Was die Bakterien in unserem Verdauungstrakt mit unserer Haut zu tun haben und wie wir sie positiv beeinflussen können, erklärt Dermatologin Michaela Axt-Gadermann.
Gesundes MikrobiomSechs Tipps, wie wir unsere Haut mithilfe des Darms verbessern
Was tun Darmbakterien für unsere Haut? „Sie können viele Substanzen produzieren, die wir auch im Creme-Tiegel oder in einer Lotion finden. Zum Beispiel Antioxidantien, Ceramide oder Milchsäure“, sagt Dermatologin Michaela Axt-Gadermann, die als Professorin für integrative Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg tätig ist.
Ein gesundes Mikrobiom, so der Name für die Gesamtheit der Mikroorganismen, die auf und in uns Menschen leben, könne auch die Hyaluronsäure-Bildung der Haut anregen, die mit dem Älterwerden zunehmend nachlässt. Kinderhaut produziert noch sehr viel von dem wasserbindenden Stoff, weshalb sie so schön glatt wirkt. Später kaufen wir teure Cremes mit Hyaluronsäure, könnten deren Wirkung mit einem vielfältigen Mikrobiom aber auch auf günstigere Art erzielen.
Das Mikrobiom im Darm kann man positiv wie negativ beeinflussen
Haben wir Einfluss auf unser Mikrobiom? „Ja, ich kann mein Mikrobiom sehr gut beeinflussen, in positiver wie in negativer Richtung“, betont Axt-Gadermann. Bei der Einnahme von Antibiotika etwa würden schlechte wie gute Bakterien abgetötet. „Und wenn ich wenig Ballaststoffe zu mir nehme, nimmt die Bakterienvielfalt in meinem Mikrobiom ab.“ Vor allem spezielle „präbiotische Ballaststoffe“ seien „Bakterienfutter“, sie würden von den Mikroorganismen fermentiert, also verarbeitet, und so in für uns nützliche Substanzen umgewandelt. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung laute, täglich mindestens 30 Gramm Ballaststoffe zu sich zu nehmen. „Im Schnitt nehmen wir aber nur 20 Gramm auf.“
Verlosung zum Women’s Health Day
Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann ist Referentin beim Women’s Health Day, dem Event für Frauengesundheit, am 27. April 2024 in Köln, alle Infos und Tickets zur Veranstaltung unter womenshealthday.de. Wir verlosen einmal zwei Tickets zum Women’s Health Day und 5 Bücher: Michaela Axt-Gadermann: „Gesund mit Darm. Fitter, gelassener und jünger mit dem richtigen Mikrobiom“, Südwest, 240 Seiten. Schreiben Sie bis Freitag, 29. März, eine E-Mail mit dem Betreff „Frauengesundheit“, Ihrem Namen, Adresse und Telefonnummer an folgende Adresse: magazin@tageszeitung.koeln. Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Veranstalter des Gewinnspiels ist die M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co. KG. Bei einer Teilnahme gelten unsere AGB als akzeptiert: www.ksta.de/gewinnspiel-agb, www.rundschau-online.de/gewinnspiel-agb
Eine aktuelle Untersuchung habe gezeigt, dass Bakterien, die Zellulose abbauen, einen Bestandteil von Pflanzenwänden, immer weniger werden in den westlichen Ländern. „Weil wir zu wenig Pflanzenkost essen“, sagt Axt-Gadermann. Es wurde auch festgestellt: Indigene Stämme im Amazonas-Gebiet haben 400 bis 500 unterschiedliche Bakterienstämme im Darm. Bei uns sind es nur noch 200 bis 250. „Der Artenreichtum des Mikrobioms ist aber sehr wichtig für unsere Gesundheit“, betont die Expertin.
Sechs Tipps, um über den Darm die Haut positiv zu beeinflussen:
- Auf eine abwechslungsreiche, pflanzenbetonte, ballaststoffreiche Ernährung achten. Dabei ist eine gute Versorgung mit präbiotischen Ballaststoffen besonders wichtig. Sie sind zum Beispiel in folgenden Nahrungsmitteln enthalten: Zwiebeln, Lauchgemüse, Topinambur, Pastinaken, Knoblauch, Bärlauch, Spargel, Haferflocken, Hülsenfrüchten, Cranberrys, Mandeln, grüner Tee, Kaffee.
- Kaffee? Ja! „Man weiß, dass zwei bis fünf Tassen Kaffee pro Tag sehr gut für uns sind“, sagt Axt-Gadermann: „Wer regelmäßig Kaffee trinkt, bekommt seltener Parkinson oder Demenz und hat eine gesündere Leber. Kaffee schützt vor Darmkrebs und Darmerkrankungen, außerdem vor Pigmentflecken und weißem Hautkrebs. Das liegt daran, dass Kaffee sehr viele Antioxidantien enthält.“
- Bei Hautproblemen, zum Beispiel Neurodermitis, Akne oder vorzeitige Hautalterung, kann es sinnvoll sein, ein Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Bakterien und präbiotischen Ballaststoffen einzunehmen. Hautalterung lässt sich offenbar positiv durch die Einnahme von Lactobazillus plantarum beeinflussen, das hat eine koreanische Studie ergeben. Laut Axt-Gadermann wurde die Haut nach drei Monaten elastischer, Falten wurden reduziert und die Feuchtigkeitsversorgung verbessert. Das Bakterium komme natürlicherweise auf Pflanzen und im Boden vor, wir nehmen es unbewusst mit Obst und Gemüse auf oder wenn wir uns im Freien bewegen. Die Einnahme als Nahrungsergänzungsmittel ist ebenfalls möglich.
- Bewegung in den Alltag einbauen, denn Studien haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig Sport treiben, ein vielfältigeres Mikrobiom haben.
- Raus in die Natur gehen, Waldspaziergänge machen, im Garten arbeiten oder zumindest etwas Grün auf den Balkon pflanzen. Wir nehmen Bakterien nicht nur über Nahrungsmittel, sondern auch aus der Luft, dem Boden oder von Mitmenschen auf. Und Studien haben gezeigt, dass der Aufenthalt in naturnahen Gebieten das Mikrobiom positiv beeinflusst.
- Geduld haben – denn nach einer Umstellung des eigenen Lebensstils verändert sich das Mikrobiom zwar schon nach rund einem Monat. Doch bis zu einer Besserung der Symptome dauert es mindestens zwei, eher drei Monate.