzeug“.
Sportarten wie Bodybuilding und Radsport
Gesundheitliche Risiken halten besessene Hobbyathleten kaum davon ab, Mittel zu spritzen und zu schlucken. Besonders häufig geschieht das in kraft- und ausdauerlastigen Sportarten wie Bodybuilding und Radsport. Auch die Nicht-Profis haben das Ziel, ihre Leistung zu steigern und schnell, mit wenig Training Muskeln aufzubauen. Kurz: zu dopen.
„Etwa jeder fünfte Breitensportler ist gedopt“, schätzt der Sportmediziner Wilfried Kindermann. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung benutzen sogar fünf Prozent der Jugendlichen regelmäßig Anabolika (Muskelaufbaumittel), darunter weit mehr Jungen als Mädchen. Die Folgen indes können verheerend sein: Schwere Schädigungen der inneren Organe, Gelenkerkrankungen, Impotenz. Nicht selten geht der Weg zum Doping über harmlos erscheinende Nahrungsergänzungsmittel. „Manche dieser Mittel“, sagt der Kölner Biochemiker und Dopingforscher Prof. Mario Thevis, „sind bereits mit Dopingsubstanzen kontaminiert.“
Folgeschäden tauchen erst nach Jahren auf
Doch was passiert eigentlich beim Doping im Körper? „Beim Muskelaufbauprozess zum Beispiel, einer Protein-Biosynthese, gelangt das Hormon in Form des anabolen Steroids in die Muskelzellen. Die Zellen vergrößern und vermehren sich dadurch schneller“, erklärt Thevis. Werde die Medikamentenzufuhr gestoppt, baue sich der Muskel wieder ab. Die Muskeln bilden sich also auf Pump, gewissermaßen. Die Scheinästhetik kann natürlich ihren Preis haben, wenn auch nicht sofort. Deswegen ignorieren Neulinge trotz Warnungen der Mediziner die Gefahren oft.
„Das Hinterhältige am Anabolikamissbrauch“, sagt Prof. Thevis, „ist der schnelle Erfolg. Man fühlt sich gleich stärker, ist motivierter. Die irreversiblen Folgeschäden aber tauchen erst nach Jahren auf.“ Ein weiterer Irrglaube sei, dass die Substanzen das Training ersetzen: „Ohne entsprechende Trainingsunterstützung nützt Doping gar nichts.“
Dass Interessenten vor allem über das Internet an Ampullen, Spritzen, Kapseln und Tabletten gelangen, lässt sich nur schwer verhindern. In der Regel ist das außerdem legal: Der Besitz geringer Mengen und die Einnahme von Dopingmitteln sind in Deutschland nicht strafbar.