AboAbonnieren

Wenn alle Regeln fallenWie kann ich mich und andere weiter vor Corona schützen?

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Wie verhält man sich verantwortlich, wenn die Maskenpflicht entfällt?

Köln – Anfang April könnte Schluss sein mit vielen Regeln wie zum Beispiel der Maskenpflicht in Innenräumen. Die einen freut das, bei anderen ruft das Vorhaben eher fragende Blicke und Stirnrunzeln hervor. Was tun, wenn einem das alles zu schnell geht? Wie geht gutes verantwortliches Handeln in der Pandemie?

Zunächst muss man das Vorgehen richtig einordnen: Nur weil beispielsweise die Pflicht des Maskentragens wegfällt, ist es natürlich nicht verboten. Und auch Veranstaltende oder Geschäfte können weiterhin ihr Hausrecht durchsetzen und Schutzmaßnahmen anordnen, die nicht vom Gesetzgeber vorgeschrieben sind. Die Verantwortung zum Infektionsschutz wird von Bund und Ländern größtenteils in die Hände der Bevölkerung gelegt. Einige Maßnahmen, die dann nicht mehr verpflichtend sind, sind aber durchaus weiterhin sinnvoll.

Ein ganz großes Thema: die Maske. Ja, ohne sie atmet es sich leichter. Und ja, sie zieht und drückt hinter den Ohren. Für Menschen mit Brille manchmal noch das kleinste Problem. Und trotzdem verhindert sie effektiv Infektionen, weil durch sie deutlich weniger Viruspartikel durch die Luft schwirren. Das haben mehrere Studien mittlerweile erwiesen, so unter anderem die eines internationalen Teams um Forschende des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz.

FFP2-Masken schützen besser als OP-Masken

Entscheidend ist aber auch, welche Maske getragen wird. Das haben Forschende des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen herausgefunden. Die Studie, die im Dezember 2021 im Fachmagazin „PNAS“ erschienen ist, zeigt, welche Wirkung verschiedene Masken auf ausgeatmete Partikel und damit die Wahrscheinlichkeit einer Infektion haben. Tragen zwei Personen während einer 20-minütigen Interaktion jeweils eine gut sitzende OP-Maske, liegt das Infektionsrisiko schon nur noch bei 10,4 Prozent. Tragen beide eine gut sitzende FFP2-Maske, sinkt das Risiko sogar in den Promillebereich, liegt bei 0,14 Prozent. Dass die Maske gut anliegt und mit dem Metallbügel gut an das Gesicht angepasst wird, ist dabei auch entscheidend. Sitzt die FFP2-Maske nämlich bei beiden nicht richtig, beträgt das Infektionsrisiko 4,2 Prozent.

Verschiedene Risikofaktoren beachten

Die Untersuchung zeigt: Jede und jeder kann mit dem richtigen Tragen von Masken Infektionen verhindern – unabhängig davon, ob das Maskentragen verpflichtend ist. Je mehr Masken getragen werden, desto weniger Viren in der Luft. Ob das angemessen ist, muss ab dem Wegfall der Maskenpflicht in verschiedenen Situationen dann jede und jeder selbst entscheiden. In geschlossenen Räumen ist das Maskentragen eher sinnvoll, hier hat das Coronavirus leichteres Spiel als an der frischen Luft. Weil die Viren sich nicht so einfach verflüchtigen.

Ein Beispiel dafür ist der Supermarkt. Gerade zu Stoßzeiten können sich dort die ausgeatmeten Viren sammeln und in ungeschützten Atemwegen einnisten. Im Freien kann eine Maske sinnvoll sein, wenn sich viele Menschen auf einmal ansammeln. So empfiehlt es die Landesregierung Nordrhein-Westfalens. Und Abstände, auch wenn sie nicht mehr vorgeschrieben, können hier ebenfalls nach wie vor helfen.

Mehr als die Hälfte will weiter Maske tragen

Mehr als jeder zweite Bürger in Deutschland will auch nach einem Auslaufen der Maskenpflicht weiter Maske tragen. Das hat Mitte Februar eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für die „Bild am Sonntag“ ergeben.

Dabei gaben 52 Prozent der Befragten an, auch ohne Pflicht an der Maske festzuhalten – davon 79 Prozent im öffentlichen Nahverkehr, 76 Prozent im Einzelhandel, 66 Prozent im Fernverkehr, 51 Prozent bei körpernahen Dienstleistungen, 39 Prozent in Kultureinrichtungen, 23 Prozent in der Gastronomie und 22 Prozent bei der Arbeit. 41 Prozent der Befragten wollen hingegen auf die Maske verzichten, sobald die Pflicht im Zuge der Lockerung von Corona-Maßnahmen aufgehoben wird. (dpa)

Nicht nur Selbstschutz, auch Rücksicht

Am Ende geht es aber nicht nur darum, sich selbst zu schützen. Sondern auch um Rücksicht auf andere Menschen, um Solidarität. Trotz Impfung, trotz besser werdender Behandlungsmöglichkeiten bleibt ein Risiko für schwere Krankheitsverläufe oder sich in die Länge ziehende Spätfolgen. Vielleicht ist das bei einem selbst verschwindend gering, nicht aber bei vulnerablen Gruppen. Diese Menschen wird es wahrscheinlich größtenteils freuen, wenn sie beim Einkaufen im Supermarkt auch im April noch viele Menschen mit Masken sehen.

Eigenverantwortung und Rücksicht, auch im Familien- und Freundeskreis, werden gefordert sein. Hier ist offene Kommunikation wichtig. Wie das funktionieren kann, wissen viele sicher noch vom Weihnachtsfest. Und auch an Ostern lohnt sich die ein oder andere Vorsichtsmaßnahme noch. Gerade dann, wenn es zu den durch Corona etwas mehr gefährdeten Großeltern geht. 3G- und andere Regeln mögen für private Feiern wegfallen. Trotzdem kann beispielsweise der Schnelltest vor dem Treffen an Ostern oder vor der Hochzeit der Nichte eine möglicherweise unentdeckte Infektion anzeigen und so eine Ansteckung von Familie und Freunden verhindern. Der Aufwand ist minimal, der Ertrag kann ein großer sein. Hier läuft es wieder darauf hinaus, den richtigen Grat zwischen Vorsicht und eventueller Nachsicht zu treffen. Nicht nur für sich selbst, auch für andere.