Musik oder einen Podcast zu hören, hilft nicht nur beim Einschlafen. Man wacht auch nachts seltener auf.
13 Studien untersuchtMusik hilft beim Einschlafen – Aber welche ist die beste?

Musik oder ein Podcast hilft vielen Menschen beim Einschlafen.
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Es ist ein vergiftetes Kompliment, aber wir hören es immer wieder: „Ich liebe Euren Podcast“, so die Einleitung, „Ihr habt so beruhigende Stimmen, ich könnte ohne Euch fast nicht mehr einschlafen“. Und das ist ganz ernst gemeint: Beruhigende Stimmen helfen beim Einschlafen – offenbar unabhängig von dem, was sie sagen. Und das entspricht auch meiner eigenen Erfahrung: Ich höre häufiger Podcasts (nicht den eigenen!), schlafe unglaublich schnell dabei ein – und kann mich am nächsten Morgen maximal an die ersten Sätze erinnern. Es funktioniert offenbar.
Nun gibt es dutzende Tipps zum Einschlafen (und wir haben an dieser Stelle auch schon darüber berichtet). Eine anscheinend sehr effektive und wohl auch sehr verbreitete ist nicht nur das Hören von Sprachbeiträgen (Podcasts), sondern vor allem auch das von Musik. Manche Menschen ertragen offenbar die Stille im Schlafzimmer nicht – und schlafen schlecht ein. Viel schlechter jedenfalls als etwa vor dem Fernseher (oder im Konzerthaus, im Zug oder auf Kongressen). Dabei ist aber der Nachteil, dass man irgendwann doch aufstehen und ins Bett gehen muss – und dann möglicherweise dort wach liegt. Mit dem Kopfhörer kann man stattdessen im Bett Musik hören, und mit einer „Schlaffunktion“ schaltet sich das Handy nach einer vorbestimmten Zeit ab.
Musik hören: Auch die Schlafdauer verbessert sich
Und das scheint zu funktionieren, wie Cochrane Deutschland herausgefunden hat. Das Forschungsnetzwerk untersucht seit über drei Jahrzehnten systematisch die existierende Studienlage zu medizinischen Fragen. Hier: über das Einschlafen bei Musik. Die Forscher haben 13 Studien mit insgesamt gut 1000 Teilnehmern untersucht. Die hatten – je nach Studie – täglich 25 – 50 Minuten Musik gehört – meist direkt vor dem Einschlafen. Dabei verbesserte sich erstens die Zeit, die zum Einschlafen gebraucht wurde. Überraschender war allerdings, dass sich auch die Schlafdauer verbesserte: Die Betroffenen wachten offenbar nachts seltener auf. Allerdings weisen die Forscherinnen und Forscher darauf hin, dass die Studien teils mit hoher Unsicherheit behaftet seien. Aber auch andere, „vertrauenswürdigere“ Studien kämen zu einem ähnlichen Resultat: Musik hilft beim Ein- und beim Durchschlafen.
Aber welche Musik ist die beste? Klassik? Rock oder Pop? Schlager? Darüber gibt es ausdrücklich keine begründbaren Aussagen. Natürlich scheint beruhigende Musik besser als Hardrock – oder was auch immer. Aber die Frage, was beruhigend wirkt, scheint im Ohr des Hörers zu liegen. In einem Artikel „warnt“ Cochrane (im Scherz) nur vor einem Musikstück: einer Symphonie von Haydn, der mit dem Paukenschlag. Die ist nämlich von Joseph Haydn vor über zwei Jahrhunderten bewusst so komponiert worden, dass Zuhörer nach einer längeren, ruhigen Melodie plötzlich und unerwartet mit einem Paukenschlag geweckt werden. Das wäre beim Einschlafen keine gute Idee.
Wir empfehlen natürlich unseren eigenen Podcast: „Das Gehirn und der Finger“. Schon wegen unserer offenbar beruhigenden Stimmen!